Freitag, 18. März 2022

Was verbirgt sich hinter dem Unternehmen SBS in Schonach?

Schonach 1910

Wie überall im Schwarzwald waren die Uhrenwerkstätten Manufakturbetriebe, die Uhren in Einzelfertigung als Unikate herstellten. Der Wechsel von Holzuhrwerken zu Metallzahnrädern war schon vollzogen. 1857 tauchten die ersten 1000.000 industriell gefertigten Uhren aus Amerika in Hamburg auf.

 

Josef Burger (1823-18888) aus Yach unter dem Rohrhardsberg stammend lernte er bei Josef Siedle in Schönwald die Technik der Weiterverarbeitung von Gussstücken zu Uhrenbestandteilen. 1856 baute Josef Burger in einem  gemieteten Haus eine Messinggießerei zur Herstellung von rohen Gussteilen. Diese wurden von den Uhrenfabriken und Uhrmacher zu Zahnrädern und Hebel weiterverarbeitet. Sie ersetzten die Holzteile in der Uhr. Der Erfolg seines Fleißes war die Gründung der „Fabrik für Uhrenbestandteile & Metallgießerei“.

 

1874 konnte Josef Burger im Untertal von Schonach ein erstes Fabrikgebäude errichten, denn er erkannte dass die Rohlinge weiterverarbeitet werden können und sich dadurch die Gießerei zur Fabrik verlängert werden kann. In den neuen Räumen fanden die dafür vorgesehenen wasserkraftgetriebenen Maschinen den notwendigen Platz. Ein Jahr später gesellte sich die erste Dampfmaschine der Region als Energiequelle hinzu. Die beiden Söhne Hermann und Hartmann unterstützten den Vater mit Tatkraft und neuen Ideen, so dass sie 1886 das Unternehmen als „Jos. Burger Söhne“ firmierten. In diesem Jahr wurde auf Grund der sozialen Einstellung des Ehepaars Burger die Betriebskrankenkasse für die Belegschaft gegründet, die erst 2003 in einer BKK aufging.

 

Um sich von der Uhrenproduktion etwas unabhängiger zu machen, erschlossen die Junioren die angrenzenden Geschäftsfelder mit Erfolg. Dies waren Zählwerke für Gas- und Wasserwerke, da überall die  kanalisierte Trinkwasserversorgung den Dorfbrunnen ablöste, das Gas zur Beleuchtung der Städte benötigt wurde. Mit dem Siegeszug der Schallplatte kamen die Laufwerke der Grammophone hinzu. Natürlich führte diese erfolgreiche Expansion zur Erweiterung der Gebäude und zur Automatenfertigung bis kurz vor dem Ersten Weltkrieg.

 

Die Söhne, Ernst und Eugen, von Hartmann Burger übernahmen 1913 und 1927 als dritte Generation Verantwortung, um das Unternehmen gut durch die Folgen des Ersten Weltkrieges und die schwierigen 20er Jahre zu bringen. Auch den Zweiten Weltkrieg überstand das Unternehmen trotz Demontage durch die Franzosen erfolgreich. Amerikanische Soldaten und später die Besucher brauchten danach den ersehnten Aufschwung. Souvenirs in Form der Kuckucksuhr aus dem Schwarzwald waren gefragt wie nie. Was lag näher den Kuckucksuhrenhersteller ganze Uhrwerke und die nötigen Zubehörteile erfolgreich anzubieten und zu liefern.

 

1956 trat der Sohn von Ernst Burger, Rolf, als vierte Generation in das Unternehmen ein. 1958 wird das Unternehmen aus steuerlichen Überlegungen aufgrund der mittlerweile vielen Gesellschaftern aufgeteilt. Der Bereich Press-, Dreh- und Armaturenteile kommen zur neu gegründeten „Burger Industriewerk KG“ (BIW). Während der Bereich Uhren und Getriebe bei der „SBS Feintechnik“ angesiedelt wurde, die von Rolf Burger 1968 als Geschäftsführer geführt wurde.

 

Heute bedient die „SBS Feintechnik“ geführt in fünfte Generation unter Thomas Burger seit 1993 erfolgreich fünf Märkte: Automotive, Haushalts-, Gebäude- und Medizintechnik. Die „Burger Group“ umfasst neben der „SBS Feintechnik“ noch 6 weitere Firmen außer Deutschland in der Schweiz und Tschechien.