Freitag, 5. Dezember 2025

Was verbirgt sich hinter dem Zoller Bernhard Hörmann?


Ab 1708 kamen die ersten Siedler auf den Kniebis, so dass hundert Jahre später schon eine Siedlung aus 12 Häusern auf den Gemarkungen von Baiersbronn und Freudenstadt entstanden war. Um 1780 gründete die Fürstlich Fürstenbergische Verwaltung eine Holzhauersiedlung im südlichen Teil des Kniebisgebietes. Im Zuge der Gründung des Großherzogtums Baden wurde das fürstenbergische Gebiet 1806 Baden zugesprochen.

 

Bernhard Hörmann wurde 1784 im Holzwald –dem badischen Teil des Kniebis- geboren. Er musste wie damals üblich bei nahender Franzosengefahr Schanzdienste leisten. Noch heute sind sie gut sichtbar, die Alexanderschanze auf dem Kniebis von 1734, die Schwedenschanze links der L 92 nach Oppenau, nicht weit davon die Schwabenschanze bzw Röschenschanze nach dem württembergischen Major Rösch von 1794 auf dem Roßbühl bei der Zuflucht. Wegen Übernachtens bei den Schanzarbeiten auf dem feuchten Waldboden wurde er an einem Fuße lahm. Da er gut lesen und schreiben konnte, wurde er Schulmeister und war in der ganzen Gegend als der „krumme Schulmeister“ bekannt.

 

Zusätzlich übernahm er das Wirtshaus, das neben der Schule stand und gleichzeitig die Zollstation war. Es trug früher als Wirtshauszeichen eine „Sonne“ und wurde später bekannt unter dem Namen „Zum krummen Schulmeister“. Das alles lag nahe bei dem späteren Kurhotel Lamm nahe dem badischen Grenzpfahl, das 1985 abgebrochen wurde.

 

Das sonderbare Äußere des „krummen Schulmeisters“ war mit Witz und Laune gepaart, verschaffte ihm stets zahlreichen Zuspruch, vorzüglich von den Gästen der benachbarten Kniebis- und Renchtalbädern. Zudem fand man bei ihm stets gute, reingehaltene Weine, namentlich trefflichen Klingelberger. Das in seiner Art berühmt gewordenen Bild des Mannes war in der Gegend da und dort in den Wirtshäusern aufgehängt.

 

Einer seiner früheren Schüler bestätigte als Greis, dass er den Tatzenstecken, den er auf dem Bilde unter dem Arm trägt, zwar auch benutzt habe. Aber er habe sie als, wenn sie nicht in die Schule gekommen seien, zur Strafe unter dem Tisch sitzen lassen.

 

Mit 21 Jahren verheiratete er sich 1805 mit Magdalena Kern aus Bad Rippoldsau, denn das war schon bei seiner Nebentätigkeit als Wirt von Nöten. 1848 trat er nach dem Tode seiner Frau 1848 zum zweiten Male an den Traualtar, um Magdalene Kern vom Kniebis zu heiraten. Bis er als Bürger und pensionierter Schullehrer 1862 starb.

 

Aus seiner Zeit als Lehrer auf dem Kniebis wurde von diesem berichtet: „Es gab 42 zerstreut liegende Familien, eine Seelenzahl von mehr als 300 bildend. Sie teilen sich in 2 Gemeinden, die man protestantischen und katholischen Kniebis nennt. Schon ihr Anzug und der Zustand ihrer Wohnungen geben auch auf Grund des schlechten Bodens ihre dürftigen Verhältnisse kund. Die Bewohner des württembergischen Teils zeichnen sich durch Sittlichkeit und Arbeitsliebe aus. Die des badischen Teils dagegen beschuldigt man des Bettels und häufiger Holzfrevel. Wagenschmiere, aus Kienholz bereitet, ist ein Hauptnahrungszweig der Kolonie. Der kärgliche Gewinn, welcher dieser Handel abwirft, wird aber gewöhnlich bei dem „krummen Schulmeister“ verzehrt.

