Freitag, 8. November 2024

Was verbirgt sich hinter dem "Chanderli"?


Die Kantertalbahn von Kandern nach Haltingen fährt zwar nicht mehr im Streckenverkehr, freut sich aber als Museumsbahn dem starken Zuspruch der Bevölkerung und wird nur liebevoll „Chanderli“ genannt.

1851 erreichte die Rheintalbahn Haltingen, ein Vorort von Weil und 1856 war der Badische Bahnhof von Basel angeschlossen. Im Abseits liegenden Kandertal wurde Eisenerz bis zum 19. Jahrhundert abgebaut und die Bedeutung der Tonvorkommen mit der aufkommenden Töpferindustrie verlangte einen Anschluss an die große Wirtschaftswelt.

Aber wie zur damaligen Zeit üblich, sprach bei solchen Überlegungen zuerst das Militär mit. Diesem stellte sich ein Anschlusses des Kandertals unter Umgehung von Basel vor: Eine Eisenbahnlinie von der Rheintalstrecke bei Müllheim – Kandern bis Lörrach. Dies wurde aber 1874 abgelehnt, da die Steigung 14 - 17 Promille betragen hätte und für beladene Militärzüge zu groß gewesen wäre. Die neuen Überlegungen sahen eine Schmalspurbahn Kandern – Haltingen vor.  Diese wurden bald wieder begraben, da ein Weitertransport der Waren von Haltingen auf der Rheintalstrecke nur mit Umladen möglich gewesen wäre. So wurde eine Nebenbahn Haltingen – Kandern 1895 mit Normalspur 13 km lang feierlich eröffnet. Gleichzeitig fuhr aber auch die letzte Postkutsche ins Museum.

Einen Aufschwung und Erleichterung brachte das Bähnle nicht nur dem Personenverkehr sondern auch der Industrie und Landwirtschaft. Holzhandel und Töpferei profitierten besonders, gleichzeitig konnte nun Kohle zum Heizen herantransportiert werden. Ab 1898 kamen Bruchsteine aus der Wolfsschlucht bei Hammerstein hinzu, da sie eine extra Haltestation erhielt. Wie wichtig der Steintransport war, wird dadurch dokumentiert, dass die Schwarzwälder Granitwerke einen Antrag auf Erstellung einer Steintransportbahn von Malsburg nach Kandern stellten. Tatsächlich wurde ab 1909 Granit von Malsburg mit dem Steinbähnle über Kandern zum Badischen Bahnhof geliefert.  1920 wurde das Steinbähnle außer Dienst gesetzt, die Gleise und Lokomotive mit Wagen verkauft und vom Erlös eine Seilbahn gebaut. Eine zweite Seilbahn wurde 1922 gebaut, als zwischen Hammerstein und Egisholz eine Tongrube in Betrieb genommen wurde. Der Ton wurde mit ihr zum Bahnhof nach Hammerstein transportiert.

Wie überall war der Totengräber vieler kleiner Eisenbahnen der KfZ-Verkehr. So auch hier sollte mangels Masse das „Chanderli“ stillgelegt werden. Was niemand erwartet hatte, waren die Proteste der Bevölkerung, die sich ihr „Chanderli“ nicht nehmen lassen wollten. Auf Grund dessen wurde mit Diesellokomotiven und Triebwagen die Bahn modernisiert.

Es kam aber wie es kommen musste, 1983 rutschte nach einem schweren Unwetter der Bahndamm zwischen Hammerstein und Kandern ab. Deswegen war nur noch ein geringer Güterverkehr zwischen Haltingen und Wollenbach möglich.

1962 hatte Eurovapor –ein Verein von Eisenbahnfreunden aus Basel- die letzte Dampflock der Kandertalbahn, deren Wagen gekauft, restaurierte diese und stellte ein Museumszug zusammen. Dieser befuhr sonntags die Strecke Basel - Kandern. Nach dem Unglück 1983 war auch für die Museumsbahn Schluss. Aber Firmen, Politiker, Bürgermeister der umgebenden Gemeinden und freiwillige Helfer machten es möglich, dass die Strecke repariert wurde. Wo ein Wille ist, gibt es auch Möglichkeiten. Ab 1986 führ das „Chanderli“ wieder von Haltingen bis Kandern mit zunehmenden Fahrgastzahlen, dass sich der Betrieb bis heute rechnet.

