Freitag, 15. August 2025

Was verbirgt sich hinter der Holzbrücke von Forbach?


Forbach mit seinen knapp 5.000 Einwohnern liegt im mittleren Murgtal, ist die letzte badische Gemeinde. Es wurden die Gemeinden Gausbach und Langenbrand flussabwärts, Kirschbaumwasen und Raumünzach flussaufwärts und Bermersbach sowie Herrenwies 1974 eingemeindet. Die Gemeinde ist bekannt durch die Schwarzenbachtalsperre, das Rudolf-Fettweis-Werk und die alte Holzbrücke als historisches Denkmal.

Erste urkundliche Erwähnung von Forbach erfolgte 1360 in der Testamentsurkunde des Ebersteiner Heinrich dem II „uff dem dorfe Vorbach“. 1471 wird erstmals die Brücke in Forbach erwähnt. Zur damaligen Zeit führte die Handelsstraße von Gernsbach nach Freudenstadt über die Höhe, die „Alte Weinstraße“. Im Murgtal gab es nur schwer begehbare Karrenwege, Hochwasser und Überschwemmungen rissen alles mit sich, was im Uferbereich im Wege war. Die heutige Talstraße wurde erst 1778 bis Forbach angelegt.

1571 war es wieder mal soweit, dass die Schultheißen des Kirchspiels Forbach an die markgräflichen Räte eine Bittschrift erstellten, da die schon baufällige Brücke wegen eines „überschwänglich groß Gewässer“ schweren Schaden wie die Brücken von Weisenbach, Ottenau und Gernsbach genommen haben. Baden verlangte vom Amtsvogt nähere Informationen. Dieser legte Pläne und Muster von Meistern des Zimmerhandwerks vor. Der Amtsvogt bemerkte aber, dass dies nicht Brücken seien, wie sie er und andere bei Augsburg gesehen hätten. Der Graf von Eberstein schickte sogar einen Meister nach Augsburg zu seinem Schwager, dem Grafen von Fugger, „uff dass man solche Brucken besichtigen möchte lassen“. Aber alle Bemühungen waren nutzlos: Es wurde ein Brücke gleich den früheren gebaut, die aber „aufs best und stärkst“ befestigt war. Aber es war auch so früher. Die Seile mussten alle 30 Jahre spätestens erneuert werden. Bei jedem größeren Hochwasser rissen diese ab und dabei kamen auch immer Menschen ums Leben.

Als 1774 Markgraf Karl Friedrich dem Dorf einen Besuch abstattete, ließ er sich auch die alte Holzbrücke zeigen. Sie war mit der Zeit recht morsch geworden und gefährlich zu passieren, das überzeugte selbst den Markgrafen. Noch im selben Jahr wurde Ingenieur Lindemann beauftragt, einen Kostenvorschlag zu erstellen, so dass in den Jahren 1776-78 die neue Brücke gebaut werden konnte. Die ersten Schwierigkeiten begannen mit den harten Felsen am rechten Murgufer, in die die Widerlager gesprengt werden mussten. Nur unter größten Anstrengungen gelang es die mächtigen Stämme an die Murg zu schleifen, um mit dem letzten Floß diese nach Forbach vor dem Ende der Flößerzeit im Herbst zu flössen.

Kaum war die neue Brücke im Spätjahr 1778 neben der alten Brücke fertiggestellt, wurde sie von einem verheerenden Hochwasser am 25. Oktober 1778 weggerissen und unterhalb Gernsbach aus dem Wasser gefischt. Aber die neue Brücke hatte die erste Bewährungsprobe bestanden. Aus dem Jahr 1812 wird uns berichtet, dass die Brücke stark gefordert wurde, denn schwere Eisenfuhren von Gaggenau nach Christophstal mussten über sie gehen. Deswegen wurde ein Brückengeld erhoben, um die Ausbesserungen und Unterhalten bezahlen zu können. 1790 zogen die Franzosen über die Brücke, 1814 russische und österreichische Husaren.

