Freitag, 7. März 2025

Was verbirgt sich hinter dem Aufbegehren der Hotzen?

Hotzen Tracht 1752

Der Hotzenwald ist ein Teil des südlichen Schwarzwalds, der sich zum Rhein hin abflacht. Er erstreckt sich von der Wehra im Westen bis hin zur Schlücht im Osten. Die Hotzen, die bäuerlichen Bewohner der Gegend, habe ihren Namen von der Tracht. Die weit gefältete Pluderhose besteht aus einem grauen aber auch schwarzen oder braunen Tuch, dem Hotzen.

Die Besiedelung dieser kargen und unfruchtbaren Gegend wurde durch die Klöster Allerheiligen in Schaffhausen, dem Damenstift Säckingen, dem Kloster St Blasien oder Landesherren wie die Freiherren von Krenkingen vorangetrieben. Als Zentrum des Hotzenwald gilt die Grafschaft Hauenstein. Die ersten Siedlungen auf den Hochflächen der Berge, die sich ab dem 9. Jahrhundert bildeten, waren von den verkehrsfeindlichen, unwegsamen Schluchten getrennt. So entstanden zwischen 1326 und 1333 die sogenannten Einungen als weitgehend selbstständigen Verwaltungseinheiten mit einem Einungsmeister, der für Verteilung der Steuerlasten und deren Einzug zuständig war. Die Einungsmeister wurden immer am Samstag vor Mattheus (19.9.) von den verheirateten Männer gewählt. Die Grafschaft Hauenstein setzte sich aus 8 Einungen zusammen: Je 4 Einungen ob der Alb –Görwihl, Rickenbach (1433 kamen noch die Täler Todtnau und Schönau hinzu), Hochsal und Murg mit je einem Vogt und nid der Alb –Höchenschwand, Dogern, Birndorf und Wolpadingen wobei die ersten und die letzten beiden jeweils einen gemeinsamen Vogt hatten. Diese waren die Ausführorgane des Waldvogts als höchster kaiserlicher Beamte im Hotzenwald.

Die habsburgischen Herzöge haben dem Waldvogt Rechte verliehen, um zu verhindern, sich an sprach- und stammesverwandlten Alemannen der Eidgenossenschaft anzugliedern. Durch die eingeräumten Rechte blieb die Grafschaft bis ins 18. Jahrhundert ein selbstverwaltetes Gemeinesen mit eigener Fahne und Siegel, eigener Gerichtsbarkeit und Steuerhoheit.

Ein habsburgischer Trost- und Versicherungsbrief bestätigte 1370 das Bestehen der Einung auf dem Wald. König Wenzel nahm 1379 die Grafschaft Hauenstein von jeder fremden Gerichtsbarkeit aus und bestimmte, dass nur österreichisches Recht gelten soll. In einer Waldamtsöffnung von 1383, die die Rechte und Pflichten der Waldleute umreißt, ist auf die Hochgerichtsbarkeit des Waldvogts hingewiesen.

Der Freiheitsdrang der Bauern in der Grafschaft Hauenstein äußerte sich in ihrer Jagdleidenschaft. Die freie Jagd im Eigenwald wie auf den Allmenden betrachtete man als altererbtes Privilig. Im 15. Jahrhundert hatten die Hauensteiner das Recht neben dem kleinen auch das Hohe Wiltprät zue fellen vndt zu ihrem aigenen Nutzen zu verwenden. Strittig war nur die Jagd auf Bären und Wildschweine. So ist von 1371 verbürgt, dass die Bauern auf dem Wald um erstenmal das Kloster St Blasien besetzten, weile es Ihnen vor allem das Jagdrecht streitig machten und sein Gebiet auf Kosten der Bauern auszudehnen suchte.

Die Reformation brachte Umwälzungen, wenn der Hotzenwald auch beim alten Glauben blieb. Dazu kamen aber die drückenden Lasten, die die Bauern zu tragen hatten. Zu den vielfältigen Fronen kamen die Naturalbgaben, dazu waren Dienste für die Leibeigenen zu zahlen. Nicht alle Bauern waren frei sondern waren großteils auch Leibeigen. Die Forderungen der Bauern waren in 12 Artikel zusammengefasst. Nach mehreren Scharmützel entlud sich 1525 die ganze Wut. Über 600 Bauern überfielen das Kloster St Blasien, verjagten die Mönche, zerstörten die Bibliothek und Archiv und machten sich über Wein- und Lebensmittelvorräte her. Die Plünderungen dauerten 6 Tage. Nach einigen Monaten wurden die Aufständischen zurückgeschlagen, wurden grausam bestraft und mussten Schadensersatz leisten, der grausam eingetrieben wurde. Wer  von den Anführer nicht in die Schweiz fliehen konnte, wurde verhaftet.

So auch Kunz Jehle, der trotz Fürbitte des Abts von St Blasien gehängt wurde. Die Bauern schnitten dem Toten die rechte Hand ab und nagelten diese  an die Klosterpforte. „Diese Hand wird sich rächen“ stand auf einem Zettel. Tatsächlich hatten die Anhänger von Kunz Jehle Feuer ans Kloster gelegt, Pulver gestreut, so dass das Kloster in wenigen Stunden niederbrannte.

Die nachfolgenden Aufstände entluden sich in den Salpeteraufständen: Siehe - Was verbirgt sich hinter den Salpeteraufständen?