Bis heute sind zwei Lokomotiven von 1904 und 1915 zur Freude der Besucher im Einsatz sowie Güter- und Personenwagen von 1878.

Dienstag, 5. November 2024

Was verbirgt sich hinter der Talsperre über dem Wasserfall von Triberg?

Triberg vor dem Brand 1826

Triberg ist bekannt durch die höchsten Wasserfälle im Schwarzwald. Über sieben Stufen ergießt sich die Gutach 163 m in die Tiefe.

 

Wie überall hat die Industrialisierung dazu geführt, verstärkt über die Möglichkeiten der Stromerzeugung mit Hilfe der Wasserkraft nachzudenken. So haben sich auch die Fabrikanten der Region mit den Gemeindevertretern zusammengesetzt, um die Möglichkeiten der Stromerzeugung zu prüfen. Das Gefälle der Gutach lud gerade dazu ein. Vom Obervogt Huber wurden die Wasserfälle 1805 durch gesicherte Wege erschlossen. Die Neueröffnung der Schwarzwaldbahn ermöglichte schon Mitte des 19. Jahrhunderts einen Wasserfalltourismus in Triberg.

 

Im oberen und unteren Teil des Hauptfallbreiches wird ziemlich unsichtbar das Gefälle hydroelektrisch benutzt. Dies hatte dazu geführt, dass Triberg als erste Stadt Deutschlands schon 1884 eine elektrische Straßenbeleuchtung sich leisten konnte. Die Gesamtheit des Wasserfalls war für die Nutzung der Wasserkraft schon aus Gründen des Tourismus außen vor.

 

Dr Flügel aus Karlsruhe wurde mit einer Projektierung der Stromgewinnung beauftragt. Er schlug vor, das Wasser der Gutach, Schwarzen- und Weißenbach aufzustauen. Mit Hilfe einer 400 m langen Staumauer kurz vor dem Gewann „Im Loch“ – das ist die Abzweigung der  K 5751 nach Schonach von der B 500- sollte ein Staubecken mit einem Fassungsvermögen von 7,5 Mio m³ Wasser entstehen. Der Schwarzenbach sollte bis hinter den Elzhof und die Gutach entsprechend bis hinter Schönwald gestaut werden. Den betroffenen Gehöften sollte Ersatzgelände angeboten werden. Das Wasser sollte in einem Druckstollen durch den Sterenberg und Bürgerwald bis unterhalb des Wasserfalls geführt werden.

 

Nach diesem Plan sollte eine Stromerzeugung von 7,7 kWh möglich sein. Um eine bessere Ausnutzung möglich zu machen, wurden weitere Kraftwerke in der Gutach unterhalb Triberg in die Planungen aufgenommen. Dies war neben den Triberger Industriellen auch von den Furtwanger und Hornberger gefordert. Nach Wilhelm Maier sollten die Kraftwerke beim Sägewerk Fleig, dem Obergießenbach gegenüber dem Rappenfelsen und oberhalb von Hornberg gebaut werden. Damit wären 26/27 Mio kWh zu erzielen, allerdings würden auch die Kosten von 74 Mio Mark auf 127 Mio ansteigen. Allerdings machte sich bei den Berechnungen schon die anlaufende Inflation sich bemerkbar.

 

Diese war auch neben der Wirtschaftskrise mit ihrer Arbeitslosigkeit auch letztlich der Grund, warum das ganze Projekt wie auch viele andere lautlos in Vergessenheit geriet.

Talsperre über Triberg (Heimatblätter Triberg 2015)

    

Freitag, 1. November 2024

Was verbirgt sich hinter mancher früherer Wallfahrt?

St Roman Wallfahrtskirche

Vom 17. bis ins 19. Jahrhundert war die große Zeit der Wallfahrten. Ziele der damaligen religiösen Bevölkerung waren der Hl. Jakobus in Santiago di Compostella, Spanien, die Schwarze Madonna des Klosters Einsiedeln, Schweiz, Unsere Liebe Frau auf dem Hörnleberg bei Elzach, Maria zu den Ketten in Zell a. H. oder einfach der Hl. Romanus in St Roman.