1874 wurde in Forbach eine zweite Brücke wegen des zunehmenden Verkehrs der Murgtalstraße gebaut. Kurz vor der Jahrhundertwende fuhr der erste PKW über die alte Holzbrücke, Ende des Zweiten Weltkriegs sogar französische Panzer auf ihrem Vormarsch auf Freudenstadt. Aber mit der Zeit wurde sie doch morsch. Aber als die Brücke erneuert werden musste, stimmte die Bevölkerung mit „Ja“ aber nur in alter Ausführung. So geschah es auch und wurde 1955 dem Verkehr übergeben und ist bis heute das historische Denkmal in Forbach.


Donnerstag, 7. August 2025

Was verbirgt sich hinter der Flößerei in und um Pforzheim?

Pforzheim Auer Wehr und Waag

In Pforzheim mündet die Nagold, die kurz zuvor die Würm aufgenommen, in der Vorstadt Au in die Enz, die in Besigheim in den Neckar mündet. Die Au war folgerichtig das Zentrum der Flößerei in Pforzheim, denn die Römer benutzten zum Transport von Holz die Flüsse.

Im 14. Jahrhundert besaß Baden die waldreichen Ämter Liebenzell und Altensteig an der Nagold und an der unteren Enz Besigheim. Folglich war das Interesse groß, eine Vereinbarung über die Flößerei in und um Pforzheim zu bekommen. Daher schloss der Markgraf Rudolf IV von Pforzheim mit dem Grafen Ulrich von Württemberg 1342 einen Floßvertrag auf Bitten von Heilbronn, der die Flößerei auf der Enz, Nagold, Würm und Neckar regelte. Er sollte die Enz bis Besigheim und den Neckar bis Heilbronn für die Flößerei öffnen. Wer hier flößen wollte, musste Zoll bezahlen. Von diesem wurden die Flussbauten und Floßgassen unterhalten. Die Flößer hatten auf dem Heimweg immer freies Geleit.

Markgraf Christoph erließ und bestätigt diese Zunftordnung aufs Neue. Die Flößer der Zunft in der Au  durften selber kein Holz schlagen oder  der Einbindestelle zuführen. Sie waren nur zur Flößerei berechtigt. Auch durfte beim Flößen nicht mehr als 5.000 Stück verflößt werden. Auch Kompaniegeschäfte waren verboten.

Die Flößer auf der Enbz und der Nagold durften ihr Holz nur bis Pforzheim flößen, mussten dort das Holz zum Weiterflößen oder zum Verkauf den Pforzheimer Flößer übergeben. Die Floßzeit wurde von Ostern bis zum Gallustag (16.10.) festgesetzt. Am Ostermontag veranstalteten die Flößer ihren Umzug in der Stadt und hielten ihren Rügungstag ab. Jeder Flößer musste festlegen, ob er als Schiffer oder Knecht fahren wollte. Zum Schluss wählte die Schifferzunft 4 Verordnete, die die Zunftaufsicht führten.

Im Jahr 1603 verkaufte der Markgraf Ernst Friedrich von Baden-Durlach aus Geldnot die Ämter Liebenzell und Altensteig an das Herzogtum Württemberg. Damit fehlten den Pforzheimer Flößern das badische Hinterland. Somit stieg Württemberg verstärkt in den Holzhandel ein. In der Zeit von 1988 führten Kriege und Brände zum Erliegen der Flößerei. Erst 1697 konnte die Nagold und ein Jahr später die Enz wieder floßbar gemacht werden.

Mittlerweile hatten die Holländer die Flößerei im Nordschwarzwald fest im Griff, ließen die Flöße von einheimischen Flößern bis Mannheim flößen und übernahmen dann diese bis Holland. 1713 hat das Herzogtum Württemberg Kompaniegeschäfte dh  Geschäfte vom Holzeinschlag bis zum Flößen vorzunehmen, zugelassen. Ebenso hat es 1725 verboten das Holz an badische Pforzheimer Flößer zu verkaufen. Folge war 1747 für den Pforzheimer Flößerzunftverein, in welchem alles zentral geregelt wurde, dass dieser in die Enz-Nagold-Murg-Kompanie aufgenommen wurde. Damit brach von 1758 bis 1788 eine neue Blütezeit der Flößerei bis nach Worms an, bis diese aufgelöst wurde. Nachfolge wurde die Calwer Kompanie unter Pforzheimer Beteiligung. Ab 1801 übernahm die Pforzheimer Holländer Kompanie das Floßgeschäft bis nach Holland.