 

Das Leben in dieser kargen Gegend war so mühsam, dass zwischen 1851/57 insgesamt 145 Kniebiser auf Kosten des Fürsten von Fürstenberg und dem badischen Staat nach Amerika ausreisen konnten. So konnte der Fürst den verlassenen Wald wieder aufforsten lassen.

 

Freitag, 28. November 2025

Was verbirgt sich hinter dem Erzkasten bei Freiburg?

Tullafenster Freiburger Münster 14. Jahrhundert

Der Erzkasten bei Freiburg– der Spitznamen für den Schauinsland wegen seines Silberbergbaus- liegt südöstlich von Freiburg und ist 1284 m hoch. Der Hausberg von Freiburg hat einen eigenwilligen Aussichtsturm, den Eugen-Keidel-Turm, eine Seilbahn, die zum Gipfel führt und war bekannt wegen seiner legendären Autorennen, die bis 1984 durchgeführt wurden. Seit 1997 kann mit einem Besucherbergwerk teilweise die Geschichte des Erzkastens erlebbar gemacht werden.

Die ersten Anzeichen für einen aktiven Bergbau am Schauinsland weisen auf das 13. Jahrhundert hin. Mit einigen Unterbrechungen dauerte er bis 1954 und ist mit 100 km Grubenlänge verteilt auf 22 Sohlen das größte Grubengebäude des Schwarzwaldes. Der Bergbau wurde nicht wegen Erschöpfung der Lagerstätte geschlossen sondern aus rein wirtschaftlichen Erwägungen.

Der mittelalterliche Bergbau vom 13. bis 15. Jahrhundert wurde hauptsächlich wegen des Silbers betrieben. Der Reichtum Freiburgs, die Fenster des Freiburger Münsters und der europäische Handel der Freiburger zeugen von den Erträgen des Silberbergbaus.

Der neuzeitliche Bergbau dauerte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert und stand unter dem Abbau von Bleierzen neben dem Silberabbau. Blei wurde für das aufkommende Schießpulver und Kanonenkugeln bei den unzähligen Kriegen dringend gebraucht. Aber auch im zivilen Bauwesen oder Glasuren wurde Blei benötigt. Durch den Abbau von Blei konnte der Bergbau am Schauinsland sich auch im 16./ 17. Jahrhundert während des Goldrausches nach der Entdeckung von Amerika 1492 durchsetzen. Für viele andere Gruben im Schwarzwald bedeutete dies das Ende der Bergbautätigkeit. Ab 1620 kam das Schwarzpulver, das 1325 vom Franziskaner Mönch Berthold Schwarz aus Freiburg erfunden wurde, zum Einsatz im Bergbau. Das führte zu einer enormen Steigerung der Abbaumengen im Bergbau.

Ende des 19. Jahrhunderts begann ein neues Kapitel des modernen Bergbaus, nachdem der Bergbau zuvor zum Erliegen gekommen war. Im Jahr 1835 wurde der „Badische Bergwerkverein“ gegründet, der mit den Untersuchungen der Haldenerze am Schauinsland beauftragt wurde. Wahrscheinlich mit wenig Erfolg, denn es wurde bald wieder still am Erzkasten, wie auch andere Versuche zeigten.

Im Jahre 1889 begann mit der Auffahrung des Kappler-Stollens durch die Gewerkschaft „Schwarzwälder Erzbergwerke/ Köln“ eine neue Epoche am Schauinsland. Alle Aktivitäten am Schauinsland wurden zusammengefasst. Eine Erzwäsche wurde am Nordhang des Kappler Tales errichtet, um Erze von taubem Stein zu trennen. Um die Fuhrwerke von der Grube zur Erzwäsche zu sparen, wurde eine 5,3 km lange Materialseilbahn errichtet. Die Erzverladebunker standen in unmittelbarer Nähe der 1887 fertiggestellten Höllentalbahn und ermöglichten einen problemlosen Abtransport. Mit der Wasserkraft des Reichenbachs wurden Kompressoren betrieben, die Druckluft zum Antrieb der Bohrhämmer erzeugten.