Eine Wallfahrt zum Hl. Romanus nach St Roman ist seit dem 14. Jahrhundert verbürgt. Die heutige Wallfahrtskirche wurde 1922/23 in der jetzigen Form umgebaut. Nur das Sakramenthäuschen stammt aus 1481. Die heutigen Pfarrkinder kommen aus drei politischen Gemeinden Wolfach, Oberwolfach und Schenkenzell, wohnen in zwei Landkreisen, dem Ortenaukreis und dem Kreis Rottweil und gehören dennoch zu einer selbstständigen Pfarrei an. Der Pfarrverweser in Wolfach, Ginshofer, veranstaltete während seiner Amtszeit 1859 einen Bittgang nach St Roman wie jedes Jahr an Pfingsten und lud auch die Gläubigen aus Oberwolfach dazu ein.

Der Pfarrverweser erflehte mit dieser Wallfahrt für die österreichischen Waffen in der Entscheidungsschlacht von Solferino am 24. Juni 1859 zwischen Frankreich, dem Königreich Sardinien und Österreich einen glänzenden Sieg für diese. Droben in St Roman angekommen, hielt er mit dem ihm eigenen markigen Worten eine packende Predigt. Entsprechend schloss er diese voll Pathos mit den Worten: “Österreich, an Kampf und Siegen reich, wird auch diesmal wieder glänzend aus dem Kampf hervorgehen“! Ganz erbaut von den trefflichen Worten machten sich die Wallfahrer wieder auf den Heimweg. Und sie beteten das ganze Langenbacher Tal hinunter nach Wolfach wieder tapfer darauf los.

Als die Bittsteller in Wolfach bei der Stadtbrücke angekommen waren, verbreitet sich die soeben angekommene Nachricht, dass die Österreicher radikal geschlagen worden seien. Verdutzt und ernüchtert von dieser unerwarteten Nachricht, schlichen die Wallfahrer leise nach Hause.

Am Abend als der Pfarrverweser ins Wirtshaus ging, um sich mit einem Viertel zu stärken, denn die missglückte Wallfahrt hat ihm auf den Magen geschlagen. Natürlich  begrüßte ihn sofort ein Teilnehmer der Wallfahrt mit den Worten: „Aber Herr Pfarrverweser hitt hott unser Sach au gar nix g’fruchtet“. „Weiß wohl, ich hatte auch nicht geglaubt, dass die Sache so eindeutig ausfallen würde“, meinte der Pfarrverweser: „Nun, trotzdem hat das Beten heute allen Wallfahrer nicht geschadet!“

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In Schonach auf dem Rohrhardsberg steht beim Ramselhof ein renoviertes Kapellchen, das der Hl Maria Königin (Patrozinium 22.8.) geweiht ist. Die Bäuerin Hilde Hettich erzählte, dass ihr Urgroßvater regelmäßig nach Einsiedel wallfahrte. Traurig war nur der Hofhund, der sonst immer mit seinem Herrchen unterwegs war, dass er immer daheim bleiben sollte. Eines Tages, als die Zeit der Wallfahrt nach Einsiedeln kam, brach auch der alte Bauer zur Wallfahrt wieder auf und sprach zu seinem Hund, dass er hier bei Hof und Familie zu bleiben habe.

Da der Hund aber an jenem Tag nicht an der Kette lag, folgte er seinem Herrchen in großen Abstand Richtung Einsiedeln. Der Bauer Andreas Hettich erreichte sein Ziel, betrat die Gnadenkapelle mit den vielen Gläubigen und kniete nieder, um ein Dankesgebet zu sprechen. Er erschrak aber nicht schlecht, als ihn von hinten plötzlich voller Freude ein Hund stupfte Sein Hofhund war ihm den ganzen Weg unbemerkt gefolgt. Die Geschichte sei in einem Deckengemälde der Klosterkirche festgehalten, so erzählte die Bäuerin. 

Ramselhofkapelle Schonach


Freitag, 25. Oktober 2024

Was verbirgt sich hinter dem Aschenputtel - Gemeinde Feldberg?

Rathaus Feldberg in Altglashütten

Im 10. Jahrhundert war das ganze Feldberggebiet von
  einem geschlossenen Urwald bedeckt. Im Norden und Westen des Feldberggebietes benötigte der Silberbergbau von Todtnau und Schauinsland riesige Mengen an Holz. Im Süden und Westen waren im 16./17. Jahrhundert es die Glashütten des Klosters St Blasien. Außerdem waren die schnell wachsenden Städte wie Freiburg über die Dreisam, Basel und Lörrach über die Wiese und das „Schmelz- und Eisenschmiedewerk Eberfingen“ an der Schweizer Grenze über die Gutach-Wutach zu versorgen.