Die Revolutionsjahre 1848/49 führte zur Verkleinerung der Pforzheimer Holländer Kompanie. Gleichzeitig kündigte sich die Eisenbahn als Konkurrent der Flößer an. Mitte des 19. Jahrhundert bildete die Eisenbahn Pforzheim-Mühlacker den Anschluss an die Rheintalbahn. In die Täler der Enz und Nagold fraß sich gleichzeitig das Eisenbahnnetz. 1865 war vom Württembergischen König die Scheitholzflößerei verboten worden. Die Kohle aus dem Ruhrgebiet und Saarland hatte sich mit Hilfe der Eisenbahn durchgesetzt. 1900 wurde die Pforzheimer Flößergenossenschaft aufgelöst. 1913 war das Ende der Flößerei auf Enz und Nagold besiegelt.

Freitag, 1. August 2025

Was verbirgt sich hinter dem Kirchlein auf dem Roßberg?

Kapelle St Georg Rossberg

In Schenkenzell im Kinzigtal mündet das Reinerzauer Tal, zwischen diesem und dem Witticher Tal liegt der 750 m hohe Roßberg. Zwei Häuser und eine Kapelle begrüßen den Wanderer.

In einem päpstlichen Zehntbuch wurde 1275 erstmals der Pfarrer vom „Rosberch“ bzw dessen Pfarrkirche „ad sanctum Georgium“ (zum heiligen Georg) erwähnt, dass der zehnte Teil der Einkünfte  eingezogen worden war. Das Kirchlein auf dem Rossberg gehörte zu Schenkenzell und damit zur Herrschaft der Geroldsecker, war eine eigenständige Pfarrei. Das Einzugsgebiet umfasste den Roßberg, Kaltbrunn und die Höfe „ob der Wüste“ in Reinerzau. Das Kirchlein war dem hl Georg geweiht (Patrozinium 23.4.) 1481 wurde die selbständige Pfarrei auf Ersuchen des Klosters Wittichen 1481 aufgelöst, mit allen ihren Einkünften auf das Kloster übertragen und von dort mit einem „Beichtiger“ ausgestattet, der die ganze Pfarrei Roßberg versehen sollte. 1498 kam die gesamte Region durch Kauf bis heute an das Haus Fürstenberg.

1501 bekam der Roßberg hohen Besuch: Weihbischof Balthasar vom Bistum Konstanz wollte nach dem Rechten sehen. Er weihte das Kirchlein zu Ehren des hl Egidius und der hl Ursula, brachte den kleinen Friedhof in Ordnung, dass er für Beerdigungen wieder hergerichtet war. Der Tag der Einweihung sollte jedes Jahr mit einem St Georgsfest gefeiert werden. Einen Einbruch gab es, als Graf Wilhelm 1542 zum lutherischen Glauben wechselte. Die Pfarrkirche auf dem Rosßerg wurde 1547 teilweise abgerissen, die Glocken in Straßburg für Geschütze umgeschmolzen.

1577 wurde die Kapelle St Georg im Zuge der Gegenreformation wieder neu aufgebaut und zwar in der heute erhaltenen Form für bis zu 100 Gläubigen, die unzureichenden Grablegen in einen kleinen Friedhof umgewandelt.

