Freitag, 24. Oktober 2025

Was verbirgt sich hinter dem Wendelinusheiligtum in Bottenau?


Wendelin als Hirte mit Schaf oder Schwein abgebildet ist ein katholischer Heiliger, der in der Wendelinusbasilika in St Wendel im Saarland beerdigt ist. (Patrozinium 20.10.) Er soll im 6. Jahrhundert im Bistum Trier missionierend tätig gewesen sein. Wendelin ist der Patron der Bauern und gilt als Schutzheiliger der Bedrängten.

Erster Hinweis auf eine Wendlinskapelle in Bottenau bei Nußbach im Renchtal ist ein Lehensbrief 1591. Dort ist vom „Fröschberg“ in Bottenau „unterhalb des Kernenehofs bei St Wendel“ die Rede. Es handelte sich wohl um eine private Hofkapelle, die St Wendel geweiht war. 1714 fand ein Bauerngericht in Bottenau statt und diese beschloss mit Zustimmung der Gemeinde, die alte Wendelinuskapelle abzureißen und ein größeres Kirchlein zu bauen. Gründe waren die furchtbare Pest 1634/35, der 30jährige Krieg, die nachfolgenden Erbfolgekriege. Denn mit dem Friedensschluss 1714 wollte die Bevölkerung mit dem Kirchleichlein Gott und St Wendelin für die Errettung Dank sagen.

Der Aufschwung der St Wendelinuswallfahrt war so stark, dass schon 1756 eine neue größere Kirche gebaut werden musste. Die Wallfahrer kamen nicht nur aus der näheren Umgebung sondern auch aus dem ganzen Renchtal und der Ortenau. Am Pfingstdienstag und am Wendelinstag wurden feierliche Prozessionen mit Musik, Kreuz, wehenden Fahnen und dem Bild des hl Wendelin  abgehalten. Die neue Kapelle bot die Möglichkeit den ansteigenden Zahlen der Wallfahrer, eine feierliche Prozession zu erleben.

Aus den steigenden Zahlen der Pilger floss mittlerweile ein stetiger Strom an Spenden. So konnte das Bottenauer Bauerngericht die Schulden und Zinsen vom Bau der Kapelle abbezahlen. Weiterhin war es möglich Bau und Unterhalt des Mesnerhauses, die Gottesdienste, die jährliche Armenunterstützung, Meßgewänder, Kelche und Kerzen zu bezahlen. Bis in das 20. Jahrhundert brauchte die Kirche keine Gelder für die Kapelle aufwenden.

Französische Revolution, die Aufklärung unter dem Österreichischen Kaiser Josef II, der Kulturkampf in den 1860er Jahre in Baden, die Naziherrschaft konnten St Wendel und ihrer Wallfahrt nichts von dem Zutrauen und Bedürfnis der Pilgerwallfahrt nehmen. 1945 verwechselte ein französischer Panzerfahrer die Statue des hl Wendelins auf dem Kapellenturm mit einem deutschen Beobachter und schoss mit einer Panzergranate den Turm der Kapelle ab.

Nach dem 2. Weltkrieg kam sehr schnell das Bedürfnis wieder eine Wendelinuswallfahrt festlich zu feiern. Über 10.000 Besucher verfolgten die Wallfahrt nach St Wendel mit anschließender Pferdesegnung. Auch berühmte Personen ließen es sich nehmen, wie Franz von Papen 1954 und 1956 oder der Erzbischof von Straßburg 1957 an dieser Reiterwallfahrt teilzunehmen. Selbst 2023 waren 104 Pferde und eine Kutsche bei der St Wendelinuswallfahrt.

Die einschiffige Kapelle findet ihren Abschluss in der Apsis. Die kniende Gestalt des heiligen Wendelin krönt den Altar und ist einbezogen in das Chorapsisgemälde, das Decke, gewölbte Chorwand und Langhaus verbindet. Es stellt den hl Wendelin dar, die Schafe hütend, ein anbetendes Ehepaar, eine Vision mit Engeln, darüber die Allerheiligste Dreifaltigkeit, im Hintergrund Nußbach mit der alten romanischen Kirche.

