Die Kantertalbahn von Kandern nach Haltingen fährt zwar nicht mehr im Streckenverkehr, freut sich aber als Museumsbahn dem starken Zuspruch der Bevölkerung und wird nur liebevoll „Chanderli“ genannt.
1851 erreichte
die Rheintalbahn Haltingen, ein Vorort von Weil und 1856 war der Badische Bahnhof
von Basel angeschlossen. Im Abseits liegenden Kandertal wurde Eisenerz bis zum
19. Jahrhundert abgebaut und die Bedeutung der Tonvorkommen mit der aufkommenden
Töpferindustrie verlangte einen Anschluss an die große Wirtschaftswelt.
Aber wie zur
damaligen Zeit üblich, sprach bei solchen Überlegungen zuerst das Militär mit.
Diesem stellte sich ein Anschlusses des Kandertals unter Umgehung von Basel vor:
Eine Eisenbahnlinie von der Rheintalstrecke bei Müllheim – Kandern bis Lörrach.
Dies wurde aber 1874 abgelehnt, da die Steigung 14 - 17 Promille betragen hätte
und für beladene Militärzüge zu groß gewesen wäre. Die neuen Überlegungen sahen
eine Schmalspurbahn Kandern – Haltingen vor.
Diese wurden bald wieder begraben, da ein Weitertransport der Waren von
Haltingen auf der Rheintalstrecke nur mit Umladen möglich gewesen wäre. So
wurde eine Nebenbahn Haltingen – Kandern 1895 mit Normalspur 13 km lang
feierlich eröffnet. Gleichzeitig fuhr aber auch die letzte Postkutsche ins
Museum.
Einen Aufschwung
und Erleichterung brachte das Bähnle nicht nur dem Personenverkehr sondern auch
der Industrie und Landwirtschaft. Holzhandel und Töpferei profitierten
besonders, gleichzeitig konnte nun Kohle zum Heizen herantransportiert werden.
Ab 1898 kamen Bruchsteine aus der Wolfsschlucht bei Hammerstein hinzu, da sie eine
extra Haltestation erhielt. Wie wichtig der Steintransport war, wird dadurch dokumentiert,
dass die Schwarzwälder Granitwerke einen Antrag auf Erstellung einer
Steintransportbahn von Malsburg nach Kandern stellten. Tatsächlich wurde ab
1909 Granit von Malsburg mit dem Steinbähnle über Kandern zum Badischen Bahnhof
geliefert. 1920 wurde das Steinbähnle
außer Dienst gesetzt, die Gleise und Lokomotive mit Wagen verkauft und vom
Erlös eine Seilbahn gebaut. Eine zweite Seilbahn wurde 1922 gebaut, als
zwischen Hammerstein und Egisholz eine Tongrube in Betrieb genommen wurde. Der
Ton wurde mit ihr zum Bahnhof nach Hammerstein transportiert.
Wie überall war
der Totengräber vieler kleiner Eisenbahnen der KfZ-Verkehr. So auch hier sollte
mangels Masse das „Chanderli“ stillgelegt werden. Was niemand erwartet hatte,
waren die Proteste der Bevölkerung, die sich ihr „Chanderli“ nicht nehmen
lassen wollten. Auf Grund dessen wurde mit Diesellokomotiven und Triebwagen die
Bahn modernisiert.
Es kam aber wie
es kommen musste, 1983 rutschte nach einem schweren Unwetter der Bahndamm
zwischen Hammerstein und Kandern ab. Deswegen war nur noch ein geringer
Güterverkehr zwischen Haltingen und Wollenbach möglich.
1962 hatte
Eurovapor –ein Verein von Eisenbahnfreunden aus Basel- die letzte Dampflock der
Kandertalbahn, deren Wagen gekauft, restaurierte diese und stellte ein
Museumszug zusammen. Dieser befuhr sonntags die Strecke Basel - Kandern. Nach
dem Unglück 1983 war auch für die Museumsbahn Schluss. Aber Firmen, Politiker,
Bürgermeister der umgebenden Gemeinden und freiwillige Helfer machten es
möglich, dass die Strecke repariert wurde. Wo ein Wille ist, gibt es auch
Möglichkeiten. Ab 1986 führ das „Chanderli“ wieder von Haltingen bis Kandern
mit zunehmenden Fahrgastzahlen, dass sich der Betrieb bis heute rechnet.
Bis heute sind
zwei Lokomotiven von 1904 und 1915 zur Freude der Besucher im Einsatz sowie
Güter- und Personenwagen von 1878.