Freitag, 12. Mai 2017

Was verbirgt sich hinter dem Kanalbau über den Schwarzwald?



Der französische König baute in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts intensiv das Wasserstraßennetz in Frankreich aus. So wurde auch die Wasserstraße Straßburg nach Paris begonnen. Der Eisenbahnbau war erst in seinen Anfängen, von deren Wichtigkeit waren die Regierungen noch nicht überzeugt.



Im November 1826 erläuterten zwei Franzosen, Francois Albert und Constantin la Flèche  Baron von Kreudelstein der württembergischen Regierung ihr Vorhaben: Der Rhein-Marne-Kanal solle nach Osten über den Schwarzwald verlängert werden. Über Kehl könne der Kanal durch das Kinzigtal, Schiltach bis nach Schramberg gebaut werden. Von St Georgen ginge es dann weiter in den Einzugsbereich der Brigach und dann weiter bis zur Donau. Grobschätzungen haben die Baukosten auf 11 Mio Gulden kalkuliert. Damals war das eine enorme Summe, da der württembergische Haushalt ja nur 9,5 Mio Gulden betrug.


Ein weitere Projektionsgesellschaft, Bonvie & Caffin, beschäftigte sich 1827 mit einer Variante, den Rhein bis Waldshut schiffbar zu machen. Dann sollte die Wutach ab Waldshut bis Blumberg  schiffbar gemacht werden. Ein 5 km langer Tunnel sollte die Verbindung zum Einzugsgebiet der Donau herstellen.



Die hohen Zollschranken, mit denen sich die damaligen Länder zum Schutz ihres Gewerbes und Industrie umgaben, waren die Überlegungen, die das Projekt Rhein- Kinzig-Donau-Kanal unterstützten. Die Holländer könnten gezwungen sein, ihre hohen Zölle auf dem Rhein zu ermäßigen, da nun das französische Kanalnetz von Baden benutzt werden könnte, um Waren über den Kanal nach Bayern zu transportieren. Um Württemberg zu umgehen, wäre eine Trasse über Hornberg, Triberg und Villingen notwendig anstatt die Variante über württembergisches Gebiet mit Schramberg zu wählen. Voraussetzung aber, um die Projektierung voranzutreiben, waren aber konkrete Baupläne vorzulegen.



Entweder waren die Kalkulationsgrundlagen weit ab der Realität, die Planungen zu dürftig oder die Garantien nicht substantiell. Entweder fehlte die Konzession der badischen, württembergischen oder sigmaringschen Regierung, so dass sich das Projekt über Jahre hinzog.



Die Konzessionen der drei Regierungen lagen endlich im November 1835 vor. Im Februar 1836 traf  der Amsterdamer Bankier Willink, der Hauptfinanzier des Projektes in Stuttgart ein und verlangte absprachegemäß die Verzinsung des Baukapitals. Nun stellte sich heraus, dass La Flèche und sein Kompanion diese Zusage, die er den Kapitalgebern gegeben hatte, von den drei Regierungen gar nicht besaß. So erlosch die Konzession, da es keine Einigung ergab.



1837 griff der König von Württemberg den Kanalbau nochmals auf, um eine Realisierung mit dem badischen Großherzog doch noch auf Staatskosten zu realisieren. Mittlerweile waren die Eisenbahnprojekte in den Überlegungen aber schon so weit gediehen, dass die Regierungen den Kanalbau mit all der Problematik endgültig zu den Akten legten. Denn schon wenige Jahre später wurde der Eisenbahnbau zu einem wirtschaftlichen Erfolg.