Freitag, 21. Juni 2024

Was verbirgt sich hinter der Eisenbahnstrecke Straßburg - Ulm?


Der Eisenbahnbau im Rheintal nahm Formen an. Nach der Strecke Mannheim – Heidelberg 1840 eingeweiht, wurde 1843 Karlsruhe erreicht, es folgt Offenburg 1844. 1865 wurde mit dem Bau der Schwarzwaldbahn begonnen.

Bald wurde auch im Renchtlal erkannt, welche Vorteile der Bau einer Eisenbahnlinie dem heimischen Gewerbe bringt. 1864 wurde eine Petition der Renchtalgemeinden  an die badische Regierung eingebracht, um auf die Notwendigkeit einer Eisenbahnlinie im Renchtal hinzuweisen. Es wurde auf die Produkte der harzverarbeitenden Gewerbe im Renchtal, den zunehmenden Mineralwasserversand und Sommertourismus der Mineralbäder, die Steingutprodukte aus Oppenau und den Obst- und Weinbau der Region Oberkirch hingewiesen, die eine Eisenbahnverbindung im Tal  dringend benötigten. Außerdem sei es wichtig eine Verbindung nach Straßburg, dem Hauptabsatzplatz Renchtäler Produkte, zu haben. Aber die badische Regierung lehnte ab, da sie nur die Hauptlinien finanzieren wolle. Denn auf einen Präzedenzfall im Renchtal mochte man sich nicht einlassen, denn hier waren es nur Lokalinteressen vorhanden. Höchstens mit einer Aktiengesellschaft könnte man das Projekt unterstützen. Diese soll den Bau vornehmen und finanzieren, die Verwaltung und Betrieb der Renchtalbahn würde die Staatsbahnverwaltung, gegen Überlassen von 50 % der Einnahmen, übernehmen.

Durch den preußische-österreichischen Krieg 1866 und den deutsch-französischen Krieg 1870/71 wurde der geplante Bahnbau verzögert. Und vor allem hatte sich die wirtschaftliche und politische Situation geändert. Das Elsaß und vor allem Straßburg waren Teil des Kaiserreichs geworden. Zusätzlich kamen jetzt die Militärs mit dem Generalstabschelf, Helmut von Moltke, ins Spiel. Sie wollten aus strategischen Gründen eine Eisenbahnverbindung der beiden Festungen Straßburg und Ulm. Eine Interessengemeinschaft zwischen Militärs, Verwaltung, Honorationen, Badbesitzern und Unternehmern fanden zu einer Lobbygemeinschaft zusammen. Denn der Plan wurde weitergesponnen: Eine europäische Transversale Wien-Straßburg-Paris auf der kürzesten Linie durch das Renchtal und über den Kniebis muss her. Eine Anzahl von Geldinstituten konnten für das Projekt gewonnen werden. Sie sprachen beim Reichstag wegen einer Konzession einer Fernbahn vor.

1872 legte die Eisenbahninspektion einen Kostenvoranschlag vor. Zum Bau einer Bahn von Appenweier bis Freudenstadt waren 5.984.000 Mark Erforderlich Das Kniebismassiv sollte durch drei große und drei kleine Tunnel überwunden werden. Ein großer Kehrtunnel sollte in Griesbach gebaut werden, der zweite sollte den Durchstich der Holzwälder Höhe ergeben und ein dritter sollte die Höhe zwischen Rippoldsau und dem Forbachtal unterqueren. In der Wilden Rench und gegen Griesbach sowie vor Freudenstadt waren kleinere Tunnel geplant. Finanziers, Politiker und Ingenieure beugten sich immer wieder über das Projekt, denn jetzt sollte alleine der 2.060 m lange Kniebistunnel 6.046.000 Mark kosten. Der Börsenkrach 1873, der Zusammenbruch des Strousbergs Eisenbahnimperiums, der Hauptförderer des Projekts war, ließ das Projekt auf die lange Bank schieben und schließlich verschwand die europäische Eisenbahnanbindung des Renchtals in der Versenkung.

Übrig blieb schließlich eine Eisenbahnverbindung 1876 über Oberkirch bis Oppenau. Weitere 50 Jahre später wurde die Eisenbahn bis Bad Peterstal verlängert. Weitere 20 Jahre vergingen bis Bad Griesbach angeschlossen wurde. 1923 wurde den Renchtalbahn unterbrochen, da  französische Truppen Offenburg und Appenweier besetzten, und so der Kopfbahnhof der Renchtlbahn fehlte. Trotz aller Unkenrufe, dass die Eisenbahnstrecke still gelegt werden würde, noch heute wird die 29 km lange Strecke stündlich mit Triebwagen befahren.