Im Ersten Weltkrieg wurden viele Bergleute und Grubenpferde eingezogen und nach Ende Krieges fielen die Preise ins Bodenlose, so dass die Gruben langsam zum Stillstand kamen. 1935 übernahm die Stolberger Zink AG/Aachen den Grubenbetrieb und modernisierte ihn nachhaltig. Die Einrichtung von Bei- und Zinkflotationen erhöhte die

Effizienz der Gruben, die Einrichtung von Schlammteichen diente dem Umweltschutz. Im Zweiten Weltkrieg war natürlich höchstmögliche Förderung angesagt. Nach diesem war die Förderung erst wieder langsam angelaufen, 1952 wurde eine Tiefe von 900 m erreicht. Die Erträge enttäuschten, die Metallpreise fielen immer wieder, so dass schließlich wegen Unrentabilität am 31. Oktober 1954 die Gruben am Erzkasten für immer geschlossen wurden. 



Freitag, 21. November 2025

Was verbirgt sich hinter den Ruinen, die von einer vergangenen Zeit verkünden?

Allerheiligen 1680

Die Allerheiligen Wasserfälle, die im hinteren Lierbachtal -einem Seitental des Renchtals- in sieben Stufen insgesamt 66 m in die Tiefe fallen, sind heute ein bekanntes Besuchermagnet. Leider finden die oberhalb liegenden Ruinen des Klosters Allerheiligen dagegen weniger Beachtung.

Das Kloster Allerheiligen wurde 1196 von Herzogin Uta von Schauenburg nach dem Tode ihres Mannes,  Welfs VI, als Prämonstratenser-Chorherrenstift im hinteren Lierbachtal gegründet. Kaiser Heinrich VI und Papst Innozenz III haben 1204 die Gründung des Stifts bestätigt. Das eng gehaltene Gebiet umfasste den Bereich unterhalb des Schliffkopfs, Sohl-, Braunberg sowie bis unterhalb der Wasserfälle und das Patronatsrecht über Nußbach –später über das Patronatsrecht der Kirchen von Appenweier und Oberachern. Bei der Gründung wurde dem Kloster die Reichsunmittelbarkeit, Vogtei-, Steuerfreiheit sowie Immunität vor jeglicher Strafverfolgung im Klosterbereich gewährt. Allerdings kollidierte dies ab dem 14. Jahrhundert mit den Expansionsbestrebungen des Straßburger Bistums.

Ziel der Gründung des Klosters war die Erschließung des weitgehenden unbesiedelten Lierbachtales und Umgebung. Hier entstand in dieser einsamen schwer zugänglichen Bergregion ein kulturelles Zentrum und landwirtschaftliches Anwesen zur Selbstversorgung. Die Besitzungen erstreckten sich mit der Zeit auf den Rench- und oberes Achertal.

Aufgabengebiet der Prämonstatenser war vor allem die Seelsorge der Umgebung, Schreiben und Kopieren von Bücher sowie die Lehrtätigkeit und die Betreuung von Wallfahrten wie die von Nußbach zur Wallfahrtskapelle St Wendel oder der Bau der Wallfahrtskirche von Lautenbach. Noch heute wird die Wallfahrt von einem Prämonstratenser zu Pferde angeführt. 1594 wird erstmals ein Gymnasium mit bis zu 50 Schülern erwähnt, das aus der mittelalterlichen Klosterschule hervorgegangen war. Weitere Einnahmen waren aus der Klosterschänke oder Herberge von Reisenden und Pilgern aus der Klosterapotheke zu erzielen und auch aus der Landwirtschaft.  Prämomstratenser waren Chorherren d. h. Priester mit Ordensgelübde aber keine Mönche. Die Laienbrüder bestimmten das Klosterleben gleichberechtigt mit.

Ende des 16. Jahrhunderts wurde vom lutherischen Markgrafen versucht das Kloster „auszubluten“, um es zu übernehmen. Aber Dank der Hilfe von Kaiser Rudolf konnte dies verhindert werden. 1657 wurde das Kloster Allerheiligen von der Probstei zur Abtei erhoben,  und damit von einem Abt geführt.

