Freitag, 11. März 2022

Was verbirgt sich hinter dem Luchs im Schwarzwald?

 


Der Luchs -im Volksmund „Pinselohr“ genannt- gehört zur Familie der Kleinkatzen, obwohl er eine Kopf-Rumpflänge von 85 bis 110 cm und eine Schulterhöhe von 50 bis 75 cm erreicht. Unverkennbar ist sein Backenbart und die Spitzen der Ohren tragen schwarze Pinsel. Die Weibchen haben ein begrenzteres Revier während die Männchen Gebiete bis 250 km² durchstreifen. Zur Nahrung gehören Vögel, Hasen- und Nagetiere, sowie Huftiere bis zur Hirschgröße. Er verhält sich äußerst scheu und jagt in der Dämmerung oder Nacht.

 

Der letzte Luchs im Schwarzwald wurde 1770 im Weisenbach nahe Kaltenbronn geschossen, nachdem er Jahrzehnte lang systematisch verfolgt und ausgerottet wurde. In Winternächten war er leicht zu lokalisieren, wenn er seine Ranzschreie auf der Suche nach einem Weibchen tätigte. Am nächsten Morgen konnte der Jäger leicht seinen Spuren im Schnee zum Versteck folgen. Er galt als Konkurrent des Jägers und war bei den Bauern mit Schafherden nicht gerne gesehen, obwohl es im Schwarzwald größere Schafherden kaum gab und gibt.

 

Bisher gab es noch keine Initiative für eine Wiedereinbürgerung des Luchses wie in der Schweiz.  Bestrebungen der Landesforstverwaltung in den 70er Jahren wurde aber mit touristischen Argumenten verhindert. Vereinzelte Luchsbeobachtungen im Schwarzwald und ein überfahrener Luchs auf der Autobahn bei Bad Krotzingen 1988 zeugen davon, das große Verkehrs-, Siedlungsbarrieren und Flüsse wie der Rhein kein Hindernis darstellen.

 

Nachdem in Brüssel bei der EU bekannt wurde, dass wohl vereinzelt Luchse im Schwarzwald anzutreffen sind, wurden 15 Schwarzwälder FFH-Gebiete mit 34.000 ha ausgewiesen. Das bedeutet, dass bestandstützende Maßnahmen bzw Wiedereinbürgerungen erteilt werden muss.

 

Mittlerweile gilt es als gesichert, dass sich 5 Luchse im Schwarzwald aufhalten. 2015 wurde ein Luchs am Rohrhardsberg gefangen und mit einem Halsband versehen und wieder frei gelassen. Dabei wurde festgestellt, dass er eine Wanderung bis kurz vor Ulm und dann wieder zurück zur Oberen Donau unternommen hatte. Vergleiche mit Fotofallen ergaben, dass er aus den Schweizer Alpen zugewandert war. 2016 wurden zwei weitere Luchse im Belchengebiet und im zentralen Schwarzwald lokalisiert. Die lokalisierten Luchse sind wohl Kuder (männliche Tiere), die sich in der winterlichen Ranzzeit auf Brautschau begeben. Weibliche Luchsinnen neigen zur Sesshaftigkeit, so dass die Brautschau der Kuder wegen der stark befahrenen Verkehrswege eine große Gefahr für die Tiere dar stellen. So wurde 2009 auf der A 9 bei Merklingen ebenfalls ein Luchs überfahren.

 

Die Lösung wäre: Weibliche Luchse müssen her! Doch noch sträuben sich Jäger- und Bauernschaft gegen die künstliche Nachhilfe, wie sie in den nächsten 5 Jahren im Pfälzer Wald geschieht oder wie in Schweiz wo 1983 Wiedereinbürgerung betrieben wurde.