Neben der Kapelle steht eine kleine Waldkapelle. In ihr wird ist das barocke Gnadenbild von St Wendel, Pfarrei Nußbach-Bottenau untergebracht. Es wurde 1936 vom Dachboden geholt und restauriert. Unterhalb der der Wendelinuskapelle liegt der Wendelinbrunnen. Bei Viehkrankheiten tränken die Bauern ihre Tieren mit diesem Wasser, um sie vor Krankheit zu schützen.



 

 

Donnerstag, 16. Oktober 2025

Was verbirgt sich hinter dem Schicksal der Anna Maria H.?

 


Seit dem 14. Jahrhundert wird von der Wallfahrt zum hl Romanus am 9.8. (Patrozinium) berichtet: „Suchst du einen Mann, wallfahre nach St Roman“! Das Sakramentshäuschen der Wallfahrtskirche zeigt gotische Stilelemente, die auf 1481 zurückweisen. Weil die Bedeutung und Einnahmen der Wallfahrt so zunahmen, wurde 1784 St Roman eine eigene Pfarrei eingerichtet. 1902 erhielt die Wallfahrtskirche ihren Turm. Die jetzige Kirche wurde durch die großzügigen Spenden und Spanndienste der Bauern von St Roman in der heutigen Größe 1922/23 gebaut. Die Hofzeichen in der Kirche zeugen noch heute vom Opfersinn der St Romaner Höfe.

Politisch gehörte St Roman ab 1246 zum Stab Kinzichental und bis 1800 zu Fürstenberg, ab 1832 war es eine eigene Gemeinde Kinzital und wurde 1971 nach Wolfach eingemeindet. Zu St Roman gehört das Sulzbächle, Elmlisberg, St Roman, der obere Langen- und Übelbach mit dem Sargenberg sowie der Waldlehne.

In der Abgeschiedenheit der Wälder liegt der Elmlisberg mit seinen wenigen Höfen umgeben von riesigen Wäldern. Aber hier schlug das tragische Schicksal zu. Eine der jungen und hübschen Töchter des Bauern stellte fest, dass sie schwanger geworden ist. Man kann heute nicht mehr ermessen, welches Schicksal das in der Zeit des 18. Jahrhunderts bedeutete. Standesgemäße Hochzeit auf einen der Höfe ade, ein Leben lang als Magd herumgestoßen zu werden. In einer dunklen Stunde der Not brachte Anna Maria ihr Neugeborenes um. Es kam, wie es kommen musste, die Tat ließ sich nicht verheimlichen, die Obrigkeit erfuhr von der schrecklichen Tat und forderte Bestrafung und Sühne.

Das Malefizgericht wurde in Wolfach als Amtsstadt einberufen, das sich jeweils aus 6 Wolfacher und Hausacher Ratsherren, unter diesen meist der Schultheis, zusammensetzte. Mindestens sieben Richter mussten auf „schuldig“ plädieren. Was auch geschah und deswegen das Urteil „Tod durch Schwert“ lautete. Für den Todestag durfte sich die Verurteilte ein von ihr selbst gewähltes Henkermal bestellen. Zur bestimmten Stunde ertönte das Armsünderglöcklein. Von Henkersknechten und Wächtern wurde sie zu Fuß begleitet, gefolgt von den Beamten, Richtern und der Geistlichkeit, Schultheis und Amtsbürgermeister hoch zu Ross. Von allen Seiten strömte das schaulustige Volk herbei und schließt sich drängend dem Zug an. Bei dem „Cäpelin“ unweit der Siechenbrücke wird kurz Halt gemacht. Vor dem Bild des Gekreuzigten und der beiden Schächer erweckte die Verurteilte Reue und Leid. Die Menge erflehte Gottes Barmherzigkeit. Doch schon setzte sich alles wieder in Bewegung zur Richtstätte auf dem Galgenbühl, dem heutigen Gelände der Fa Sachtleben AG, Nähe der Einmündung des Kirnbachs in die Kinzig..

