Am 21. Mai 1959 brach am Spätnachmittag gegen 16.00 Uhr eine Sintflut über die Fünftälerstadt Schramberg herein. Ein ungewöhnlich starkes Gewitter ging eine 3/4 Stunde lang nach sommerlicher Wärme mit taubeneiergroßen Hagelkörnern auf die Stadt nieder. Zusätzlich prasselte ab 18.00 Uhr ein immer stärker werdender Wolkenbruch auf die leidgeprüfte Stadt nieder. Zusätzlich wurde der Wolkenbruch durch die verschiedenen, engen Tälern, die wie Trichter die Wassermengen sammelten, verstärkt und weitergeleitet.
Der sonst
harmlose Kirnbach schob Bäume und Wurzeln zu Tal und die Berneck vom Bernecktal
ergoss sich ein schnell ständig verstärkender Wolkenbruch durch die Hauptstraße
und wälzte sich in die Schiltach. Der Göttelbach bahnte sich einen neuen Weg
und riss Gartenhäuser, Baracken, Stämme und jede Menge Geröll mit sich. Ganze
Hausecken, der Kassenschrank des Notariats wurden mitgerissen. In kurzer Zeit
waren im Zentrum der Schloss- und der Doblerplatz ein See. Die Steig
verwandelte sich in einen herabstürzenden Gebirgsfluss. Dieser hatte die Straße
bis auf die Kanalisationsrohre aufgerissen und freigespült. Die Keller liefen
in Minuten mit Dreckwasser voll, die Autos standen bis zum Dach im
Schlammwasser oder schwammen langsam davon, die Geschäfte in der Innenstadt
liefen voll. Familien wussten nicht, wo sie die Nacht verbringen sollten. Der
Notstand wurde gegen Mitternacht ausgerufen, denn zusätzlich waren die
Stromversorgung und Telefonverbindungen zusammengebrochen. Das Trinkwasser
konnte nur noch abgekocht verwendet werden. 10.000 Einwohner mussten ihr
Trinkwasser von der Feuerwehr bekommen.
Auch das Umland
von Schramberg erlitt schwere Schäden: Das Holzlager eines Sägewerks in
Hinterlehengericht wurde bis zu 30 km weit weggeschwemmt. Selbst in Wolfach
wurde eine Baustelle der Kinzigregulierung überflutet, die Baumaschinen
vernichtet. Die Straße Richtung Sulgen unterhalb der Grünen-Baum-Kehre gab es
nicht mehr, ebenso die Straße Richtung Rötenberg und Alpirsbach.
Langsam lief das
Wasser ab. Übrig blieben Schlamm, Sand und Dreck, Wurzeln und Baumstämme.
Beschädigte Häuser, demolierte Geschäfte vollgelaufene Keller. In manchen
Keller oder Geschäfte konnten sogar Forellen gefangen werden, die sich verirrt
hatten und mit geschwemmt worden waren. Die Schäden gingen in die Millionen.
Vorsichtige Schätzungen sprachen von über 15 Millionen DM. Die Feuerwehren aus
Schramberg und den Nachbarstädten, das THW aus Karlsruhe und Freiburg sowie die
Bereitschaftspolizei aus Göppingen beseitigten die ersten Schäden. Die
Bundeswehr, französisches Militäreinheiten aus Villingen und amerikanischer
Sanitätshilfsdienst organisierte die erste Wasserversorgung. Die deutschen,
französischen und amerikanischen Soldaten mit schwerem Gerät erbrachten Arbeitsleistungen
von über 2 Mio DM an Arbeitslöhnen.
Doblerplatz 1959 |