 

So entstanden durch den Fürsten zu Fürstenberg auch im Osten des Feldberges mit seinen unerschlossenen Wäldern zwischen 1634 und 1707  die Glashütten „Altglashütten“ (1634) und „Neuglashütten“ (1682), beide auch als „Rotwasserglashütten“ bezeichnet sowie die Holzknechtsiedlungen „Falkau“ (1675) und „Bärental“ (1691).

 

Als die Wälder um Altglashütten erschöpft waren, zogen die Glaser nach Neuglashütten weiter. Die Spezialität der Glaser war neben den bekannten Gefäßen vor allem Glasscheiben in bester Qualität. Die weiße Erde ließen sie aus der Solothurner Gegend in der Schweiz kommen. Die Glasprodukte der Rotwasserglashütten hatten bei dem bedeutenden Schwarzwälder Glashandel diesseits des Rheins bis nach Frankfurt und bis nach Württemberg hinein einen guten Ruf. Als auch die Wälder um Neuglashütten kahlgeschlagen waren, bot der Fürst den Glaser der Rotwasserglashütten an, die Glashütte in Herzogenweiler zu übernehmen.

 

Das „Schmelz- und Eisenschmiedewerk Eberfingen“ (1624-1757) wurde 1622 gegründet. Dies waren der Graf von Sulz, der das Eisenerz aus dem Klettgau lieferte, der Landgraf von Stühlingen, der die Gebäude errichtete und der Abt von St Blasien, der das Holz aus der Gotteshausherrschaft Bonndorf über die Haslach, Wutach flössen ließ. 1639 wurde auch der Fürst von Fürstenberg durch Erbschaft am Hüttenwerk beteiligt und  konnte sich auch an den Holzlieferungen beteiligen. Als auf die Waldungen im Einzugsbereich der Haslach zurückgegriffen wurde, entstandenen die Siedlungen „Vorderfalkau“ (1658), Mittelfalkau (1669) und Hinterfalkau (1674).

 

Als die Wälder im Seebachtal und am  Feldsee durch die Holzfällerkolonnen geplündert wurden, entstand die Holzknechtsiedlung“ Beerenhalden“, 1737 „Beerenthal“ und ab den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts „Bärental“. Bis heute lässt sich nicht erklären, wie der Bär Eingang in das Stadtwappen von „Bärental“ gefunden hatte, da es dort gar keine Bären gab.

 

Die zurückgebliebenen Familien in den verschiedenen Siedlungen konnten sich mit der Fürstenbergischen Verwaltung einigen und nach und nach die Bestandsgüter übernehmen. Dadurch wuchsen mit der Zeit die Rodungssiedlungen zum Dorf. Was war von damals übrig geblieben?

 

Infolge der Uhrmacherei in der Region wurde 1827 eine Werkstatt, in der Schmiedeketten hergestellt wurden, in eine Drahtzieherei umgewandelt. Mit der Zeit entstand die „Draht- und Schraubenfabrik Falkau“, die das gesamt Uhrengewerbe im Hochschwarzwald belieferte. Bis zu 350 Mitarbeiter wurden beschäftigt. Es war das größte Unternehmen im Hochschwarzwald. Durch die wirtschaftliche Situation musste der Betrieb 1929 schließen.

 

Mit dem Bau der Dreiseeenbahn 1912 – 1926 erhielt „Bärental“ den höchsten Bahnhof in Deutschland mit 967 m und „Altglashütten“ ebenfalls einen Bahnanschluss.


Noch heute erinnert eine „Glasschauwerkstatt –Peter Eckhard“ in „Altglashütten“ an jene bedeutende Episode der Glasproduktion.

 

1939 wurden die Gemeindeteile des Feldberges nach „Bärental“ eingemeindet, die neue entstandene Gemeinde hieß „Feldberg“ und „Bärental“ blieb als Ortsteil erhalten. Gleichzeitig wurde „Neuglashütten“ nach „Altglashütten“ eingemeindet. Ab 1971 konnten sich die mal bedeutenden Gemeinden „Altglashütten“ und „Falkau“ als neue Gemeindeteile  der Gemeinde Feldberg schmücken, um als Höhenluftkurorte am Tourismusboom teilzuhaben.