Mit der Säkularisierung 1803 ging der Besitz der St Georgskapelle endgültig auf die Fürstenberger über. 1806 trat das Kirchlein Wittichen an die Stelle des Roßbergs. Damit fiel das Kirchlein langsam in den „Dornröschenschlaf“. Von den wenigen Höfen auf dem Roßberg wird berichtet, dass durch den unteren Hof bis 1870 die Landesgrenze zwischen dem Königreich Württemberg und dem Großherzog Baden ging, so dass ein Teil des Hofes badisch, der andere württembergisch war. Als Grenzstein habe der Ofen gedient. Starb im Hause ein katholischer Bewohner, wurde er auf die badische Seite gebracht und in Wittichen beerdigt. Verstarb dagegen ein evangelischer wurde er auf die württembergische Seite gelegt und in Reinerzau beerdigt. Saß ein Landstreicher auf der württembergischen Ofenseite und kam ein königlicher Landjäger, so rutschte er schnell auf die badischen Seite der Ofenbank und der Landjäger konnte ihm nichts mehr anhaben.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Kirchlein nochmals teilsaniert und es fanden dort regelmäßig Maiandachten statt. Aber dann folgte eine lange Zeit des Niedergangs und der Baufälligkeit. Im Jahr 2000 ließ die Fürstenfamilie ein Gutachten zu den Kosten einer Sanierung erstellen. Mit Einrichtung des Friedwalds Schenkenzell durch das Haus Fürstenberg nahm die Sanierung Fahrt auf. Mit finanzieller Hilfe des Landes, der Denkmalstiftung, des Hauses Fürstenberg, verschiedener Stiftungen, der Gemeinde Schenkenzell konnte ein Sanierungs- und Finanzierungskonzept auf gestellt und in zwei Jahren umgesetzt werden. Die reine Baukosten ohne Eigenleistungen betrugen knapp 150.000 €. 2017 konnten die Einweihungsfeierlichkeiten beginnen.

Die Kapelle hat einen offenen Dachreiter mit zwei Glocken, der Hauptaltar mit Kreuzigungsszene, zwei Seitenaltäre mit zwei Heiligenfiguren und eine dreieckige Nische für das ewige Licht. 

Kapelle St Georg Rossberg


Freitag, 25. Juli 2025

Was verbirgt sich hinter dem Rudolf-Fettweis-Werk in Forbach?

Murg-Hochdruckwerk Kirschbaumwasen

Das Rudolf-Fettweis-Werk der „EnBW Kraftwerk AG“, bekannt unter dem früheren Namen „Murg-Schwarzenbach-Werk“, ging in seiner ursprünglichen Planungen auf Prof Rehbock 1905 zurück. Allerdings konnten damals nicht das württembergische Murggebiet sondern nur das badische mit einbezogen werden.

 

Nach seinen Plänen wurde 1914 begonnen und bei Kirschbaumwasen die Murg durch ein 17 m hohes Wehr gestaut. Dadurch entstand ein 900 m langer See, der 359.000 m³ Wasser als Tagesausgleichsbecken fasst. Durch den 5,6 km langen unter der Raumünzach durchführenden Murgwerkstollen wird ein Gefälle von 140 m ausgenützt. In Raumünzach besteht die Möglichkeit über einen Einlassstollen das Wasser der Raumünzach und Schwarzenbach einzuleiten, wenn das Murgwasser unter 22 m³/sec unterschritten wird. Das Wasser fließt oberhalb Forbach über das Wasserschloss I in ein von der Murg aufgestauten Wasserbecken. Das Murg-Hochdruckwerk ging 1918/19 mit 22 MW ans Netz.

 

1922 wurde als Baukraftwerk zur Lieferung der für den Bau der Talsperre erforderlichen elektrischen Energie im Raumünzachtal gebaut. In einem bei Ebersbronn errichteten Becken von 20.000 m³ Nutzinhalt wird das Raumünzachwasser gefasst und durch einen 1,24 langen Hangstollen einer Turbine zugeleitet. Die Nutzfallhöhe von 62 m erzeugt 0,6 MW. Das Triebwasser des sog. Raumünzachwerk wird wie schon erwähnt, in den Murgstollen eingeleitet.

 

Der rasch steigende Energiebedarf zwang aber zum weiteren Ausbau des Kraftwerkes, die Schwarzenbachstaustufe. 1922 wurde mit dem Bau der Staumauer (67 m hoch und 380 m lang) im Schwarzenbachtal begonnen. Aus dem 247 km² großen Einzugsgebiet konnte ein 2,2 km langer und 600 m breiter See aufgestaut werden, der 1926 abgeschlossen war und 15 Mio m³ fasst. Durch den 1,7 km langen Druckstollen, der nach Forbach zum Wasserschloss II führt, wird im Schwarzenbachwerk eine maximale Fallhöhe von 362 m erreicht und dadurch 46.000 KW Strom erzeugt.

