Wendelin als Hirte mit Schaf oder Schwein abgebildet ist ein katholischer Heiliger, der in der Wendelinusbasilika in St Wendel im Saarland beerdigt ist. (Patrozinium 20.10.) Er soll im 6. Jahrhundert im Bistum Trier missionierend tätig gewesen sein. Wendelin ist der Patron der Bauern und gilt als Schutzheiliger der Bedrängten.
Erster Hinweis auf
eine Wendlinskapelle in Bottenau bei Nußbach im Renchtal ist ein Lehensbrief
1591. Dort ist vom „Fröschberg“ in Bottenau „unterhalb des Kernenehofs bei St
Wendel“ die Rede. Es handelte sich wohl um eine private Hofkapelle, die St
Wendel geweiht war. 1714 fand ein Bauerngericht in Bottenau statt und diese
beschloss mit Zustimmung der Gemeinde, die alte Wendelinuskapelle abzureißen
und ein größeres Kirchlein zu bauen. Gründe waren die furchtbare Pest 1634/35,
der 30jährige Krieg, die nachfolgenden Erbfolgekriege. Denn mit dem
Friedensschluss 1714 wollte die Bevölkerung mit dem Kirchleichlein Gott und St
Wendelin für die Errettung Dank sagen.
Der Aufschwung der
St Wendelinuswallfahrt war so stark, dass schon 1756 eine neue größere Kirche
gebaut werden musste. Die Wallfahrer kamen nicht nur aus der näheren Umgebung
sondern auch aus dem ganzen Renchtal und der Ortenau. Am Pfingstdienstag und am
Wendelinstag wurden feierliche Prozessionen mit Musik, Kreuz, wehenden Fahnen
und dem Bild des hl Wendelin abgehalten.
Die neue Kapelle bot die Möglichkeit den ansteigenden Zahlen der Wallfahrer,
eine feierliche Prozession zu erleben.
Aus den steigenden
Zahlen der Pilger floss mittlerweile ein stetiger Strom an Spenden. So konnte
das Bottenauer Bauerngericht die Schulden und Zinsen vom Bau der Kapelle
abbezahlen. Weiterhin war es möglich Bau und Unterhalt des Mesnerhauses, die
Gottesdienste, die jährliche Armenunterstützung, Meßgewänder, Kelche und Kerzen
zu bezahlen. Bis in das 20. Jahrhundert brauchte die Kirche keine Gelder für
die Kapelle aufwenden.
Französische
Revolution, die Aufklärung unter dem Österreichischen Kaiser Josef II, der
Kulturkampf in den 1860er Jahre in Baden, die Naziherrschaft konnten St Wendel
und ihrer Wallfahrt nichts von dem Zutrauen und Bedürfnis der Pilgerwallfahrt
nehmen. 1945 verwechselte ein französischer Panzerfahrer die Statue des hl
Wendelins auf dem Kapellenturm mit einem deutschen Beobachter und schoss mit
einer Panzergranate den Turm der Kapelle ab.
Nach dem 2.
Weltkrieg kam sehr schnell das Bedürfnis wieder eine Wendelinuswallfahrt
festlich zu feiern. Über 10.000 Besucher verfolgten die Wallfahrt nach St
Wendel mit anschließender Pferdesegnung. Auch berühmte Personen ließen es sich
nehmen, wie Franz von Papen 1954 und 1956 oder der Erzbischof von Straßburg
1957 an dieser Reiterwallfahrt teilzunehmen. Selbst 2023 waren 104 Pferde und
eine Kutsche bei der St Wendelinuswallfahrt.
Die einschiffige
Kapelle findet ihren Abschluss in der Apsis. Die kniende Gestalt des heiligen
Wendelin krönt den Altar und ist einbezogen in das Chorapsisgemälde, das Decke,
gewölbte Chorwand und Langhaus verbindet. Es stellt den hl Wendelin dar, die
Schafe hütend, ein anbetendes Ehepaar, eine Vision mit Engeln, darüber die
Allerheiligste Dreifaltigkeit, im Hintergrund Nußbach mit der alten romanischen
Kirche.
Neben der Kapelle
steht eine kleine Waldkapelle. In ihr wird ist das barocke Gnadenbild von St
Wendel, Pfarrei Nußbach-Bottenau untergebracht. Es wurde 1936 vom Dachboden
geholt und restauriert. Unterhalb der der Wendelinuskapelle liegt der
Wendelinbrunnen. Bei Viehkrankheiten tränken die Bauern ihre Tieren mit diesem
Wasser, um sie vor Krankheit zu schützen.