Jakob Seidel als Scharfrichte will mit der Hinrichtung sein Meisterstück bestehen. Dagegen hat sich der Oberamtmann von Schwab an die Regierung von Donaueschingen gewandt. Seine Bedenken waren, dass es wie beim Vater sich ereignen könnte, ein Fehlschlag beim Meisterstück der Hinrichtung. Dafür hatte Anna Maria einen zu starken Anhang und kam von einem der angesehensten Höfe aus St Roman. Er befürchtete Unruhen bei einem unglücklichen Streich. Deswegen wurde bei Anna Maria der Triberger Scharfrichter Johann Georg Steinmayer vorgesehen, sehr zum Ärger der Familie Seidel.

Der Kapuzinerpater Vicarus der Vätter zu Haslach begleitete Anna Maria zur Richtstätte, 8000 Schaulustige wohnten der Hinrichtung bei. Die arme, gezopfte und geputzte Sünderin, musste kniend vor der Hinrichtung „den unterthänigsten Dank für ihr gnädiges Urtheil öffentlich aussprechen“ und zeigte viel Zerknirschtheit und reumütige Ergebenheit. Sie ging tapfer, wie ein Mensch, der weiß, warum er mit dem Leben abgeschlossen hat, in den Tod. Sie wurde nach sehr selten erteilter Gnade auf dem Wolfacher Friedhof begraben, anstatt an der Richtstätte verscharrt zu werden.

Galgen von Triberg heute


Freitag, 10. Oktober 2025

Was verbirgt sich hinter der Rußhütte von Freudenstadt?

Freudenstadt Rußhütte 1979

Bisher bekannt als steinerner Zeuge eines ausgestorbenen Waldgewerbes ist die Rußhütte in Enzklösterle, 1829 erbaut und 1992/94 vollständig restauriert. (Was verbirgt sich hinter Enzklösterle?)

Beim Kienrußbrennen wurde der begehrte Kohlenstoff gewonnen, der vor allem für schwarze Ölfarbe, Stiefelschmiere, Ofenschwärze, Druckerschwärze, Tusche, Pigmentpaste und sonstige Färbemittel benötigt wurde.

Benötigt wurde harzhaltiges Material wie Harz- oder Pechgrieben, Pechreste beim Salbenbrennen oder harzige Nadelholzzapfen und Nadelholzreisig von Tanne, Fichte und Kiefer. Dieses Material wurde unter Luftmangel verbrannt bzw verschwelt. Die rußbeladenen Verbrennungsgase leitete man in den Rußfang d.h. in ein Stein-Gewölbe. Der Brennofen stand entweder im Freien daneben und musste über den sog. Rußfang verbunden sein oder der Ofenstand in einem angrenzenden Raum und entließ den rußigen Rauch durch eine Wandöffnung direkt in den Rußfang.

Die gröberen Partikel setzten sich in den Rußsäcken ab. Das waren schlauchartige zusammengenähte Säcke. Der grobere Ruß setzte sich früher ab wie der feinere, so dass verschieden Qualitäten gewonnen werden konnten. Die Filtertücher mussten von Zeit zu Zeit ausgeklopft werden, im Gewölbe des Rußfangs wurden ebenfalls Wände und Boden abgekehrt. Die unterschiedlichen Qualitäten des Rußes wurden in Fässern gelagert und kamen zum Verkauf.

