Freitag, 8. April 2022

Was verbirgt sich hinter dem Kiefernnadelbad Wolfach im Kinzigtal?

Wolfach Kiefernadelbad

Der Ursprung des Wolfacher Bades, dem Funkenbad, liegt im Dunkeln. Erstmals wird es in einer Notiz 1491 des Fürsten Heinrich zu Fürstenberg als „badhofstätt zue Wolffach“ erwähnt. Weiterhin taucht es in einem Brief von Oberamtmann Johann Branz 1595 auf, der ein „Geschwulst am Pedal“ hatte. Er sollte zwecks Heilung zum Sauerbrunnen nach Rippoldsau. Da ihm dies nicht möglich war, trank er das Sauerwasser von dort und badete hier im Badwasser und wurde geheilt. Deswegen wurde einer Christa Branz auferlegt, das Funkenbad bei der Quelle am Vorstadtberg zu errichten. Der Weg zur Badstätte am Vorstadtberg hieß im Volksmund die Funkenbadgasse und ist die heutige Funkenbadstraße.

Die salinisch-eisenhaltige Mineralquelle am Vorstadtberg zog nur wenige hunderte Gäste an, da diese im Schatten des Rippoldsauer Brunnen stand. Dort war schon immer ein frivoles Treiben üblich, dagegen war das Kiefernnadelbad in Wolfach eine eher traurige Angelegenheit mit ihren primitiven Badezuber ohne Bewirtung. Erst 1772 ging ein Gesuch für einen Ausschank vom Bader Philipp Baumer beim Oberamt Wolfach ein. Mitte der 50er Jahre des 19. Jahrhunderts war das Bad in einem verwahrlosten Zustand. Aber die damaligen Besitzer des Bades, Wolfacher Bürger, gewannen einen tüchtigen Käufer, Balzer Göhringer, aus dem Geschlecht der erfolgreichen Rippoldsauer Badbesitzer. Er ersetzte zugleich tatkräftig 1856 das baufällige Badhaus durch ein neues. Die Quelle wurde durch einen Schacht neu gefasst und eine neue Pumpe installiert. Die Quelle wurde von Prof. von Babo Freiburg chemisch analysiert. 1857 wurde durch Balzer Göhringer eine neue Heilanstalt „Mineral- und Kiefernadelbad“ eröffnet. Und siehe da, gleich wurden mehr Kurgäste gezählt. Diese suchten Linderung bei Rheumatismus, Gicht, Hautkrankheiten und Nervenschwäche.

 

Um die in Mode gekommenen Kiefernadelbäder ausreichend zu versorgen, gründete Göhringer in Wolfach unter dem Namen seines Schwiegervaters die „Johann Krausbeck & Comp.“, eine Kiefernadel Dekot Fabrik. Sie produzierte Kiefernadelöl, -extract, -essenz, -seife, -wolle, -drops. Die Bäder wurden als Wannen- und Dampfbäder verordnet. Dazu kamen aus der neu errichteten Molkenanstalt Ziegen-, Esel- und Kuhmolken. Dazu baute Göhringer die dazu gehöhrende



Gastwirtschaft. Der Kuraufenthalt wurde zum Erlebnisaufenthalt. Neben Wanderungen wurden Fisch- und Jagdmöglichkeiten angeboten. Das Ergebnis war, dass 1868 327 Kurgäste darunter 113 Ausländer gezählt wurden.  Wobei zu bemerken ist, dass unter Ausländer damals nicht nur Franzosen oder Engländer fallen sondern auch Württemberger und Bayern.

 

1880  vergrößerte und baute Adlerwirt Rudolf Neef das Anwesen aus und setzte neue Impulse. Gleichzeitig entstand nach und nach ein parkartiger Garten mit vielen lauschigen Plätzen. Seine Witwe Berta ließ 1890 einen geräumigen Speisessaal bauen, legte für die Engländer 1885 einen Lawn-Tennisplatz an und infolge des großen Zuspruchs 1895 ein Ballsaal. Stadtkapelle und Liederkranz nutzen den Kurgarten zu ihren Darbietungen.

 

Mit dem Ersten Weltkrieg veränderte sich das Badeleben total, denn die Bevölkerung hatte andere Sorgen. Es wurde zwar 1918/19 nochmals versucht das Kiefernadelbad neu zu beleben, aber weite Schichten der Bevölkerung waren verarmt. Das Badhotel ging wie immer in solchen Fällen durch verschiedene Hände, die aber nichts verbesserten.

 

Der Kurgarten ist heute im städtischen Besitz, der Mineralbrunnen im Park erinnert noch an die Glanzzeiten des Mineralbades, das Kurgartenhotel wird heute von einer Beherbergungskette erfolgreich geführt.