 

Das Ausgleichsbecken Forbach ist eine Talsperre mit 19 m Höhe in der Murg. Es dient als Ausgleichsbecken des Schwarzenbachwerks und des Laufkraftwerkes, Murg-Hochdruckwerk. Das Murg-Niederdruckwerk wurde 1914-18 errichte hat ein Fassungsvermögen von 230.000 m³  und erzeugt aus maximal 10 m Fallhöhe 2,5 MW Strom. Es kann wie das Hochdruckwerk in Raumünzach auch als Pumpspeicherwerk nachts eingesetzt werden.

 

Der weiter steigende Strombedarf verlangt nach Leistungssteigerungen. Mit einem Pumpspeicherbetrieb ist es möglich die Leistung des Schwarzenbachstaubeckens um 12 MW zu erhöhen. Seit Anfang 2024 wird im Berg vom Schwarzenbachstausee ein neues Kawernenkraftwerk mit Laufkraftwasserwerk und Pumpturbinen bis 2027 gebaut. Gleichzeitig ermöglicht ein Karwernenausgleichsbecken von 200.000 m³ neben dem bestehenden Ausgleichsbecken von 204.000 m³ einen durchgehenden 7 Stundenturbinenbetrieb. Der Schwarzenbachsee wird zum Oberbecken, das Ausgleichs- und Kavernenausgleichsbecken das Unterbecken im Pumpspeicherbetrieb.

 

Der weitere geplante Ausbau mit der Schwarzenbachtalsperre als Unterbecken mit einem zu bauenden Oberbecken auf dem Seekopf als Vorzugsalternative wird momentan nicht weiter verfolgt. Es kann aber jederzeit wieder aufgegriffen werden. Als Alternativen sind auch die Streitmannsköpfe oder der Nägeliskopf in der Diskussion.

Pumpspeicherkraftwerk Rudolf-Fettweis-Werk

 

Freitag, 18. Juli 2025

Was verbirgt sich hinter dem Kloster und Bad Kirnhalden?

Bad Kienhalden 1860

An der Grenze zwischen Breisgau und Ortenau liegt Herbolzheim. Bleichheim, ein Ortsteil, liegt am Ausgang des Bleibachs vom Schwarzwald, der früher auch die Grenze zwischen den Bistümer Konstanz und Straßburg war. In einem südlichen Seitental des Kirnbachs liegt Kirnhalden, Kloster, Bad und Hofgut.

Das Paulinerkloster Kirnhalden aber auch die „Brüder vom Heiligen Kreuz im Kürnbach“ genannt, wurde wohl 1352 von Heinrich IV von Hachberg gegründet und 1360 erstmals urkundlich erwähnt. Ab 1369 gehörte es zum vorderösterreichischen Breisgau. Das Kloster blieb klein, bescheiden und betreute ab 1424 die Pfarrkirche von Ottoschwanden.

Das Kloster erlitt im Laufe der Zeit erhebliche Schäden. Um 1485 wurde es von einem schweren Unwetter betroffen, und während des Bauernkrieges 1525 erlitt es durch Plünderungen und Brände weitere Zerstörungen. Nach dem Tod des letzten Mönchs im Jahr 1554, der als Pfarrer von Heimbach tätig war, gelangte das Kloster 1579 mit seinem Besitz an das „Schul Collegium Enisheim“ im Elsaß. Dieses verkaufte es 1585 an das Zisterzienserinnenkloster Wonnental für 1000 Gulden und ließ es durch einen Meier bewirtschaften. Die verfallenen Gebäude wurden wieder hergerichtet, 1669 wurde das Kirchlein wieder aufgerichtet.