Aber auch in Freudenstadt gibt es eine Rußhütte, was den Wenigsten bekannt war: Am 21. April 1725 richteten die beiden Freudenstädter Bürger und Taglöhner Hannß Georg Rubin und Frantz Buchmann ein Gesuch um Errichtung einer Rußhütte an die herzogliche Rentkammer. Sie sollte in einem abgelegenen, abgesonderten Feld hinter den Salpeterhüttenplatz innerhalb des Walls errichtet werden. Gleichzeitig wurde versichert, dass die notwendigen Rohstoffe wie Brennholz und Harz bei den Bauern im Alpirsbacher Amt und im Fürstenbergischen und nicht im Freudenstädter Forst beansprucht werden sollte.

1849 wurde die Rußhütte in Betrieb genommen und dürfte wohl 20 Jahre in Betrieb gewesen sein. Es wurde Ruß z. B. für Pflegemittel und Druckerschwärze gewonnen. Sie bestand aus zwei Vollgeschossen mit Dachstuhl darüber, unter der Grasnarbe befand sich der Gewölbekeller. Die Spuren der Rußproduktion konnte man im Rußkeller noch sehen. Nach 20 Jahre in Betrieb wurde die Rußhütte zu einem einfachen Wohnhaus umgebaut - mit mehreren Anbauten. Die habe man mittlerweile aber entfernt, so das Denkmalamt. So war die Rußhütte in der Stuttgarter Straße dahin geschlummert.

Wegen der Verlegung der B 28 vom Kniebis – Freudenstadt- Stuttgart herkommend mit der B 462 Baiersbronn – Freudenstadt vierspurig unter Tage als Tunnellösung, war die Rüßhütte in der Stutttgarter Straße im Weg. Deswegen wurde sie vom Regierungspräsidium,  Denkmalamt und der Stadt Freudenstadt 5 Kilometer weiter in die kommende Gartenschau im Christophstal verlegt. Jeder der 10.000 Buntsandsteine wurde einzel abgetragen und mit Nummern versehen und im Chistophstal wieder aufgebaut. Auch das Dach wird noch wie früher die Holzschindeln bekommen. Die Stadt Freudenstadt sucht für die Nutzung nach der Gartenschau einen Pächter. Die Kosten dürften im Bereich von 1.8 Mio € liegen. Wobei die Stadt Freudenstadt 200000 € zu tragen habe.

 

Rußhütte wieder aufgebaut





Rußhütte Schema

Montag, 6. Oktober 2025

Was verbirgt sich hinter dem ehemaligen Eisenwerk Hausen im Wiesental?

Eisenwerk Hausen um 1800

Hausen im Wiesental mit seinen knapp 2.500 Einwohnern wurde um 800 n. Chr. wohl gegründet und gehört heute zum Kreis Lörrach. Es lag direkt an der Grenz zwischen der badischen Markgrafschaft und an den vorderösterreichischen Besitzungen der Habsburger, die ab Zell begann. Mit Einführung der Reformation in Baden-Durlach durch Markgraf Karl II im Jahr 1556 war dies auch eine konfessionelle Grenze.

Im 17. Jahrhundert nahmen die Gründungen der Eisenhüttenbetriebe am südlichen Schwarzwaldrand zu, denn die Industrialisierung und Aufrüstung beim Militär forderten Eisen. Neben Laufenburg standen Eisenwerke in Wehr, Murg, Säckingen, Albruck und Eberfingen – alle am Rhein. Dazu kamen im südlichen Schwarzwald St Blasien, Kutterau, Tiefenstein und Gutenburg. Bei Hausen boten drei Gründe für die Ansiedlung eines Eisenwerks: Keine ertragreiche Landwirtschaft, Wasserkraft der Wiese und den Holzreichtum des oberen Wiesentals.