1802/03 wurde das Kloster gemäß dem Regensburger Reichsdeputationshauptschluss von Karl Friedrich von Baden aufgelöst und abgewickelt. Die 29 Patres mussten das Kloster verlassen und wurden in den umliegenden Gemeinden als Pfarrer sofern das nicht möglich war als Lehrer eingesetzt. Ein Jahr nach der Aufhebung des Klosters leitet ein Blitzschlag den Zerfall der Anlage ein. 1806 wurde noch versucht die restlichen Gebäude mit einer Spinnerei nützlich zu gebrauchen. Aber die Abgeschiedenheit war zu groß. 1812 wurde die Kirche von Allerheiligen ausgeräumt und die Gegenstände auf die umliegenden Kirchen und Kapellen verteilt worden, die Gebäude wurden auf Abbruch versteigert oder für andere Kirchen wie in Achern genutzt. Die Bestände der umfangreichen Abtei wurden zwischen der Hofbibliothek Karlsruhe und Uni-Bibliothek Heidelberg verteilt. Die Entscheidung war gefallen, keine Kirchengemeinde in Allerheiligen zu gründen und damit waren Gottesdienste überflüssig.

Im Forsthaus des Westflügels wurde 1844 eine Gaststätte eingerichtet, nachdem die Wasserfälle touristisch erschlossen worden waren. 1871 wurde die Gaststätte zu einem dreistöckigen Kurhotel erweitert. 1887 entstand ein zweites Hotelgebäude. Der Caritasverband Mainz wandelte das Hotelareal in ein Kinderheim um. Seit 1978 befindet sich darin ein Landschulheim. Seit 2013 betreibt EOS Erlebnispädagogik ein Tagungszentrum in den Räumen. Seit 1991 wird in den Resten des Kirchenschiffs im Juli Freilichtaufführungen durchgeführt.


Allerheiligen heute

Freitag, 14. November 2025

Was verbirgt sich hinter der Familie Siedle?

Salomon Siedle 1830-1890

Mathäus Siedle (1757-1816) stammt vom Bregenbachhof in Neukirch, heute ein Ortsteil von Furtwangen, bewirtschaftete ab 1794 den Hof. Er baute zum Hof eine Gießerei, um Metallglocken zu gießen, die die Glasglocken bei den Uhrenbauern ablösten. Sein Sohn Salomon (1787-1857), auch Bregeme-Salomon genannt, erlernte das Glockengießen bei seinem Vater und erwarb 1816 den Oberbregenbachhof, der früher vom Bregenbachhof abgetrennt worden war. Drei Söhne erlernten bei ihm das Glockengießen:

Salomom II (1830-1890) zog 1868 nach Furtwangen und betrieb dort eine Gießerei. Die inneren Teilen der Uhr wurden in Sandformen aus fließendem Metall gegossen, nach Erkaltung derselben mit einer Zange abgebrochen, sortiert, im Rauhen fein gedrechselt und auf besonderen Maschinen mit Zähnen versehen. Die Messingrohlinge wurden also einzeln verzahnt. Später wurden die Zahnräder aus dem Rohling gestanzt. Auf Anregung seines Sohnes Robert, steigt Salomom II Siedle in die Prodiktion elektrotechnischer Artikel ein: 1887 beginnt Siedle wegweisend mit dem Telefonbau. 1884 kommt es zur Gründung der Firma „S. Siedle & Söhne“ (SSS Siedle) Die Furtwanger Zulieferer spürten natürlich auch den weltweiten Konkurrenzkampf der Uhrenhersteller. Deswegen zog sich Siedle sich langsam aus dem Uhrengewerbe zurück und widmete sich ab 1900 den Fernsprechapparaten und deren Zubehör zu. Damit wandelte sich Siedle gegen Ende des 19. Jahrhunderts zum deutschen Pionier der Telegrafie und Telefonie. Wegen des Fernmeldemonopols der Post 1928 spezialisierte sich „SSS Siedle“ auf Haus- und Fernsprechanlagen. Horst Siedle (1938-2019) führte ab 1970 bis 2019 das Unternehmen und danach seine Frau, Gabriele bis 2023 das Unternehmen mit knapp 500 Mitarbeitern zur heutigen Größe. Siehe: Was verbirgt sich hinter dem Schwarzwälder Unternehmen „S. Siedle & Söhne“.