Der Kirnhalder Kreuzbrunnen oder das „Bädle“ wurde seit jeher besucht. Die Leute mussten sich selber behelfen, da in der Nähe des Brunnens keine Unterkunft oder Verpflegung für sie vorhanden war. Um diesem Übelstande abzuhelfen, entschied das Kloster Wonnetal 1717 ein „Baadt- und Wirtshauß“ einzurichten. Es entstand auf dem Fundament des abgegangenen Klösterleins ein Badhaus mit 8 Badstuben und 10 Wohnzimmern nebst einem Wirtshaus mit 3 Stuben und 5 Kammern.

Nach der Säkularisierung 1806 wurde das Kloster und Bad zum Heiligen Kreuz veräußert und kam durch Kauf an die Familie Kageneck. Bald wurde das Anwesen geteilt: Bad mit Zubehör wurde an den Kenzinger Färber Bilharz verkauft, der 1832 Kirnhalden zur Badeanstalt ausbaute. Die Maiergüter blieben im kageneckschen Besitz.

Ab jetzt erlebte Kirnhalden seine Glanzzeit, denn es wurde ein schickes Kurbad. Eine Werbeschrift von 1895 rühmte: „Über 100 elegante Zimmer, Salons, Familienwohnungen, Konversations- und Spielräume“. Dazu gab es ein medizinisches Angebot mit einem Programm, wie die damalige Zeit vorgab. Angeboten wurden „abgeschreckte Halbbäder“, Begießungen und „Sturzbäder“, Kohlensäurebäder und das „hydroelectrische Bad“ zur Wirkung auf „Circulations- und Nervensystem“:

Zwischen den Weltkriegen machte die Pensionskasse der IG Farben Ludwigshafen Kirnhalden zum Erholungsheim. Nach 1945 war es kurzzeitig eine Unterkunft für Flüchtlinge. Ab 1965 wurde es als Quarantänestation betrieben. Ab 1968 bis 2017 war die Diakonie als Pächter für ein Alten- und Pflegeheim, in einem Neubau wurden Menschen mit psychischer Erkrankung behandelt.

Wie immer in solchen Fällen geht ein Objekt ohne konkretes Ergebnis durch mehrere Hände. Ab 2021 wurde von mehreren Personen ein Kultur- und Bildungsverein „Die Kleinstadt“ und im März 2022 die Genossenschaft „Wohn- und Kulturprojekt Kirnhalden“ gegründet, die auch 2023 das Anwesen kaufte.

Bad Kirnhalden 1896


Freitag, 11. Juli 2025

Was verbirgt sich hinter dem Historischen Kaufhaus in Freiburg?


Die hohen Schulden im 14. Jahrhundert zwangen die Stadt Freiburg zu einer strengeren Ordnung ihrer Finanzwirtschaft. Die Freiburger Bürgerschaft kaufte sich 1368 für 15.000 Mark Silber von der ungeliebten Herrschaft der Grafen von Freiburg los und unterstellten sich dem Schutz des Hauses Habsburg. Wichtigste Einnahmequelle und zugleich Mittel zur Wirtschaftslenkung war der Zoll für die Stadt. Dieser ging 1368 auf den städtischen Besitz über. Im Gegensatz zuvor war er in der Hand der Grafen von Freiburg. Zu den wichtigsten Zöllen zählte der Wein- und Kornzoll, die bei Ein- und Ausfuhr zu bezahlen waren. Dies war gerade bei den vielen Klöstern in Freiburg und gesamtem Umland der Fall, die Landwirtschaft im großen Stiel betrieben. So wurde 1481 ausdrücklich festgelegt, dass sie nur Korn verkaufen dürfen, wenn sie den Zoll entrichtet hatten.

Um die Zollformalitäten abwickeln zu können, war eine Lokalität notwendig. So wurde im Jahr 1378 erstmal urkundlich ein Kaufhaus in der heutigen Schustergasse erwähnt. Wahrschein existierte das Gebäude schon 10 Jahre früher und wurde 1368 mit dem Herrschaftswechsel eingerichtet. Ein Neubau war bei der schwierigen finanziellen Notlage der Stadt Freiburg nicht möglich sondern ein vorhandenes Gebäude wurde umgebaut.

