Freitag, 9. Juni 2017

Was verbirgt sich hinter der Wolftalbahn?



1844 erreichte der Eisenbahnbau im Rheintal Offenburg, der Bau der Schwarzwaldbahn im Kinzigtal 1866 Hausach und 1878 die Kinzigtalbahn Wolfach. Es war nur eine Frage der Zeit, bis das Kinzigtal nach Freudenstadt mit der Eisenbahn erschlossen war. Da wollte natürlich das Wolftal den Anschluss nicht verpassen.



1866 forderte eine Denkschrift die Möglichkeit zu prüfen, ob eine Verbindung nach Freudenstadt durch das Wolftal anstatt durch das Kinzigtal möglich wäre. Man könne ja mit Tunnelverbindungen die Renchtalbahn  und in Freudenstadt das württembergische Eisenbahnnetz erreichen.



Treibende Kräfte dieser Lösung waren die umtriebige Hotelfamilie  Goeringer in Bad Rippoldsau. Aber auch die Fürstlich Fürstenbergische Forstverwaltung hatte großes Interesse, da das geschlagene Holz mühsam mit dem Floß zur Kinzig geflößt werden musste. Der vorhandene, kurvenreiche und schmale Karrenweg durch das Wolftal eignete sich nicht für schwere Holzfuhrwerke.



1896 bildete sich ein Organisationskomitee, das auch gleich eine Wiebadener Gesellschaft mit der Machbarkeitsstudie beauftragte. 1897 zerstörte ein verheerendes Hochwasser die gesamten Floßeinrichtungen auf der Wolf, so dass Dringlichkeit geboten sei. Infolge fehlender Floßeinrichtungen verlagerte sich der Holztransport auf den schmalen Wolftalkarrenweg. Die notwendigen Mittel von 300.000 Mark für den Ausbau dieser sollten eigentlich für den Eisenbahnbau im Wolftal verwendet werden.



Ein Kölner Ingenieurbüro fertigte konkrete Planungen der Eisenbahntrasse an. Die Trasse sollte  vom Bahnhof Wolfach über die sogenannte Insel, auf der heute die Realschule steht, geführt werden. Vor dem Schulhausbau war der Tennisplatz des TC Wolfach auf dem Gelände. Die vorgesehene Trasse war damals sichtbar und schon planiert. Der Wolfberg sollte untertunnelt werden. In Oberwolfach Walke sollte die Trasse hinter dem Hotel Hirschen nach Schapbach führen. Die Strecke sollte 1,9 Millionen Mark kosten. Der ausgesteckte Streckenverlauf wurde von den Bauern aber immer wieder entfernt, aus Angst Knechte und Mägde wandern zur Industrie ab.



1909 empfahl die zweite Kammer der badischen Landstände der Regierung „die Bahn als Staatsbahn zu bauen, sobald die Finanzlage es erlaube.“ Petition um Petition ging nach Karlsruhe und Empfehlung um Empfehlung kam vom Parlament  an die Regierung. Die Jahre vergingen.



Aber andere Projekte wie Rench- und vor allem die Murgtalbahn banden Investitionsmittel, der Erste Weltkrieg 1914 und danach die folgende Inflation ließen das Projekt Wolftalbahn still in der Versenkung verschwinden.