Freitag, 18. Oktober 2024

Was verbirgt sich hinter der Familie Fackler aus Simonswald?

Simonswälder Tal

Die Familie Fackler war seit alters her ein Geschlecht, das im Glottertal und Simonswälder-Tal Wirte in den verschiedenen Gasthäusern stellte. Johann Michael Fackler aus Simonswald -geboren 1694- heiratete 1714 Anna Kapp aus dem Glottertal und wird dadurch Wirt auf dem Gasthaus „Engel“ im Glottertal. Der „Engel“ bleibt deswegen über 200 Jahre im facklerischen Familienbesitz. Johann Michael Fackler erwarb zusätzlich den „Hirschen“ in Altsimonswald.

 

Sein Sohn Mathias Fackler -geboren 1716- übernahm nicht nur den „Hirschen“ in Altsimonswald von seinem Vater sondern erwarb zusätzlich die „Krone“. Durch seinen frühen Tod 1754 und den baldigen Tod der Mutter verkaufte die noch junge Tochter Anna Maria Fackler -geboren 1738- den „Hirschen“. Sie begründete durch die Heirat mit dem Handelsmann Joseph Alexander Krebs als Stammmutter die Familie des Bankhauses Krebs in Freiburg. Eine Tochter, Maria Benedikta -geboren 1762-, wird die letzte Äbtissin des Klosters Wonnethal bei Kenzingen werden.

 

Der einzige Sohn von Mathias Fackler -geboren 1742- übernahm den „Engel“ von seiner Schwester Anna Maria. Nachdem sein Sohn Joseph -geboren 1773- den „Engel“ bewirtet hatte, hatte einer seiner Brüder, Franz Sales -geboren 1778-, durch die Heirat mit Maria Theresia Stehle 1799 den „Ochsen“ in Simonswald-Haslach übernommen.

 

1815 erhielt Franz Sales Fackler die Genehmigung zu einer Bierbrauerei neben dem Ochsen zu eröffnen. Die Kellereien waren schon vor den  Kriegen erstellt worden. Durch den Braubetrieb wurde er  bekannt und berühmt.  Da das Geschäft blühte, wurde er auch reich. Sein Bier verkaufte sich bis Karlsruhe, Freiburg und dem Elsaß. In den 20er und 30er Jahren stand der Ochsen auf dem Höhepunkt seines Glanzes, von dem er dann wieder absinken sollte.

 

Dass der Ochsenwirt einen Namen hatte, zeigte sich dadurch, dass er 1920 für fünf Jahre im Badischen Landtag in der zweiten Kammer Abgeordneter war. 1846 verstarb Franz Sales. Einer seiner Söhne, Franz Josef wurde Bierbrauer und führte 1835 die Brauerei weiter. Mit dem Tode seines Vaters verkaufte er die Brauerei an seinen Bruder Karl, der den „Ochsen“ übernommen hatte und zog nach Freiburg.

 

Da Simonswald-Haslach kein Rathaus besaß, wurde die Dorfpolitik im „Ochsen“ gemacht. In jenen Jahren gärten die revolutionären Ideen auch im Simonswälder-Tal. Hecker und Struwe hatten zur Revolution gerufen und wollten die Republik ausrufen. Alle sogenannten Vaterländischen hatten sich im „Ochsen“ und im Obertal im „Rebstock“ versammelt. Im „Ochsen“ tranken und sangen sie sich Mut an: „Hecker, Struwe und Robert Blum, kumm‘ mir bringe die Preuße um. D’Säbel gschliffe, d‘ Messer gewetzt, de Freiheitsbaum vor d‘ Kirchr‘ gesetzt“.

 

Nach der der Niederschlagung der Revolution 1849 musste Karl Fackler für mehrere Wochen ins Gefängnis. Die besten Jahre des „Ochsen“ waren vorbei. Da Karl die Kaufsumme nicht an seinen Bruder bezahlen konnte, kam die Brauerei in fremde Hände. Aber auch den „Ochsen“ ereilte 1862 das gleiche Schicksal.

Ochsen mit Nebengebäude vorne


 

Freitag, 11. Oktober 2024

Was verbirgt sich hinter Enzklösterle?


