Samstag, 22. April 2023

Was verbirgt sich hinter der Glasbläserfamilie Böhringer?

Glashütte Buhlbach

Die Glashütte Schwarzenberg –später Schönmünzach genannt- wurde 1734 an der Mündung der Schönmünz in die Murg errichtet. 1758 wurde die Genehmigung zum Bau der Glashütte in Buhlbach am heutigen Kulturpark erteilt. Beide waren Unternehmerglashütten Schwarzenberg staatlich und Buhlbach privat mit festem Standort. Die wurde ermöglicht, da in Schwarzenberg das Holz über den Bach Schönmünz oder in Buhlbach über mehrere Kanäle der Rechtmurg und Röhrsbächle herbei geflößt wurden. Auch die Arbeiten der Glasbläserein wurden anfänglich getrennt, um unnötige Konkurrenz zu vermeiden: Schwarzenberg sollte Fensterglas und Buhlbach vorwiegend Hohlglas blasen.

Die Glashütte Buhlbach ging durch verschiedene Hände bis Franz Karl Klumpp aus Reichenbach diese 1787 erwarb. Er nahm als Teilhaber den jungen, tüchtigen Faktor der Schwarzenberg Hütte, Johann Georg Böhringer, auf.  Nach dem Tode von Franz Karl Klumpp 1800 übernahm er als alleiniger Besitzer die Hütte, da er die Tochter Klumpp geheiratet hatte. Die Glasbläserei blühte und mit mehreren Öfen wurde mittlerweile neben den Flaschen auch Tafelglas und später der berühmte Buhlbacher Schlegel als Champagnerflasche geblasen. Die Sektkellerei Keßler in Esslingen begann 1826 den Sekt im Bulbacher Schlegel abzufüllen. Die ursprüngliche Regelung der Trennung war schnell aufgeweicht worden.

1837 wurde die Glashütte Schwarzenberg von der Familie Böhringer erworben. Allerdings wurde sie 1844 an die Fa Grötz & Cie in Gernsbach weiterverkauft.

1883 trennten sich die Wege des Seniors Böhringer und seinen Söhnen. Zuvor hatten sie 1879 in Stuttgart-Feuerbach einen Porzellan- und Großhandel gegründet, der bis 1908 bestand. 1883 gründeten Emil und Hermann Böhringer die „H & E Böhringer Glasfabrik“ in Stuttgart Zuffenhausen. Sie produzierten Hohlgläser für den medizinischen Bereich. Aber 1910 mussten diese wegen zu geringer Rentabilität geschlossen werden.

Paul Böhringer ließ sich auszahlen, gründete am Bahnhof in Freudenstadt eine Glasfabrik, nahm die benötigten Bläser aus Buhlbach mit und ließ Flaschen mit Erfolg für Export Bier blasen. Diese Lage bot die Möglichkeit Kohle für die Feuerung anstatt Holz und auch die Glaserzeugnisse mit dem Zug zu transportieren. Pauls Sohn Otto musste sie 1932 schließen, da es zu teuer war mundgeblasenen Flaschen auf dem Markt zu verkaufen.

Hermann Göhringer, der letzte der Brüder, war nun alleiniger Geschäftsführer in Buhlbach und brachte die Glasfabrik nochmals zur Blüte. Sein Buhlbacher Schlegel wurde bis Russland verkauft. 1897 erfolgte die Umstellung auf die wirtschaftlichere Kohlefeuerung. Allerdings weigerte sich Württemberg die geplante Eisenbahn Freudenstadt bis Klosterreichenbach weiter zu planen. Von Gaggenau aus führte die Eisenbahn nur bis Weisenbach.  Aus der Not heraus wurde von Achern die Kohle mit Karren über den Schwarzwald nach Buhlbach und die Glaswaren zurück transportiert. Die 1855 eröffnete Rheintaleisenbahn eröffnete diese Möglichkeit. Die 1899 gebaute Turbinenanlage, um von Kohlefeuerung auf Stromfeuerung umzustellen, kam zu spät. 1909 wurde der letzte Glasofen gelöscht.

Ein Sohn von Hermann, Matthä Josef Böhringer,   erwarb 1874 die 1846 gegründete Glashütte Wolterdingen, die sich in finanzielle Schwierigkeiten befand. Trotz rechtzeitiger Umstellung der Produktion auf Soda und Kohlefeuerung sowie Eisenbahnanschluss, war Wolterdingen zu weit von den Märkten entfernt. 1909 musste die Glashütte geschlossen werden.

1885 verlegte Johann Georg Böhringer, ein weiterer Sohn von Hermann die Glasproduktion nach Achern. 1900 wurden schon maschinell die Sektflaschen geblasen, 1927 wurde die Produktion vollautomisch umgestellt. 1932 übernahm die „Gerresheimer Glas AG“ die Glashütte Achern. 2012 wurde sie vom amerikanischen Konzern „Owens Corp. Illinois“ aus strategischen Gründen geschlossen.
Glashütte Buhlbach heute