Jakob Joseph Hoffmann wurde 1854
in Neuenbürg geboren, verdiente sein
Studium mit mancher Müh und Plag nebenher. Er wurde 1874 als Lehrer in
Oberwolfach, 1874 drei Jahre in den Forstkolonien
Hundsbach-Herrenwies im Bezirk Bühlertal Nordschwarzwald eingesetzt. Es
folgten 1878 Reichenbach(Odenwald), 1891 Schapbach, 1899 Burbach, 1910
Schwaibach (Gengenbach) und starb hoch dekoriert mit dem „Zähringer Löwen“ vom
damaligen Großherzog selbst ausgezeichnet 1917 in Walldürn.
1874 lag der Vorgänger im
Schuldienst in Herrenwies und Hundsbach im Sterben. Was lag näher, nachdem sich
niemand freiwillig meldete, einen zwanzigjährigen Junglehrer ins „badische Sibirien“ zu verpflichten. Die
Forstkolonien Hundsbach und Herrenwies, in denen Unterricht zu halten war,
liegen mindestens 2 Stunden Fußweg auseinander und zu unterrichten waren damals
insgesamt 15 Kinder. Die Kolonisten waren die Nachkommen in Herrenwies der
Glasmacher und in Hundsbach die zugewanderten Salzburger und Südtiroler
Holzknechte.
Es liegen zwar nur knapp 150
Jahre zurück, aber trotzdem lohnt es sich die damaligen unvorstellbaren
Zustände eines Lehrers, sich näher beschreiben zu lassen:
In Bühl mit dem Zug angekommen,
nahm Hoffmann seine persönlichen Sachen –einen Koffer und ein
zusammengeschnürtes Bündel mit einem leeren Strohsack- und hielt nach dem
zugesagten Kolonierat Ausschau. Dieser bestand aus einem kleinen Männlein, dem
Stabhalter, und den Kolonieräten Schnurrenmichel Andres und dem Schnapsjockel
Christian. Und „Donner und Doria“ entfuhr es Hoffmann, denn das Fuhrwerk
bestand aus einem abgelegten Futterwagen mit einer Kuh davor. Dieser Tross
zottelte das Bühlertal hoch und die Kuh war offensichtlich lokalkundig, denn sie
wusste genau an welchem Wirtshausschild sie halten musste, um den
obligatorischen Schoppen zu nehmen. Die letzten Stationen waren gegen
Mitternacht die Waldschänke Sand und Hundseck.
In Hundsbach dann endlich
angekommen sah Hoffmann eine alte Baracke und erfuhr, das sei das Schulhaus.
Darin waren eine Stube und zwei kleine Kammern, kein Stuhl, Bett oder Tisch. Im
Schulraum entdeckte er drei Bündel Stroh und steckte diese in seinen Strohsack,
um die Nacht zu verbringen. Morgens weckte ihn das Klopfen einer
Strohflechterin, die ihr deponiertes Stroh holen wollte. Selbst die Polizei
suchte nach dem verschwundenen Stroh. Aber der wahre Dieb, der auf dem Stroh
gut schlief, wurde nie ermittelt. Da das Haus mehr als baufällig und zugig war,
übersiedelte Hoffmann in den „Grünen Baum“. Dort gab es im Gegensatz zur
zugigen Luftkurstation des Schulhauses eine Warmluftheizung in die Kammer. Aber
mit der Warmluft des Kachelofens kam auch allerlei Duft und Gestank der Küche
mit nach oben. Auch musste er ab und zu die Kammer mit allerlei Schlafkameraden
–Hausierer, Bettler und lichtscheues Gesindel- teilen.
Hoffmann versah am Samstag,
Sonntag und Montag den Unterricht in Herrenwies, an den anderen Tagen in
Hundsbach. Nebenher verwaltete er das Amt des Organisten in beiden
Forstkolonien, war zuständig für die Schreibarbeiten des Kolonierates, für den
Revierförster und das Grundbuch. Als Fremdenführer beim „Kurhaus Herrenwies“
besserte er seinen Gehalt als Lehrer auf. 30 Mark gab es zusätzlich für
Fortbildungsschüler, die er gar nie unterrichtete. Als der Kreisschulrat eines
Tages zur Prüfung kam, hat er sich einfach einen Bühlertäler Viehbub
ausgeliehen, den er für die Prüfungsaufgabe verpflichtete.
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