Mit der Zeit aber genügten das alte Kaufhaus den gesteigerten Bedürfnissen nicht mehr. Zwar wurde im alten Kaufhaus ein Saal mit Kamin eingebaut. Aber im beginnenden 16. Jahrhundert wurde wie anderswo ein Prachtbau von größerem Ausmaß und stattlichem Aussehen verlangt. Dies vor allem, da der handwerkliche Fleiß und umfassender Handel auch mit den Bergbauschätzen, den aufkommenden Wohlstand Freiburgs begründeten. Die Pferdegespanne der Freiburger Handelsfamilien waren überall auf allen Habsburger Handelsstraßen unterwegs.

In der Zeit von 1520 um 1532 wurde nach und nach das neue Kaufhaus im Rücken des bisherigen Kaufhauses mit Blick auf das Münster erstellt. Die Abschaffung des Friedhofs um das Münster 1515 eröffnete neue Möglichkeiten. Der Architekt des Gebäudes ist nicht einwandfrei belegt. Vier  baldachingekrönte Skulpturen zwischen den Fenstern der Vorderfront stellen Kaiser Maximilian I, sein Sohn König Philipp den Schönen sowie dessen Söhne, den Römischen Kaiser Karl V und den späteren Kaiser Ferdinand I dar. Unter Fenstern des westlichen und östlichen Erkers zieren insgesamt je vier Wappenfelder mit Wappen der österreichischen Länder.

Die erste Veränderung erhielt das Gebäude 1550 durch den Anbau des Balkons mit seinen sechs Arkaden –davon zwei seitlich. Die Bedeutung und Dominanz des neuen Kaufhauses wird durch ein Nachvornerücken der Fassade aus der Flucht der Häuserreihe und durch den roten Anstrich dokumentiert. Zum Kaufhaus gehörte ein Brunnen von 1526, der heute noch in den städtischen Sammlungen steht.

Durch ein großes Tor gelangt man in eine zum Innenhof geöffnete 300 m² große Halle, wo einst Waren gelagert waren. An den Balkendecken ist noch ein großer Balken befestigt, an dem die Stadtwaage aufgehängt war. Neben dem großen Tor gibt es noch eine kleine Tür mit dem Wappen Freiburg und Österreich, die aber nur bei besonderen Gelegenheiten geöffnet wurde. Über eine Wendeltreppe der sog. „Kaiserstiege“ gelangt man vom Innenhof zum Kaminzimmer. Von dort nimmt das restliche Obergeschoss den Kaisersaal ein. Dieser bekam 1629/31 eine Stuckdecke mit ausgemalten Wappenfelder sowie zahlreiche Portraits von habsburgischen Herrschern an den Wänden –darunter Kaiser Franz I und seiner Gattin Maria Theresia, den Nachfolger Kaiser Joseph seine Gattin und Kaiser Franz II.

Im benachbarten Gebäude wurde der Rokokosaal erschlossen und im 2. Obergeschoss befindet sich die Historische Stube. Alle Räumlichkeiten einschließlich Innenhof stehen für alle möglichen Veranstaltungen zur Verfügung.



Freitag, 4. Juli 2025

Was verbirgt sich hinter der Gründung von Bad Rippoldsau?


Die Landstraße L 96 führt von Wolfach durch das zauberhafte Wolftal nördlich zum Mineralbad, Bad Rippoldsau. Die Ortskirche“ Mater Dolorosa“ mit den beiden Türmen wurde 1828/29 erbaut, während die teilweise neben an noch erhaltenen Gebäude vom ehemaligen Kloster stammen. 1179 wurde erstmalig durch eine Urkunde die Existenz der St Nikolaus Zelle nachgewiesen. 1802 wurde das Kloster säkularisiert.