1680 schlossen Markgraf Friedrich Magnus und ein gewisser Löwel einen Vertrag über den Bau und Betrieb eines Eisenwerks in Hausen, das nur Eisenerz verarbeiten soll. Der Margraf stellt dem Unternehmen kostenlos Erz aus landeseigenen Gruben und Holz aus herrschaftlichen Wäldern zur Verfügung. Der Bau des Eisenwerkes stand unter Aufsicht von markgräflichen Beamten. Beschäftigt werden sollten nach Möglichkeit die eigenen Untertanen. Eigentümer des Werkes wurde der Markgraf, für jeden Zentner Eisen sollte eine Abgabe bezahlt werden, mindestens aber 600 Reichstaler im Jahr. Und schon 1682  wurde das erste Eisen im Werk Hausen gegossen.

Auf Eseln und Mauleseln gelangte das Erz von Kandern ins Werk. In einer Scheuer lagerte die Holzkohle, in der Nähe der Schmelzofen, in dem vom Eisen die Schlacken getrennt wurden. Die Eisenklumpen wurden in der Hammerschmiede von schweren Hämmer, angetrieben von der abgeleiteten Wiese, bearbeitet.

Die Betriebsführung blieb auch nach Löwel –er wurde 1688 von den Behörden verhaftet- in der Hand von Pächtern. Von 1718 bis 1736 nahm die Markgrafschaft wenig erfolgreich die Betriebsführung selber vor. Erst mit der Verpachtung an den Basler Samuel Burkhardt und seinen  Familiennachfolgern begann ein anhaltender Aufschwung bis 1770. Das Werk gab nicht nur vielen Leuten Arbeit, im Dorf nahmen Huf-, Nagel-, Ketten- und Spangenschmiede das Eisen  des Werkes ab, der Rest wurde in die Schweiz verkauft.

Die markgräfliche Verwaltung war dieses Mal besser auf die Übernahme des Eisenwerkes vorbereitet und brachte es gerade in der Zeit von 1800 bis 1865 quantitativ und qualitativ auf den Höhenpunkt. Mittlerweile gehörten über sieben Groß- und vier Kleinhämmer zum Eisenwerk, 1822 wurde das Hammerwerk in Zell dazugekauft. Es wurden 12.000 Zentner Draht- sowie Flach- und Rundeisen produziert. Nach 1806 war in der Amtssprache vom bisherigen „Eisenwerk“ zur „Großherzoglichen Badischen Hüttenverwaltung“ die Rede.

1836 trat das Großherzogtum dem deutschen Zollverein bei und kamen mit der Zeit in turbulente Schwierigkeiten, denn billiges Steinkohleeisen eroberte den Markt. Der Bau der Eisenbahn bis Basel schaffte die Möglichkeiten des billigen Transportes, die Eisenproduktion mit Holzkohle war nicht mehr rentabel. 1861 wurde das Zeller Werk versteigert und 1865 ging das Hüttenwerk ein. Schon 1828 hatte der Finanzausschuss des Landtages der Regierung empfohlen, das Werk zu verkaufen, da der Staat nicht der beste Unternehmer sei.

Für 125.000 Gulden erwarb Carl Grether aus Schopfheim 1865 das Hüttenwerk, da er eine Florettseidenspinnerei darin errichtete. 1880 wurde das Gebäude zu einer Kammgarnspinnerei ausgebaut. 1894 ging es an die „Mechanische Buntweberei Brennet“. 1992 wurde es stillgelegt, später abgerissen, um heute als „Gewerbegebiet Eisenwerk“ neu erschlossen zu werden.

 

Freitag, 26. September 2025

Was verbirgt sich hinter dem Konkurrenten des Triberger Wasserfalls


Der berühmte Triberger Wasserfall ist in ganz Deutschland  als der höchste Wasserfall des Schwarzwaldes bekannt. Er ergießt sich über 163 m in sieben Stufen in die Tiefe und endet in Triberg im Ort. Siehe „Was verbirgt sich hinter der Talsperre über dem Wasserfall von Triberg?“

Wer vom Feldberg über den Stübenwasen nach Todtnau wandert, kommt im Grenzbereich zwischen Todtnauberg, Aftersteg und Todtnau zum Todtnauer Wasserfall. Das Stübenbächle vom Feldbergmassiv kommend stürzt sich in fünf Stufen teils frei insgesamt 97 m in die Tiefe. Die vorletzte und höchste Stufe beträgt 60 m und ist damit die bei weitem höchste Einzelstufe der deutschen Mittelgebirge.

