Freitag, 15. April 2022

Was verbirgt sich hinter dem Laurentiusfest auf dem Feldberg?

Laurentiuskapelle

Der Feldberggipfel, See- und Baldenweger Buck waren früher nicht wie heute baumfreie Flächen sondern waren mit lückenhaftem und verkrüppeltem Baumwuchs bis auf die obersten Gipfel versehen. Da in den Tälern für das Vieh nicht genügend Weideflächen vorhanden waren, wurde die Flächen im Mittelalter abgebrannt, um Weideflächen zu erhalten. Entsprechend den Gemeinden, die auf dem Feldberg zusammenstießen, wurde für das Vieh und ihre Hirten (Herder) für die Sommermonate Hütten gebaut. So entstanden nach und nach die Menzenschwander-, Zastler-, Lenzkircher- Baldenweger-, Todtnauer- (wurde schon 1537 urkundlich erwähnt) und St Wilhelminerhütte. Der Weideauftrieb erfolgte zumeist in der zweiten Maihälfte, der Abtrieb erfolgte spätestens Ende September.

 

Am Tag des heiligen Lautentius (10.8.) auch Lorenzitag genannt, ist der große Tag der Weidewirtschaft, denn Laurentius ist der Schutzpatron der Viehhirten. Kaiser Valerian ließ im Rahmen der Christenverfolgung Papst Sixtus verhaften und enthaupten. Auf den Weg zur Enthauptung bekleidete Laurentius den Papst. Sixtus wies Laurentius an, den gesamten Kirchenschatz unter den Armen zu verteilen. Was dieser auch tat. Damit war sein eigenes Todesurteil beschlossen. Nach seinen Todesqualen wurde er schließlich auf dem Rost verbrannt. Fallen an seinem Todestag, den 10. August, Sternschnuppen vom Himmel spricht man von den „Laurentius-Tränen“.

  

Fällt der Lorenzitag auf einen Sonntag wird er auf den Samstag davor vorgezogen. Schon am frühen Morgen waren die Weideviehbesitzer auf den Hütten anwesend, besuchten die anderen Hütten. Dazu gesellte sich die Kaufliebhaber von nah und fern. Ein ansehnlicher Teil des Weideviehs wechselte auf diesem Viehmarkt den Besitzer. Nach beendigtem Handel besiegelte der Handschlag den Kauf und in der St Wilhelminer Hütte verzehrte der Käufer zusammen mit dem Verkäufer und seinen Angehörigen das Glücksbrot – ein Bauernbrot aus dem Hause des Verkäufers. Unterkunft und Bewirtung auf den Hütten wurde schon 1841 geregelt. Wohl gegen Ende des 19. Jahrhunderts fanden Musik und Tanz in den Hütten Eingang. Wenn die Märkte ihrem Ende zugingen wurde auch der „Feldbergrutscher“ getanzt, ein Volkstank aus dem Feldberggebiet.

 

Heute ist der Lorenzitag das bedeutendste Fest des gesamten Hochschwarzwald. Es beginnt um 9.30 Uhr mit einem Feldgottesdienst an der Todtnauer Hütte zelebriert durch den Freiburger Erzbischof. Zu Beginn des Gottesdienstes erhalten die Kühe und Ziegen ihren Segen. Nebenan befindet sich auch seit 1945 eine Waldkapelle, die Laurentiuskapelle, die die Familie Kunz der Todtnauerhütte aus Anlass einer gesunden Heimkehr beider Söhne aus dem Zweiten Weltkrieg errichten ließ. Das Altarbild zeigt in der Mitte Maria mit dem Jesuskind, flankiert von den Viehpatronen Antonius (rechts), Wendelin und Leonhard (links). Untermalt wird der Festgottesdienst von einer Trachtenkapelle aus der Umgebung. Nach der hl. Kommunion und dem Segen der Geistlichen, brechen die Gottesdienst-Besucher dann gemeinsam auf, um ihre eigenen Wanderungen von und zu den anderen Hütten mit „Hirtenchilbi“ und „Hüttengaudi“ anzugehen. Und so sind die Hütten das Ziel von Bürgermeistern, Gemeinderäten, Landtagsabgeordneten, aber auch zahlreicher Hirten und Bauern oder Gästen der Region, die in den vielen Hütten rund um den Feldberg feiern einen schönen Tag erleben wollen.

 

Ein bunter Zug von Feiernden zieht von Hütte zu Hütte, und man trifft sich immer wieder. Bei Musik und Tanz geht es bis in die späte Nacht. Der neu heraufziehende Tag begrüßt die letzten Heimkehrer.

Laurentius 10.8. Patrozinium