Im Schwarzwald im wilden hinteren Wolftal muss vor vielen hundert Jahren andächtige Brüder in einem abgelegenen Klösterlein gehaust haben. Der frömmste und vielgelehrteste muss Bruder Rippold gewesen sein. Tagein, tagaus saß er in seiner Zelle und forschte in der Heiligen Schrift, um alles zu erfahren, was Gott, die Welt und die Menschheit betrifft. Er fraß die Bücher bis spät in die Nacht in sich hinein, bis der Schlaf ihm spät die Bücher aus der Hand nahm. Die immer gleiche Beschäftigung ließ ihn mit der Zeit kauzig werden. Schon Kleinigkeiten führten zur Einbildung von Krankheiten. Was nicht ausbleibt, das Verhalten von Bruder Rippold sorgte für immer mehr Verdruss und Ärger unter den Klosterbrüdern. So sprach die Versammlung der Klosterbrüder der Konvent, sich für den Ausschluss von Bruder Rippold, um den häuslichen Frieden zu retten und ein geregeltes, ruhiges Klosterleben zu gewährleisten. Mit Brevier und Brotsack ging der missverstandene Klosterbruder in die Wildnis, umgeben vom dunklen Tannenwald und wildem Getier. Völlig verstört, mit seinem Schicksal hadernd, zog er sich immer weiter in das Dickicht zurück und blies Trübsal. Denn nichts konnte ihn mehr erfreuen. So wartete er auf seinen Tod mit Verdruss.

Unter seinem Schwermut wurde er immer kränker, schrumpfte wie ein Greis und sehnte den Tod herbei. In seiner Todessehnsucht nahm er mit zitternder Hand einen Spaten und baute sich am Bach ein Grab als Totenschrein. Als er dies beendet hatte, empfahl er dem Herrn seine sündige Seele und legte sich zum Sterben in den finsteren Schacht. Wie er so lag, um auf den Tod zu warten, vernahm er mit Erstaunen ein tiefes Grollen und Rauschen. Ein mächtiger Wasserstrahl warf den Mönch Rippold jäh in hohem Bogen aus dem Grab hinaus. Triefend nass stand er da und konnte es kaum fassen, was er verspürte: neues Leben durchzuckte seine Glieder, als kehre die Kraft und die Jugend wieder. Munter sprudelte die Quelle weiter, und als er davon trank, schmeckte diese salzig und kohlensauer Mehr als feuriger Edelwein durchzuckte seine Glieder, Lebensmut und Kraft kehrten in den ausgelaugten Körper zurück, je mehr er trank. Ein stärkendes Bad brachte den Appetit und dann die Kraft zurück. Anstatt Trübsal zu blasen, begab er sich auf die Jagd und durchstreifte die Wälder. Auf einer seiner Streifzüge traf er auf eine junge Hirtin, die ihre Herde Ziegen und Schafe bei der Weide beaufsichtigte. Angetan von dem hübschen und unschuldigen Aussehen der Jungfrau, überkam den Mönch Rippold die Scham, da die unzüchtigen Gedanken seinem Gelübde der Enthaltsamkeit widersprachen.

Eines Tages erfuhr er von der gefährlichen Krankheit seiner heimlich verehrten Hirtin, die elend danieder lag. Alle Zweifel und Gewissensbisse beiseite schiebend begab er sich zur Hütte der jungen Hirten. Er erzählte ihr von der heilenden Kraft der entdeckten Quelle. Er nahm all seinen Mut zusammen, hob sie vom Krankenlager und führte sie zum von ihm entdeckten Lebensborn. Während die junge Maid von dem heilenden, Wasser genoss, hängte Mönch Rippold seine Mönchskutte an einen großen Tannenbaum. Nach der Genesung seiner Hirtin wallfahrte er mit ihr zum Kloster. Er wurde dort vom Abt und seinen Brüdern in vollem Ornat empfangen. Weil er der heilenden Quelle auf die Spur gekommen war, wurde dies als Zeichen des Himmels gewertet.

Er wurde von Gelübde und Zwang befreit, mit der Bitte Au und Quelle zu verwalten. Er solle Herberge, Bäder Trinkstuben und selbst Kegelbahn bauen. Zum Schluss sprach der Abt dem Paar den Segen, und sie verließen das Kloster als Mann und Frau und bauten auf das Bad Rippoldsau. Leider ist seit 2011 die Schwarzwaldklinik mit Bad geschlossen.

Thermalbad Bad Rippoldsau