Er durchfließt das Hochtal von Todtnauberg. Unterhalb des Zinkens Hangloch stürzt der Bach unvermittelt in eine Felskerbe mit zwei wenige Meter hohen Fallstufen. Nach kurzer Fließstrecke folgt ein polternder Fall von ungefähr 12 Metern Höhe, um dann über eine breite Fallkante von rund 60 m in einer vielfach gegliederten Hauptstufe hinabzustürtzen. Nach einem letzten 4 m hohen Absatz rauscht das Stübenbächle weitere 140 m steil hinab dem Schönenbach entgegen. Seit 1987 steht der Wasserfall unter Denkmalschutz. In kalten Winternächten gefriert der Wasserfall zu einem bizarren Gebilde überdimensionaler Eiszapfen.

Von der Straße Todtnau zum Notschrei ist der Wasserfall in der ersten großen Kurve rechts zu sehen. Vor allem während der Schneeschmelze oder nach heftigem Regen spritzt der Wasserregen umher und bildet bei Sonnenschein einen Regenbogen.

In einer Entfernung von 300 m östlich der oberen Fallstufe befindet sich der Monolith „Schatzstein“. Der Felsblock weist merkwürdig eingemeiselte Zeichen auf. Die einen behaupten, dass es sich um Markscheider-Zeichen über die Lage der Gruben oberhalb des Wasserfalls handelt. Andere behaupten, dass es die genaue Lage eines Geldschatzes bezeichne, der zur Zeit des französischen Einfalls um 1795 von Feinden auf der Flucht vor den Österreicher vergraben worden sein soll. Ein französischer Offizier aus Nancy habe um 1830 seinen Todtnauer Quartierleuten in einem offenen Brief die genaue Stelle des vergrabenen Schatz bezeichnet. Es wurde schon oft gegraben, aber nichts wurde gefunden.

Der Wasserfall ist von Parkplätzen der Orte Todtnauberg und Aftersteg erreichbar. Oberhalb und unterhalb der Hauptstufe queren Stege den Wasserfall. Mittlerweile besuchen 500.000 Besucher im Jahr den Wasserfall. Als besondere Attraktion wurde 2023 eine 450 m lange Hängeseilbrücke „Blackforestline“ beim Todtnauer Wasserfall eröffnet, die 120 m über dem Talgrund verläuft. 5 Mio Euro wurden dafür investiert.

Todtnaubeg Schatzstein


Freitag, 19. September 2025

Was verbirgt sich hinter dem Postverkehr Freiburg und dem oberen Wiesental?

Postbus 1920

Nach der Säkularisierung des Klosters St Blasiens verschob sich der Verwaltungs- und Handlungsmittelpunkt von St Blasien nach Freiburg. Nach 30jährigem Bitten der Bevölkerung wurde 1847 die Straße im Schönenbach von Todtnau zum Notschrei durch Friedrich Julius Gerwig fertig gestellt. (Was verbirgt sich hinter dem Notschrei).

Im Sommer 1860 wurde endlich eine Pferdeomnibuslinie Freiburg – Schönau im Wiesental eingerichtet. Die Fahrtzeit von Freiburg nach Todtnau betrug 4,5 Stunden, die Rückfahrt wegen der Steilstrecke zum Notschrei eine Stunde länger. Der Todtnauer Rößlewirt hielt in seiner Station drei Postkutschen, zwei Chaisenschlitten und dazu 10 Pferde bereit – zugleich für die Linie Todtnau-Schönau. Die mehrspännigen Postkutschen der Post wechselten am Gasthof Sterne-Post in Oberried und am Steinwasen  ihre Gespanne, für immer frische Pferde stand dort ein Gastschuppen zur Verfügung. 1909/10 fuhren täglich zwei Postkutschen.