Vinzens gründete 1836 in Triberg eine Gießerei, um Uhrenräder und anderes für die Uhrenindustrie zu gießen. Mit von ihm erfundenen und Wasserkraft betriebenen Maschinen verzahnt Siedle 1858 Rohlingen zu Zahnrädern und zwar zum gleichen Preis wie der rohe Guss. Aber auch Ketten werden maschinell hergestellt. 1873 traten die Söhne Alfred und Hubert in die elterliche Firma ein. Zur Messinggießerei kam noch die Eisengießerei hinzu, so dass 400 Mitarbeiter beschäftigt wurden. Durch unglückliche Dispositionen kam es 1901 zur Liquidation des Unternehmens.

Josef gründete 1854 in Schönwald eine Gießerei, die er schon 1905 nach Vöhrenbach verlegte, da es in Schönwald keine Erweiterungsmöglichkeit gab und Vöhrenbach zusätzlich einen Eisenbahnanschluss ermöglichte. Mit seinen Söhnen und mehreren Hilfsarbeitern goss er hauptsächlich Fahrradglocken. Ein weiterer Bruder, Paul (1889-1976), stieß hinzu und sie verlegten den Betrieb 1920 in einen Neubau in der Nähe des Bahnhofes und firmierten „Gebrüder Siedle, Glocken-Gießerei und Galvanisierungsanstalt“. Mit der Elektrizität kamen elektrische Läutwerke an der Haustür, bis zu Läutwerken für Straßenbahnen hinzu. 1925 wurde ein Presswerk hinzu gebaut, denn zahlreiche Gegenstände für Maschinen lassen sich anstatt formen und gießen, in einer Warmpressverformung in einem Arbeitsgang herstellen. Die Gießerei ging zurück und eröffnete der Presstechnik ein neues Tätigkeitsfeld. In den 60er Jahren kam das Hohlschmieden von Konstruktionsteilen hinzu d.h. die Teile werden am Computer entwickelt, bis der Kunden die Teile genehmigt, die dann erst gefertigt werden. 1999 übernahm eine Firma Allbrass aus Holland, ein Spezialist im Warmpressen von Messingteilen das Unternehmen Siedle. 2022 wurde die gesamte Produktion nach Holland verlegt.

Ein Unternehmen „SSS Siedle“ in Furtwangen blieb als Unternehmen von den drei Brüdern übrig und wird als Familienholding von fremden Managern geführt.

Nebenbei bemerkt war das 6. Kind von Matthäus Siedle, der Mathias (1770-1846), einer der bedeutendsten Spieluhrmacher, der in Gütenbach wirkte.

Freitag, 7. November 2025

Was verbirgt sich hinter der Wiesentalbahn?

Einweihung 1889 in Todtnau

Die heutige Wiesentalbahn ist eine 29 km lange elektrifizierte Hauptbahn vom Badischen Bahnhof in Basel immer der Wiese entlang –anfangs auf schweizerischen Gebiet, über Lörrach, Schopfheim nach Zell i. W. (Siehe Was verbirgt sich hinter dem Badischen Bahnhof in Basel?)

Was staatliche Stellen nicht geschafft hatten, gelang einer privaten Initiative. Mit Hilfe Basler Industriellen, die Produktionsstätten im Wiesental oder zumindest wirtschaftliche Interessen hatten, wurde eine private Eisenbahn, die „Wiesental-Eisenbahn-Gesellschaft AG“, 1860 gegründet. Der Badische Bahnhof war also ursprünglich der Kopfbahnhof der Wiesentalbahn und führt mit 4 km über Schweizer Gebiet mit mehreren Haltestellen.1862 wurde das erste Teilstück bis Schopfheim eingeweiht.

