Die Erzählungen der heimkommenden Uhrenträger reizten natürlich manchen Uhrenbauer. Aber eine solche Uhrenfigur war für einen einfachen Wälderkünstler doch zu schwierig und der Hahnenschrei ist nicht immer gleich. Takt und Melodie stimmen selten überein. Alle anderen Tiere waren schwierig mechanisch nachzuahmen. Nur der Kuckucksruf war mit einer großen Terz möglich. Dafür brauchten die Tüftler zwei Pfeifen mit jeweils einem Blasebalg.
Franz Anton Ketterer aus Schönwald hatte um 1730 das technische Problem mit Hilfe des Blasebalgmechanismus der Kirchenorgel gelöst. Er baute einen Kuckuck in seine Schilduhr mit einem Kuhschwanzpendel ein. Seither hat sich die Technik der Kuckucksuhr nicht verändert. Ein Hebstiftenrad zieht zwei kleine Blasebälge auf, die dann nacheinander zusammenklappend zwei gedeckte Lippenpfeifen anblasen. Ob Ketterer schon den beweglichen Kuckuck hatte, ist nicht nachgewiesen. Mit Sicherheit waren das dann bei den anderen Tüftlern soweit: Michael Dilger aus Neukirch oder Matthias Hummel aus Waldau. Die Bewegung des Kuckucks wird mit dem Auf- und Abgehen des Blasebalgs angetrieben.
Die Kuckucksuhr hat in den verschiedensten Ausführungen den Siegeszug in die verschiedenen Länder angetreten und mehr wie jede andere Uhrensorte den Weltruf der Schwarzwälder Uhren verbreitet. 1756 zogen Johann Schwarzwälder und Johann Epting aus St Georgen sogar nach Pennsylvania. Dort konnten sie in einer Schenke nahe Pittsburgh die Farmer davon überzeugen, dass eine Kuckucksuhr kein Teufelswerk ist. Diese waren nämlich erschrocken, als plötzlich der Kuckuck die Stunde ausrief und danach wieder verschwand.
Mitte des 19. Jahrhundert empfahl Friedrich Eisenlohr der Furtwanger Uhrmacherschule die Form der Kuckucksuhr an den Bahnhäusle der neu gebauten Schwarzwaldbahn zu orientieren. So wollten sie die kränkelnde Uhrenindustrie des Hochschwarzwalds aus der Kriese führen. Damit war die Bahnhäusleuhr geboren und trat mit allerlei Verzierungen den Siegeszug in die Welt an.
1858 versuchte die Uhrmacherschule den Kuckuck durch andere Tiere zu ersetzen, da immer der Kuckuck zu langweilig sei. Die meckernde Ziege, brüllende Kuh oder der bellende Hund verschwanden als Geschmacksverirrungen in der Versenkung. Aber auch der Wachtelruf konnte sich nicht durchsetzen, da zu langweilig.
Die traditionelle Kuckucksuhr trat nach dem Zweiten Weltkrieg bei den Amerikaner und Asiaten einen neuen Siegeszug an, wenn sie die Uhrenstraße nach Triberg besuchten. Blieb allerdings der Besucherstrom wegen Dollarschwäche weg, kränkelnde die Schwarzwälder Kuckucksuhrenindustrie. Um diesem zu entgehen, begann Rombach & Haas in Schonach mit anderen Herstellern das Aussehen der Kuckucksuhr zu modernisieren. Sie wurde für die Jugend attraktiver gestaltet. Seither hat sich das das Aussehen in Farbe und Form mit Erfolg völlig verändert. Nur der Kuckuck ist geblieben.
Kuckucksuhr 1927 |
Kuckucksuhr modern |