Der Fortschritt der Technik machte auch hier nicht halt: Die Strecke Freiburg nach Todtnau sollte motorisiert werden. 1919 fand in Freiburg eine Besprechung wegen der geplanten Einrichtung einer staatlichen Kraftwagenlinie Freiburg – Todtnau statt. Der Plan war für damalige Verhältnisse so kühn, dass zur Sitzung Vertreter des Landes Baden, der Bezirksämter Freiburg, Schönau, der Wasser- und Straßeninspektion Freiburg, der Generaldirektion der bad. Staatseisenbahnen sowie Bürgermeister und Gemeinderäte der betroffenen Gemeinden geladen waren. Die Kraftwagenlinie sollte, wenn möglich, ganzjährig betrieben werden, und zwar im Sommer dreimal und Winter zweimal täglich.

Von den beteiligten Gemeinden an der Strecke  verlangte das Finanzministerium insgesamt einen Zuschuss von 35.000 Mark. Auch der Gastwirt Wißler von der Halde war mit 100 Mark dabei. Selbst das abgelegene Hofsgrund, welches ebenfalls von der beim Gasthaus Steinwasen –Posthilfsstelle- zu errichtenden Haltestelle die Einrichtung benutzen könnte, sollte einen Beitrag von 500 Mark zahlen. Bei Ablehnung sollte in Steinwasen lediglich eine Brief- und Paketpostbeförderung, aber keinesfalls eine Personenbeförderung für Hofsgrund stattfinden.

Mit einer „Festfahrt“ wurde am 29. Juli 1920 die Kraftwagenlinie mit Wagen je 18 Sitzen eröffnet. Doch schon wenige Monate nach der Eröffnung der Kraftwagenlinie stellten sich die erwartenden Probleme ein: Starker Schneefall ließ nur einen eingeschränkten Verkehr zu, denn die Linie wurde nur bis zur Schneegrenze betrieben. Die an der Einrichtung der Linie beteiligten Ämter und Gemeinden vereinbarten, Schneeräumungsarbeiten durchzuführen. Es sollten  hierfür höhere Löhne gezahlt werden,  weil die arbeitsfähigen Bewohner der angrenzenden Gemeinden großenteils gegen hohe Löhne im Bergwerk arbeiteten und nur  ganz wenige Pferde für die Schlittenführung vorhanden waren.

Frau Sieglinde Rombach geb. Kreutz kann sich erinnern, dass in den 1940er Jahren bei starkem Schneefall, die Busse nur bis zum Steinwasen verkehrten, die Busfahrer übernachteten dort. Die Fahrgäste liefen entweder zu Fuß weiter oder wurden mit einem Schlitten weiter befördert.

Poststelle Steinwasen 1920


 

 

 

 

  

Freitag, 12. September 2025

Was verbirgt sich hinter der Todtmooser Wallfahrt?

Unserer lieben Frau

Erst im 12. Jahrhundert begann die Besiedlung der Höhenrücken des unfruchtbaren Hotzenwaldes. Förderlich für diese Entwicklung war die Entstehung von Schmelzhütten von Laufenburg bis Wehr aufgrund der Erzfunde im Klettgau und Fricktal. Das notwendige Holz für die Schmelzöfen kam per Scheitholzflösserei von den bewaldeten Bergrücken. Mit der zunehmenden Waldarbeit wuchs die Zuwanderung von Tirol und der Schweiz. Ihre tiefe Volksfrömmigkeit mit der Marienverehrung ließ die ersten Kapellen entstehen.