1876 wurde die „Hintere Wiesentalbahn“ zwischen Schopfheim und Zell i. W. durch die private „Schopfheim-Zeller Eisenbahn-Gesellschaft“ in Betrieb genommen. Die 1889 durch Großherzog Friedrich I eingeweihte Fortsetzung von Zell i.W. nach Todtnau als „Obere Wiesentalbahn“ wurde aber als Schmalspurbahn, wie für Nebenbahnen üblich, erstellt. Um die verstärkte Nachfrage der Gewerbebetriebe nach Güterverkehr zu befriedigen, wurden normalspurige Güterwagen auf Rollböcke geführt, um die verstärkte Nachfrage zu bedienen. Dieser Abschnitt der „Oberen Wiesentalbahn“ wurde in den 1960er Jahren stillgelegt und zu einem Bahntrassenweg umgebaut.

Das Deutsche Reich verlangte vom Großherzogtum Baden aus militärischen Gründen eine leistungsfähige Eisenbahn Weil – Säckingen. Für vorhandene Strecke Weil-Schopfheim sollte die Wiesentalstrecke mitbenutzt werden. Aus diesem Grunde kaufte das Großherzogtum 1889 die gesamte Strecke Basel – Zell i. W. und gliederte sie in die Großherzoglichen Badischen Staatsbahnen ein. Wie immer, wenn das Militär mitbestimmt, war es möglich, dass die Strecke mit der Wehratalbahn als eine der ersten in Deutschland elektrifiziert wurden. Allerdings war es verboten, die schweizerischen Haltestellen zwischen Badischen Bahnhof und der Grenze zu bedienen.

Natürlich war der Wunsch verständlich, eine Verbindung vom oberen Wiesental Richtung Freiburg zu bekommen. Der Verwaltungsmittelpunkt hat sich nach der Säkularisierung von St Blasien nach Freiburg verlagert. Außerdem wollte man nicht unbedingt im Ausland und im teuren Basel sondern in Freiburg einkaufen.

Die kürzeste Strecke von 22 km wäre Todtnau, Brandenberg, Fahl, ein 4,5 km langen Tunnel unter dem Feldberg bis St Wilhelm, Oberried und Kirchzarten mit Anschluss an die Höllentalbahn zu bauen. Kosten wären allerdings 15,4 RM gewesen. Als Alternative wurde die Lösung Untertunnelung des Feldbergs mit Richtung Titisee oder Schluchsee vorgeschlagen. Die Untertunnelung wäre kürzer, aber ein Höhenunterschied von 300 Meter wäre zu überwinden gewesen.  Hinzu gekommen wäre, dass die gesamte Strecke von Zell i. W. bis Todtnau auf Normalspur hätte gebracht werden müssen, denn sie war ja nur eine Schmalspurbahn. Die Lösungen wurden wegen der hohen Kosten bis zum 1. Weltkrieg diskutiert und verschwanden dann in der Versenkung.

Ankunft der Skifahrer in Todtnau, Weiterfahrt per Bus zum Feldberg


Freitag, 31. Oktober 2025

Was verbirgt sich hinter Laufenburg, der Erzstadt an den Rheinstromschnellen?

Laufenburg 2010

Laufenburg, eine der vier Waldstädten neben Waldshut, Bad Säckingen und Rheinfelden, besteht aus zwei Städten: Laufenburg/ Baden mit seinen 10.000 Einwohnern
  und Laufenburg AG im schweizerischen Kanton Aargau mit seinen knapp 4.000 Einwohnern. Laufenburg wurde als Erzstadt bekannt, wegen seiner Stromschnellen –den Kleinen Laufen- berüchtigt und seinem Lachsfang berühmt.

Seit der Karolingerzeit besaß das Reichsfrauenstift Säckingen weite Ländereien entlang des Rheins. Die Zehnten für das Kloster wurden in der Gegend um Laufenburg abgeliefert. Daraus entstand mit der Zeit ein bedeutender Marktplatz. Im Jahr 1173  belehnt Kaiser Friedrich I Barbarossa die Grafen von Habsburg mit dem Gebiet Laufenburg, der Engstelle und den Stromschnellen im Rhein, die sich zum Bau einer Rheinbrücke und damit zum Bau einer Stadt eignete. Die Stromschnellen bildeten sich, da die Rheinfluten die gerade zwölf Meter schmale Flussenge an der Spitze der felsigen Halbinsel passieren musste.  

