Die Chinesen haben unter strengsten Strafen die Ausfuhr der Seidenwurmeier verboten, um das Monopol zur Herstellung der begehrten Seide zu behalten. Im Jahre 555 gelang es 2 Mönchen jedoch mehrere Eier nach Europa zu schmuggeln. Damit begann der Siegeszug der Seidenherstellung in Europa. Um 1148 wurde sie in Sizilien heimisch. Irgendwann gelang auch der Sprung über die Alpen. Im Südschwarzwald war es der damalige Markgraf Carl Friedrich, der ab 1749 durch Verordnungen die Seidenraupenzucht vorantrieb. Wichtig war eben besonders der weiße Maulbeerbaum als Fressgrundlage für die Raupen. Deswegen wurden die „Unterthanen“ mehrfach aufgefordert, weiße Maulbeerbäume zu pflanzen. An Straßen, Wegen, Bächen, Gräben, vor allem auf Friedhöfen und Kirchplätzen waren mehrere weiße Maulbeerbäume anzupflanzen.
Gleichzeitig wurden auch die Schulmeister in die Pflicht genommen, bezüglich Pflanzung und Wartung der Maulbeerbäume sowie die Erziehung und Bereitung der Seide zu unterrichten. Die Arbeiten sollten nicht nur Kindern sondern auch gebrechlichen Personen eine Verdienstmöglichkeit geben. An die Ober- und Forstämter ging die Anweisung genaue Listen zu führen über die Maulbeerkulturen, welche Pfarrer und Schulmeister Maulbeersamen und Eigelege für die Seidenraupenzucht angefordert hatten. Strenge Strafen gab es bei Zuwiderhandlungen und Beschädigungen der Maulbeerbäume. Auch der Wiener Hof unter Maria Theresia 1765 und später unter Joseph II 17779 erließen entsprechende Anweisungen für die Vorderösterreichischen Lande.
Die Kokons werden vor dem Schlüpfen des Schmetterlings eingesammelt, die Puppen mittels heißem Dampf getötet und in heißes Wasser gelegt. Dort werden sie leicht gepeitscht oder gebürstet. Ein Kokon enthält 3.000 m Faden. Das Mittelstück des Fadens –ca 1.000 m- ergibt die kostbare Haspelseide. Aus den Anfängen und Endstücken sowie beschädigten Kokons wurde die Florettseide hergestellt.
In zahlreichen Tälern des Südschwarzwaldes standen in den Stuben Webstühle, mit denen die kärglichen Einkommen aufgebessert und Seide gewebt wurde. Die maschinelle Ausstattung wurde immer vom Fabrikanten gestellt. Im Hotzenwald war die Textilheimarbeit Hausindustrie.
Das Stadtbauamt von Waldshut-Tiengen war vor dem Umbau 1989 der ehemalige „Seidenhof“. Dieser berichtete noch 1862 vom Handel mit Maulbeerblättern. Allerdings brachte eine verheerende Welle tödlicher Krankheiten Mitte des 19. Jahrhunderts größtenteils das Ende der Seidenraupenzucht. Während des 1. Weltkrieges gab es ein kurzes Aufblühen der Seidenraupenzucht als Verdienstmöglichkeit der Kriegsinvaliden. So auch im 2. Weltkrieg, da dringen die Seide für Fallschirme der Wehrmacht benötigt wurde. Aber seit der Erfindung der Kunstseide um 1900 hat die Seidenraupenzucht keine Chance mehr.