Freitag, 19. Februar 2016

Was verbirgt sich hinter einem Eisgang?



Im Winter 1829/30 war ein sehr kalter Winter. Seit Martini war alles eingefroren. Als plötzlich vom 6. auf den 7. Februar ein warmer Regen kam, die Temperaturen  stiegen plötzlich an. Die Folge war, dass ein Eisgang die Kinzig hinunter jagte, der am Zusammenfluss der Wolf und Kinzig in Wolfach hängen blieb und dann wieder zusammenfror. Sehr schnell war die Kinzig ganz trocken und mit Eis ausgefüllt und suchte sich eben dann einen Weg durch die Vorstadt und Stadt. Vom 8. auf den 9. Februar kam ein kräftiger Eisgang die Wolf herunter und blieb im Eisgang der Kinzig hängen. Immer mehr nachkommendes Eis trieb die mächtigen Eisschollen durch die Straßen, so dass die großen Eisschollen bis zum zweiten Stock in der Vorstadt reichten. Das noch vorhandene Vieh musste ebenfalls in den 2. Stock gebracht werden. Die Bewohner konnten vom 2. Stock über die Eisschollen zu ihren Nachbarn klettern.



Johann Georg Straub, Gastwirt vom Roten Ochsen in der Vorstadt von Wolfach, überlieferte: „Mein verstorbener Vater flüchtete mit zwei Kühen in den 2. Stock in die Wirtsstube. Die Kühe nahmen vorhandenes Bier als Tränke und lieferten gesunde Milch dafür“.



Der Fürst zu Fürstenberg berichtete die schwere Lage von Wolfach an den König von Württemberg, welcher auf Bitten des Fürsten Pioniere und Kanoniere schickte.



Vom 15. bis 18. Februar wurden Sprengarbeiten durchgeführt und 300 kräftige Männer und Soldaten mussten täglich arbeiten, um die Kinzig und Wolf langsam frei zu bekommen. Die Schäden waren unübersehbar, so dass selbst der Fürst von Fürstenberg „seine milde Hand öffnete“ und half, wofür die Stadt und Bewohner sehr dankbar waren. 

Eisgang 1830 in Wolfach