Vorgänger des Orchestrions waren die
Spiel-, Flötenuhren und die Drehorgeln, die im Schwarzwald produziert wurden.
Während aus der Drehorgel die
Jahrmarktsorgel entstand, entwickelte sich das Orchestrion als
ortsfestes Instrument.
Ignaz Blasius Bruder gilt der Urahn des
Orchsetrionbaus. Er hat sich sein Wissen als Autodidakt angeeignet.1806, also
mit 26 Jahren, hatte er sich in Alt-Simonswald seine erste funktionsfähige
Orgel hergestellt und verkauft. Eine Flötenspieluhr aus dem Jahre 1822 mit 50
geschnitzten und beweglichen Figuren ist heute noch in Basel vorhanden. 1834
zog Bruder, der insgesamt 15 Nachkommen hatte, mit seinem ältesten Sohn nach
Waldkirch und begründete für 4 Generationen den traditionsreichen Orgel- und
Orchestrionbau. Mit den Jahren entstanden aus den Bruder Familien drei
Orgelfabriken.
Der andere Urahn einer berühmten
Schwarzwälder Orgel- und Orchestrionbaufamilie war Martin Blessing, 1774 in
Unterkirnach geboren. Nahezu alle Musikwerkbauer von Rang und Namen waren
Schüler von Martin Blessing, dessen Nachkommen für 3 Generationen tätig waren.
1883 ließ sich Emil Welte aus Vöhrenbach,
ein Schüler Blessings, die von ihm erfundene gelochte Papierstreifen als
Steuerung patentieren. Diese Notenrollen lösten innerhalb kurzer Zeit die
bisherigen Stiftswalzen ab.
Schon 1848 wurde in 3jähriger Arbeit ein
Riesenorchestrion gebaut. 186 Tasten betätigten die Musikinstrumente. 524
Pfeifen in 15 Register ahmten die Klangfarbe von Flöte, Pikkolo, Fagott, Oboe,
Trompete, Waldhorn und Posaune nach. Große und kleine Trommel, Triangel und
türkisches Becken vervollständigten das Ganze. Der größte Erfolg wurde 1904 mit
der Welt-Philharmonie-Orgel erzielt. Sie hatte ein Repertoire von mehreren tausend
Musikrollen.
Durch die Einführung des Rundfunkes und
des elektrischen Schallplattenspielers brach um 1926 der Verkauf der
Orchestrions völlig ein. In Waldkirch konnten sich die Familien Bruder
zusätzlich nicht auf eine Zusammenarbeit einigen. Damit war das Ende eines traditionsreichen Handwerkes besiegelt.
In Waldkirch zeigt das Elztalmuseum in
der ehemaligen Propstei des Chorherrenstift St Margaretha (erbaut 1753-1755)
auf 4 Stockwerken: den Waldkircher Orgelbau. Neben dem Elztalmuseum gibt es als
weitere Instrumentensammlung: die Waldkircher Orgelstiftung. Alle 3 Jahre
–zuletzt 2016- findet im Juni in Waldkirch ein großes Orgelfest statt.
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Orchestrion von Bruder 1925 |