Um das Jahr 600 ließ sich ein Landsiedel namens Totto an der Gabelung der Wiese und des Schönenbachs mit seiner Sippe nieder. Die Nachbarn nannten es „Tötrnouua“, das heisst „Au des Totto“. 1114 kam das spätere Todtnau schenkungsweise an das Kloster St Blasien. Der Ertrag der Silbergruben kamen ihm sehr zustatten.
Todtnau wuchs
und gedieh: Der Bergbau, das Spinn- und Webgewerbe, die Bürstenindustrie trugen
dazu bei, dass Todtnau sich in dieser unwirtlichen, kargen Gegend unterhalb des
Feldbergmassivs entwickeln konnte. Mitten in saftigen Wiesen, am Zusammenfluss
des Schönenbachs und Wiese lag Todtnau um 1850 mit 1.300 Seelen und 141 aus
Holz mit Schindeln gedeckten Häusern.
Im Juli 1876
brannte die Sonne auf die Schindeldächer, und ein scharfer Südwestwind lauerte
außen im Tal. Da brach um die Mittagsstunde im oberen Dachraum der Emil
Zieglerischen Papierfabrik vermutlich durch ein schadhaftes Kamin ein Feuer
aus. Die Arbeiter waren in der Mittagspause im Garten und bemerkten den Brand
zu spät. Das Fabrikgebäude war extra 400 m von der Innenstadt auf die grüne
Wiese wegen der Feuersgefahr gebaut worden. Mit Hilfe der Todtnauer Feuerwehr
versuchte man den fortgeschrittenen Brand unter Kontrolle zu bringen.
Aber der
aufkommende unselige Südwestwind wirbelte brennende Lumpenfetzen und
Papierschnitzel hoch, trug sie weiter und ließ sie in einem wahren Funkenregen
auf die sonnendurchglühten Dächer niederfallen, die sofort lichterloh brannten.
Rasend schnell verbreitet sich die Feuersbrunft über die Häuser, das kaum
fertiggestellte Spital, das Rathaus, die Post und Apotheke, die Kirche mit 4
Glocken und Pfarrhaus mit unbarmherziger Rücksichtslosigkeit. Die
Leute, welche dem Fabrikbrand zur Hilfe gerannt waren, mussten beim
Zurückkommen zusehen, wie ihre eigenen Häuser in Flammen standen. Alles was vor
den Flammen ins Freie gerettet werden konnte, verbrannte in der unausstehlichen
Hitze. Nur das Vieh stand geschützt aber unruhig auf der Weide.
Der Feuersbrunst
konnte nichts entgegengehalten werden. Erst am Nachmittag trafen aus dem ganzen
Amtsbezirk die Feuerwehren mit ihren Löschmannschaften ein. Die Pumpen der
Wehren von Menzenschwand, Bernau, Schopfheim, Fahrnau, Lörrach und St Blasien
wurden langsam der Feuerwalze Herr. Am nächsten Morgen wurde das Ausmaß des
Grauens aus den rauchenden Trümmerhaufen sichtbar. Der gesamte Stadtkern und
das Oberdorf waren verloren, ein Trümmerfeld. Nur wenige Häuser im Hinterdorf
und am Rande wurden verschont. 973 Bewohner waren obdach- und mittellos.
Noch in der
Nacht setzte die Hilfe in dieser schrecklichen Not ein. Wer noch was hatte,
teilte Essen, Kleider und Bettzeug. Hilfe und Unterkommen gab es in den
Nachbarorten. Aus dem gesamten Großherzogtum, vom Militär kamen Hilfe, Geld und
Sachspenden, so dass das erhaltene Schulhaus die Spenden kaum fassen konnten.
Die geliehenen Marktbuden von Freiburg dienten als Unterkunft. Aus Basel, ja
selbst aus Norddeutschland, Holland und England kamen Kleider, Geld und Lebensmittel.
Bald blühte
neues Leben aus den Ruinen, 1877 wurde ein neuer Stadtplan für den Aufbau von
Todtnau festgelegt. Eine Bauordnung legte fest, dass die Häuser durchgehend aus
Stein ausgeführt und mit Ziegel oder Schiefer gedeckt sein müssen. Die Bauaufwendungen
betrugen 1,5 Mio Mark, die Brandversicherung betrug aber nur 600.000 Mark. Für
die Differenz übernahm die Gemeinde eine Hypothek und verpfändete einen Teil
des Waldes. 1879 war alles soweit wieder aufgebaut, nur die Kirche erinnert in
ihrem neuen dominierenden Platz an das unsägliche Unglück.
Todtnau 1875 |
Todtnau Ende 1876 |