Die B 294 führt von Freudenstadt über Besenfeld nach Pforzheim. Kurz hinter Besenfeld und Urnagold führt die K 4772 über Poppeltal mit seiner seit Jahren bekannten Riesenrutsche hinab ins Tal der Großen Enz, die über Bad Wildbad nach Pforzheim führt. Die erste Ortschaft im Tal der Großen Enz ist Enzklösterle.

 

Wie schon der Ortsnamen verrät war der Ursprung der Gemeinde wohl ein Kloster, deren Spuren man heute vergeblich sucht. 1145 wurde tatsächlich das Kloster „Enza“ durch die Herren von Altensteig, Berneck und Vogtsberg in der Wäldereinsamkeit gegründet. Alles andere ist wohl in den Bereich der Sage zu verweisen. Um die Mönche an eine stramme Zucht zu gewöhnen, kam das Klösterlein unter die Aufsicht des Zisterzienser-Klosters Herrenalb. Die Erwartungen erfüllten sich jedoch nicht, denn nach dem sittlichen und ökonomischen Verfall wurde das Klösterlein 1445 aufgelöst und in den Maierhof „Enzhof“ umgewandelt.

 

Bedeutung bekam Enzklösterle als der Markgraf von Baden und der Graf von Württemberg 1342 einen Vertrag geschlossen haben, in dem sie die Flüsse Würm, Nagold, Enz und Neckar für die Flößerei geöffnet haben und 1600 Herzog Friedrich von Württemberg eine Holz- und Floßfaktorei errichten ließ, denn Holz war zur Genüge vorhanden. 1613 wurde die oberste Enz oberhalb der heutigen Petersmühle floßbar gemacht. 1750 wurde der Poppelsee und 1782 der Kaltenbachsee jeweils als Schwallweiher angelegt, um genügend Wasser für die Flößerei zu haben. Die Sägemühlen lieferten das geschnittene Dielenholz auf Ochsenkarren hier her, auf dass es auf Flößen die Enz abwärts transportiert werden konnte.

 

Selbst die Landesgrenze zwischen der Markgrafschaft Baden und dem Herzogtum Württemberg half mit die Flößerei auf der Enz zu fördern. Bei Schönmünzach wurde an der Landesgrenze –beim heutigen Klärweg- Scheiterholz aus der Murg mit einem Rechen gezogen, mit Pferdewagen auf die „Besenfelder Schwenke“ gezogen und gelagert. Im Winter wurde dann das Holz mit Hornschlitten zum Spielberg gezogen und von dort über eine Holzriese zum Kaltenbach Schwallweiher bei Gompelscheuer gebracht. Auf diese Weise wurde bis 1787 über den „Scheiterweg“ und dann weiter über die Enz geflößt.

 

Die Scheitholzflößerei, die hauptsächlich Brennholz lieferte, wurde in das Winterhalbjahr verlegt, um die Langholzflößerei nicht zu behindern. Sie wurde deswegen von Martini (11.11.) bis zum Ende April gelegt. Verschiedene Akkorde verpflichteten Enzklösterle die Holzgärten von Pforzheim, Bissingen, Vaihingen mit Brennholz zu beliefern. In ihnen wurde das angeschwemmte Scheitholz aus dem Wasser gezogen und gelagert. Die Flößerei hatte insgesamt aber zu immensen Schäden durch die Kahlschläge in den Wäldern geführt.

 

Der Straßen- und Eisenbahnbau, die Schäden und Behinderungen durch die Flößerei führten dann doch ziemlich schnell zum Ende der Flößerei. Um 1860 wird die Scheitholzflößerei eingestellt und 1913 geht das letzte Floß die Enz hinunter.

 

Der Haupterwerb der seit 1826 selbstständigen Gemeinde Enzklösterle waren alles was die riesigen Wälder hergaben: die Holzhauerei, Riesen, Flößerei egal ob Langholz oder Scheiterholz-, die Köhlerei, Kienrußbrunnen, Salpetergewinnung, Teerschwelen, Pottaschesieden und Kleesalzgewinnung. Die Spuren der Waldgewerbe sind heute noch zu sehen und werden für den Fremdenverkehr genutzt. In Enzklösterle sind noch heute eine funktionsfähige alte Kienrußhütte, Salbeofen und ein Floß nebst notwendigen Einrichtungen zu besichtigen und unterstützen damit den aufkommenden Fremdenverkehr.

Kienrußhütte in Enzklösterle


 

Freitag, 4. Oktober 2024

Was verbirgt sich hinter Hemingsways Eindrücke im Oberprechtal?