Walter von Klingen, der Lehensherr mit Sitz in Wehr, schenkte 1260 den Wald im oberen Wehratal dem Bischof von Konstanz und dem Ordensschloss Beuggen mit der Weisung, eine Kirche zu bauen. Dies fiel in die Zeit der urkundlich belegten Gründung von Todtmoos 1268. Die Kapelle wurde zur Pfarrkirche vergrößert, um die tiefgläubigen Holzfäller und Wallfahrer zu versorgen. Gleichzeitig kam das Gebiet zu den Habsburgern.1319 schenkte Herzog Leopold von Österreich die gesamte Kirchengemeinde Todtmoos dem Benediktinerkloster St Blasien. Somit konnte Todtmoos von dem Geld und der Prunksucht der Äbte von St Blasien profitieren.

Schon 1300 war aus dem ursprünglichen Kirchlein eine prachtvolle Steinkirche entstanden, 1391 wurde die Kirche großzügig um Chor und Sakristei erweitert. Dazu kam gegenüber dem Todtenbach das Pfarrhaus als Leutpriesterei. Das Wallfahrtszentrum forderte seinen Tribut, denn mittlerweile besuchten 25.000 Gläubige jährlich den Gnadenort. In den Wallfahrtsbüchern sind etliche Wunder durch die Fürsprache der Muttergottes von Todtmoos verzeichnet, angefangen Mensch- und Tierseuchen, Unwetter und Hungersnöte. Auch zwei große Pestwallfahrten der Städte Freiburg (1427) und Basel (1439), in deren Folge die Seuche zum Erliegen kam, halfen mit, den wundertätigen Ruf der Muttergottes zu verbreiten. Um den mehrtägigen Pilgerstrom zu bewältigen, gruppierten sich Pilgerübernachtungsstätten und Versorgungsbauten. Als Pilgerbrot oder Mitbringsel diente und dient bis heute der Todtmooser Lebkuchen.

Bis in die Schweiz und Elsaß überlegen sich die Gläubigen, wohin geht die nächste Dankes- oder Bittprozession  - Einsiedeln oder Todtmoos? Zumeist letztere oder bestenfalls beide. So wird urkundlich 1600 die Hornusser Wallfahrt erwähnt: Eine 42 km lange Wallfahrt von Hornussen im Fricktal, über den Rhein, Hotzenwald bis Todtmoos. Nur ab 1940 wegen des Zweiten Welkrieges, 2021/22 wegen Corona fand kein Pilgerzug statt. Bis heute sind noch zwischen 80 und 200 gläubige Männer, Frauen und Kinder unterwegs.

1628 wird auf Initiative des Abtes von St Blasien eine neue Basilika mit Chor und zwei Seitenschiffen am gleichen Ort errichtet. Sie wurde zur prunkvollsten Kirche Süddeutschlands. 1733 errichteten die Päpste von St Blasien das große  und exquisite Pfarrhaus, das gleichzeitig als Sommerresidenz der Äbte von St Blasien, den Mönchen als Wallfartbetreuer zur Unterkunft diente. In Folge der Säkularisation 1807 wurde es als reines Pfarramt heruntergestuft. Dies obwohl heute 60.000 Pilger seelsorgerisch betreut werden, die vom ersten Mai bis zum Rosenkranzfest im Oktober ins „Vaterunserloch“ pilgern. In der Zeit der Aufklärung, zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts, erlitten die Wallfahrt und Prozessionen als finsterer Zauber einen Einbruch. 1795 hob ein Hofdekret alle Wallfahrten im Breisgau auf. „…mit Rücksicht auf die benachbarten protestantischen Untertanen, die sich darüber beschwerten, dass katholische Gemeinden mit fliegenden Fahnen und Gesänge durch den evangelischen Breisgau zogen“. Verstärkt wurde dies noch durch die Säkularisierung des Klosters St Blasien 1807.

1987 gründeten im Pfarrhaus polnische Pauliner-Patres einen Konvent, der die Seelsorge der zahlreichen Wallfahrer übernahm.