1315 erlangte Laufenburg das Stadtrecht. Das südliche Ufer von Laufenburg war geschützt, da das Fricktal –heute zum Kanton Aarau gehörend- seit 1386 hoheitlich zu Vorderösterreich gehörte wie das gesamte Gebiet nördlich des Rheins. Laufenburg war „Erzstadt“, denn das Rohmaterial kam aus dem Fricktal, Kohlholz aus dem Hotzenwald und das „Hännerwuhr“ brachte das Wasser. Dies berichtete schon Sebastian Münster (1488-1552) in seiner Cosmographia, denn schon 1494 gründeten 33 Hammerschmiedemeister den Hammerschmiedbund. Die Kleine Laufen bildeten die Grundlage für ein weiteres einträgliches Gewerbe. Oberhalb der Stromschnellen mussten die Schiffe entladen werden, diese wurden auf Karren geladen, die leeren Schiffe an Seile durch das tosende Wasser gezogen und unterhalb wieder beladen. Auch die Flöße wurden oberhalb entbunden, einzelne Stämme durch die Stromschnellen geschickt und unterhalb wieder zusammengebunden. Im 19. Jahrhundert fuhren 2.500 Flöße durch Laufenburg. Auch der Flößer Trautwein musste mit seinem Floß vom Bodensee nach Straßburg seine bittere Erfahrung machen. Unterhalb der Stromschnellen sammelten sich die Lachse auf dem Weg zu ihren Laichplätzen flußaufwärts. Mit großen Netzen, die an Kranen befestigt waren, wurden diese aus dem Fluss gefischt. Dies war das dritte einträgliche Gewerbe in der Stadt.

1797 wurde das Fricktal nach dem Frieden von Campo Formio ein französisches Protektorat. Nach dem Frieden von Lunéville wurde Laufenburg in zwei Teile geteilt. Die südliche Rheinseite mit Großlaufenburg und 800 Einwohnern wurde 1802 der Eidgenossenschaft zugewiesen, das nördliche Ufer mit der damaligen Vorstadt und 270 Köpfen dem Großherzogtum Baden.

Ab 1908 setzte ein wirtschaftlicher Aufschwung mit dem Bau des ersten großen Fließwasserkraftwerk –Kraftwerk Laufenburg- flußabwärts ein.  Um den erforderlichen Rückstau für das Wasserkraftwerk zu bekommen, wurde das Flussniveau um 10 m angestaut, die Felsen auf der schweizerischen Seite wurden gesprengt. Einige darauf gegründete Häuser mussten weichen. Durch das Aufstauen verschwanden die Stromschnellen. Es verschwand im Stadtbild nicht nur Romantik sondern wirtschaftliche Interessen gingen verloren. Der Gütertransport wurde vom Fluss auf die Eisenbahn verlagert, Überfischung und Uferbereinigung vertrieben die Lachse. Die alte Holzbrücke wurde durch eine leistungsfähigere ersetzt.

Beide Laufenburgs konnten 1914 das erstmals quer zum Rhein stehende Kraftwerk abschließen, ist heute immer noch Vorbild für Laufwasserkraftwereke und ist heute Motor für die wirtschaftliche Entwicklung beider Städte. Es produziert 700 Mio KW und versorgt 750.000 Kunden mit dem alltäglichen Strom.

Laufenburg 1789


Freitag, 24. Oktober 2025

Was verbirgt sich hinter dem Wendelinusheiligtum in Bottenau?


Wendelin als Hirte mit Schaf oder Schwein abgebildet ist ein katholischer Heiliger, der in der Wendelinusbasilika in St Wendel im Saarland beerdigt ist. (Patrozinium 20.10.) Er soll im 6. Jahrhundert im Bistum Trier missionierend tätig gewesen sein. Wendelin ist der Patron der Bauern und gilt als Schutzheiliger der Bedrängten.

