Freitag, 14. März 2025

Was verbirgt sich hinter dem Kniebis?


Im 13. Jahrhundert war der Schwarzwald kaum besiedelt. Durch diesen urwaldähnlichen, dunklen und unbesiedelten Gebirgszug führte ein Saumpfad als einzige Querverbindung im Nordschwarzwald auf seinem Weg von Paris nach Wien. Sie führte von Straßburg, Oppenau, „Alte Steige“, Zuflucht, Kniebis (971 m), heutige „Alte Straße“, Finkenberg, St Christophstal wurde der Forbach überquert, das spätere Freudenstadt, Aach und Dornstetten. Es war ein Weg mit viel Pein und Mühe, auf dem „Steighof“ war eine Vorspannstation und auf der Gegenseite beim „Talwirtshaus“ in Chritophstal ebenfalls eine wegen des Finkenbergs. Nicht auszudenken waren die Strapazen im Winter. Noch 1838 berichtet ein Reisender: „Nur hie und da ragt eine Stange empor, dem Reisenden die Richtung zeigend, die er zu nehmen hat, wenn tiefer Schnee jede Spur des Weges unkenntlich macht“.

 

Die Pfarrkirche Dornstetten erstellte zum Schutz der Reisenden eine Kapelle. Diese wurde in einer Urkunde 1267 erstmals erwähnt. 1277 stiftete Graf Heinrich I den Franziskanern ein Kloster auf dem Kniebis. Dieses wurde auch 1287 eingeweiht. Da das Kloster sich freiwillig 1341 dem Benediktinerorden im Kloster Alpirsbach unterstellte, wurde es im Zuge der Reformation 1558 aufgelöst. Dies führte zur Umwandlung des Hospizes in eine Gastherberge.

Durch die Gründung von Freudenstadt 1599 wurde wegen des ansteigenden Reiseverkehrs eine württembergische Zollstation in der Vorhalle des Klosters eingerichtet. 1799 versuchten französische Soldaten einen Ochsen am Spieß zu braten. Durch den Funkenflug fing das Kirchendach Feuer, das Kloster brannte bis auf die Grundmauern nieder.

 

Der Übergang aus dem Renchtal über den Kniebis als höchster Punkt war auch ein wichtiger militärischer Übergang. Noch heute zeigen verschiedene erhaltene Schanzen die militärische Bedeutung: Alexanderschanze, die seit dem 30 jährigen Krieg schon vorhanden war, aber 1734 von Herzog Karl Alexander neu befestigt wurde. Die Schwedenschanze auf der Zuflucht von 1632, die von den Ämtern Dornstetten und Freudenstadt wegen fortwährender Durchzüge fremder Truppen gebaut wurde. Wie alte Karten zeigen, existierte noch nahe der Abzweigung der Wolftalstraße beidseitig der Kniebisstraße die „Kleine Schanz“ (Schwabenschanz). Die Chronik vom Kloster St Georgen berichtete 1632 davon.

 

Ab 1708 kamen die ersten Siedler auf den Kniebis, so dass hundert Jahre später schon eine Siedlung aus 12 Häusern auf den Gemarkungen von Baiersbronn und Freudenstadt entstanden war. Um 1780 gründete die „Fürstlich Fürstenbergische Verwaltung“ eine Holzhauersiedlung im südlichen Teil des Kniebisgebietes. Im Zuge der Gründung des Großherzogtums Baden wurde das fürstenbergische Gebiet 1806 Baden zugesprochen. Neben der mühsamen Holzfällerei war die Harzerei die einzige Erwerbsquelle der armen Bevölkerung in diesem kargen Gebiet. Heinrich Hansjakob beschrieb dies auch nach dem Verbot der Harzerei durch die Obrigkeit in seinem Buch Waldleute. Das Leben in dieser kargen Gegend war so mühsam, dass zwischen 1851/57 insgesamt 145 Kniebiser auf Kosten des Fürsten von Fürstenberg und dem badischen Staat nach Amerika ausreisen konnten.

 

1938 kam der südliche Kniebis zur Gemeinde Bad Rippoldsau. Und 1975 schließlich wurde der dreigeteilte Kniebis vereint. Die Bürgermeister von Baiersbronn, Freudenstadt und Bad Rippoldsau setzen Ihre Unterschrift unter den Einigungsvertrag, der bestimmte, dass Schulen vereinheitlicht werden und der Kniebis mit einem eigenen Ortschaftsrat nach Freudenstadt eingegliedert wurde.

 

Auf dem Kniebis Alexanderschanze steht auch der Dreifürstenstein: Württemberg, Hochstift Straßburg und Fürstenberg stoßen hier zusammen.

Dreifürstenstein Alexanderschanze Kniebis

Der Kniebis erlebte auch die goldenen Zeit der Kurhäuser: Kurhaus Zuflucht 1808 als Schutzhütte für Waldarbeiter erbaut, 1980 Jugendherberge, seit 2006 ein Übernachtungshotel. Kurhaus Alexanderschanze 1868 als Forstwarthäuschen erbaut, 2015 an das Land Baden-Württemberg verkauft, da es jahrelang leer stand. Kurhaus Lamm  war schon im 19. Jahrhundert als eine Raststätte für Fuhrleute gebaut, 1985 mangels Rendite abgebrochen.

Kloster Kniebis heute