Zuflucht 1840 |
Wer die L 92 von Oppenau hoch zum Rossbühl, dem nördlichsten Punkt des Kniebismassivs fährt, kommt nach der letzten Haarnadelkurve am Natur- und Sporthotel Zuflucht vorbei. Ein gediegenes Hotel der 3-Sternen-Klasse in Schwarzwälder Höhenlage mit einem herrlichen Aussichtsplatz auf die Rheinebene und Straßburg sowie im Winter einem Skihang auf 970 m Höhe. Ein Haus mit einer Geschichte von 218 Jahren.
Schon 1803
stellte der Oppenauer Sonnenwirt, Josef Schatzmann, den Antrag, auf dem
Rossbühl ein Gasthaus errichten zu dürfen. Die Ablehnung der Obrigkeit war
klar und deutlich: „Entlegene Wirtshäuser sind gewöhnlich Schlupfwinkel für
Leute, die mit Zechen und Spielen und anderen Ausschweifungen sich der
Polizeikonsultationen entziehen“.
Drei Jahre
später ersteigerte der Oppenauer Joseph Börsig die baumlose Grinde auf dem
Rossbühl als Sommerweide für sein Vieh, wohnte in einer Blockhütte und schenkte
Wein an Fuhrleute und Reisende zur Stärkung aus. Schließlich pachtete Martin
Braun aus Oppenau das Recht, eine Buschwirtschaft auf der Höhe zu betreiben.
1834 konnte der Neubau –Haus mit Stall, Remise und zwei Gästezimmer- bezogen
werden, das nun ganzjährig bewohnbar war.
1835 tauchte ein
neuer Pächter der Buschwirtschaft auf, Anton Beiser. Berühmt wurde er, als er
ein Jahr später fünf Händler aus Württemberg, die in Oberkirch den Nikolausmarkt besuchten, rettete. Sie hatten sich auf dem Heimweg im hohen
Schnee verirrt. Beiser benannte seine
Buschwirtschaft daraufhin in „Zuflucht“ um. Auch von weiteren Pächtern wurde
immer wieder berichtet, dass sie Verirrten vor dem Erfrierungstot retteten.
Nahe der Buschwirtschaft
lag die sog. Schwaben- oder Röschenschanze, eine Befestigung, die von 1796
stammte. Dort belebte ein 1860 errichteter hölzerner Aussichtsturm den
Sommertourismus. Im 1870/71 Krieg konnte die Beschießung von Straßburg
beobachtet werden.
Da die Verpachtung
der Buschwirtschaft offensichtlich der Stadt Oppenau nicht genügend war,
entschloss man sich, sie nach über 100 Jahren an Mathias Schmelzle und Sohn
Christian zu verkaufen. Die beiden gingen auch bald den Neubau an, dass aus der
Schutzhütte, Buschwirtschaft und bescheidenen, kleinen „Zuflucht“ ein
renommiertes Höhenhotel entstand. Der gute Ruf zog Gäste aus dem In- und
Ausland an. Durch Erweiterung und Modernisierung war bis zum Ersten Weltkrieg
ein Höhenhotel mit 30 Zimmern mit 50 Betten entstanden. Nach und nach kamen
elektrische Beleuchtung aus eigenem Elektrizitätswerk, Wasser- und
Abwasserversorgung hinzu.
Der Sohn
Christian führte ab 1923 das Hotel erfolgreich weiter. Auch er rettete elf
angemeldete Gäste, die von Allerheiligen zum Hotel kommen wollten und nicht
kamen. Der Suchtrupp fand sie halb erfroren in einer einsamen Hütte. 1925 wurde
der Hotelkomplex nochmals um 23 Zimmer, Glasveranda und Landhaus erweitert. In
den 1930er Jahren nutzte Porsche die kurvenreiche Bergstrecke der Oppenauer
Steige, um die Leistung der luftgekühlten Motoren zu testen. Einer dieser
Testfahrer, Karl Ott, heiratete eine der Schmelzle Töchter, so dass die
Hotelführung ab 1958 unter dem Namen Ott in gleicher Familie weitergeführt
wurde.
Nach dem Tode
von Karl Ott 1967 modernisierte sein Sohn Rüdiger den gesamten Komplex, um den
mittlerweile geforderten gehobenen Komfort bieten zu können. 1973 wollte Rüdiger
Ott den gesamten Komplex um 100 Betten erweitern, Schwimmbad und weitere
Freizeiteinrichtungen installieren. Die zuständigen Aufsichtsbehörden spielten
aber nicht. Des Kämpfens müde gab Rüdiger Ott 1980 den Hotelkomplex auf und
verkauften den Besitz an die Deutsche Jugendherbergswerk. Aber auch das wurde
nach 26 Jahren wegen zu geringer Übernachtungen geschlossen. Nach dem Leerstand
kaufte Alois Ritter 2012 den Komplex und baute es zu heutigen "Natur- und
Sporthotel Zuflucht" um.
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