Erster Hinweis auf eine Wendlinskapelle in Bottenau bei Nußbach im Renchtal ist ein Lehensbrief 1591. Dort ist vom „Fröschberg“ in Bottenau „unterhalb des Kernenehofs bei St Wendel“ die Rede. Es handelte sich wohl um eine private Hofkapelle, die St Wendel geweiht war. 1714 fand ein Bauerngericht in Bottenau statt und diese beschloss mit Zustimmung der Gemeinde, die alte Wendelinuskapelle abzureißen und ein größeres Kirchlein zu bauen. Gründe waren die furchtbare Pest 1634/35, der 30jährige Krieg, die nachfolgenden Erbfolgekriege. Denn mit dem Friedensschluss 1714 wollte die Bevölkerung mit dem Kirchleichlein Gott und St Wendelin für die Errettung Dank sagen.

Der Aufschwung der St Wendelinuswallfahrt war so stark, dass schon 1756 eine neue größere Kirche gebaut werden musste. Die Wallfahrer kamen nicht nur aus der näheren Umgebung sondern auch aus dem ganzen Renchtal und der Ortenau. Am Pfingstdienstag und am Wendelinstag wurden feierliche Prozessionen mit Musik, Kreuz, wehenden Fahnen und dem Bild des hl Wendelin  abgehalten. Die neue Kapelle bot die Möglichkeit den ansteigenden Zahlen der Wallfahrer, eine feierliche Prozession zu erleben.

Aus den steigenden Zahlen der Pilger floss mittlerweile ein stetiger Strom an Spenden. So konnte das Bottenauer Bauerngericht die Schulden und Zinsen vom Bau der Kapelle abbezahlen. Weiterhin war es möglich Bau und Unterhalt des Mesnerhauses, die Gottesdienste, die jährliche Armenunterstützung, Meßgewänder, Kelche und Kerzen zu bezahlen. Bis in das 20. Jahrhundert brauchte die Kirche keine Gelder für die Kapelle aufwenden.

Französische Revolution, die Aufklärung unter dem Österreichischen Kaiser Josef II, der Kulturkampf in den 1860er Jahre in Baden, die Naziherrschaft konnten St Wendel und ihrer Wallfahrt nichts von dem Zutrauen und Bedürfnis der Pilgerwallfahrt nehmen. 1945 verwechselte ein französischer Panzerfahrer die Statue des hl Wendelins auf dem Kapellenturm mit einem deutschen Beobachter und schoss mit einer Panzergranate den Turm der Kapelle ab.

Nach dem 2. Weltkrieg kam sehr schnell das Bedürfnis wieder eine Wendelinuswallfahrt festlich zu feiern. Über 10.000 Besucher verfolgten die Wallfahrt nach St Wendel mit anschließender Pferdesegnung. Auch berühmte Personen ließen es sich nehmen, wie Franz von Papen 1954 und 1956 oder der Erzbischof von Straßburg 1957 an dieser Reiterwallfahrt teilzunehmen. Selbst 2023 waren 104 Pferde und eine Kutsche bei der St Wendelinuswallfahrt.

Die einschiffige Kapelle findet ihren Abschluss in der Apsis. Die kniende Gestalt des heiligen Wendelin krönt den Altar und ist einbezogen in das Chorapsisgemälde, das Decke, gewölbte Chorwand und Langhaus verbindet. Es stellt den hl Wendelin dar, die Schafe hütend, ein anbetendes Ehepaar, eine Vision mit Engeln, darüber die Allerheiligste Dreifaltigkeit, im Hintergrund Nußbach mit der alten romanischen Kirche.

Neben der Kapelle steht eine kleine Waldkapelle. In ihr wird ist das barocke Gnadenbild von St Wendel, Pfarrei Nußbach-Bottenau untergebracht. Es wurde 1936 vom Dachboden geholt und restauriert. Unterhalb der der Wendelinuskapelle liegt der Wendelinbrunnen. Bei Viehkrankheiten tränken die Bauern ihre Tieren mit diesem Wasser, um sie vor Krankheit zu schützen.