Oberprechtal 1920

Ernest Hemingway war im Jahr 1922 als Korrespondent vom Kanadischen „Toronto Star“ in Paris tätig. Er verließ mit einem Kollegen, Bill Bird, nebst Ehefrauen im August das heiße, stickige Paris, um über Straßburg und Freiburg eine Schwarzwaldwanderung mit Forellenfischen  zu unternehmen. Nachdem man in Triberg schon erste Erfahrungen mit der typischen deutschen Bürokratie wegen des Fischens gemacht hatte, stand eine Wanderung ins Oberprechtal an, wie Hemingway erählt:

„Nach einer siebenstündigen Wanderung von Triberg erreichte die illustre Gesellschaft einen steilen Waldhang.  Ganz in der Nähe lag eine Lichtung mit einer Sägemühle und einem Gasthaus, dem Forellenhof. Die Wanderer waren hungrig, betraten die Wirtsstube und wandten sich mit der Bitte an die Wirtsleute, ihnen zwei Doppelzimmer zu vermieten. Der Wirt lehnte brüsk ab: „Ihr kriegt hier kein Zimmer, nicht heute, nicht morgen niemals, ihr Ausländer“. Die Unfreundlichkeit ging soweit, dass er den Wanderer nicht einmal den Weg zum nächsten Gasthaus nannte oder auch nur die ungefähre Entfernung andeutete. Die Amerikaner bekommen hier den Groll der Einheimischen gegen die Siegermacht des 1. Weltkriegs zu spüren. Ohne den Hunger gestillt zu haben, zog man unverrichteter Dinge wieder ab und ging weiter in Richtung Oberprechtal.

Nach 6 km  heißer staubiger Straße kehrten die Touristen im Gasthaus „Rössle“ im Oberprechtal ein und stärkten sich mit einer ordentlichen Mahlzeit, wie dies im „Toronto Star“ berichte wurde: „Sie wurde vom Wirt selber aufgetragen, der unerschütterlich wie ein Ochse aussah und mitunter mit dem Suppenteller in der Hand stehen blieb und wie abwesend aus dem Fenster starrte. Seine Frau hatte ein Kamelgesicht, genau die unverwechselbare Kopfbewegung und den Ausdruck äußerster Stupidität, die man nur bei Trampeltieren und süddeutschen Bauersfrauen beobachten kann“.

Die Erfahrung mit den Schwarzwälder Gastwirtschaften hält Hemingway ebenfalls fest: „Alle diese Gasthäuser sind weiß getüncht und sehen von außen ordentlich und sauber aus, aber innen sind sie schmutzig, eins wie das andere. Die Bettlaken sind zu kurz, die Federbetten zu klumpig, die Matratzen hellrot, das Bier gut, der Wein schlecht. Beim Mittagessen muss man vorsichtig sein und aufpassen, dass das Stück Brot, das man erwischt, nicht sauer ist. Der Wirt versteht nie, was man sagt, seine Frau bindet sich die Schürze während sie den Kopf schüttelt. Die Deckenplatten sind schwarz vom Rauch. Die Hühner scharren im Vorgarten, und der Misthaufen dampft unter dem Schlafzimmer“.

In den Tagen im Oberprechtal hatten Hemingway und sein Begleiter William Bill Bird sich Angelkarten besorgt, wurden aber von Bauern mit Mistgabeln verjagt, da sie Ausländer waren. Die Nachwehen des verlorenen Krieges mit all ihrem Elend zeigten auch ihre Wirkung. Wurde er erwischt konnten am Schluss im inflationsgeplagten Deutschland bei Bauern und Behörden nur ein paar Dollarnoten weiterhelfen. Nur selten konnte er mit Erlaubnis eines Pächters angeln.

Hemingway beschrieb aber auch, dass er mit seiner Frau gewandert war und am oberen Tal mit einem schönen Forellenbach herauskam. Kein Bauernhof in Sicht, er steckte die Angelrute zusammen, seine Frau hielt talaufwärts und -abwärts Wache, und so konnte er seine Forellen fangen.

Aber heute alles vergessen, denn voller Stolz hängen im Gasthaus „Rössle“ im Oberprechtal die Bilder und Zeitungsartikel vom Kanadischen „Toronto Star“ vom Besuch Hemingways und seiner Begleitung.