Freitag, 7. April 2023

Was verbirgt sich hinter der Schwarzwaldbahn?

Gerwig Denkmal Triberg

Für den badischen Großherzog war es von äußerster Wichtigkeit, einen Weg der Eisenbahn über den Schwarzwald zu finden,  um den Hegau und badischen Teil des Bodensees mit seinem übrigen Territorium zu verbinden. Gleichzeitig sollten die südbadischen Gemeinden im Schwarzwald erschlossen werden, denn sie waren bisher nur mit dem Pferdefuhrwerk zu erreichen. Die Eisenbahn war der Schlüssel für die Industrialisierung des Schwarzwalds.

 

Erste Planungen wurden in den 1840er Jahren gemacht. Aber die damals leistungsschwachen Lokomotiven forderten eine flache, technisch zu aufwändige und damit unbezahlbare Streckenführung. Die Überlegungen waren dann, mit der Schwarzwaldbahn einen Zubringer zur Gotthardbahn zu verbinden. Der Endpunkt sollte Waldshut sein mit Übergang über Koblenz in die Schweiz. Aber die geologischen Probleme der Wutachschlucht verhinderten dies. Stattdessen wurden in den Überlegungen der Kanton Schaffhausen weiträumig zu umfahren und Singen als Endpunkt festgelegt.

 

Es standen 3 Planungen zur Diskussion:

 

1.     Bregtallinie (Haslach – Prechtal – Furtwangen – Donaueschingen) Sie war die teuerste Variante und schied deswegen aus.

2.     Schiltachlinie (Haslach – Schiltach – Schramberg – Villingen) Sie hatte den größten Nachteil, sie musste württembergisches Gebiet überfahren. Der württembergische Uhrenstandort Schramberg wäre eine unliebsame Bevorzugung des badischen Uhrenstandorts Furtwangen gewesen.

3.     Sommeraulinie (Hausach – Triberg – Sommerau – Villingen) Der auf Sauerbeck zurückgehende betriebliche Nachteil waren 2 Spitzkehren.

 

Ingenieur Robert Gerwig mit der Planung betraut, begann 1865 mit dem Bau der Sommeraulinie. Die Strecken von Offenburg bis Hausach und von Engen bis Singen waren unproblematisch. Sehr schwierig war die 38 km lange Strecke von Hausach bis St Georgen, da 565 Höhenmeter überwunden werden musste. Gerwig verwendete 39 Tunnels mit insgesamt 10,686 km Länge, zwei großen Doppelschleifen, um nicht 2 % Steigung zu überschreiten und drei Kreiskehrtunnels. Eine Realisierung galt damals als unmöglich.

 

Die Trassierung wurde für den zweigleisigen Ausbau durchgeführt, obwohl sie anfänglich nur eingleisig fertiggestellt wurde. 1866 waren die Abschnitte Offenburg-Hausach und Engen bis Singen fertiggestellt, 1868 folgten Donaueschingen-Engen, 1869 Villingen-Donaueschingen und 1873 die gesamte Strecke mit 149 km. Erst 1921 war sie durchgehend zweigleisig befahrbar.

 

Die Trassierung und Linienführung machten die Schwarzwaldbahn zu den bekanntesten, doppelgleisigen Gebirgsbahnen. Denn von Hausach bis St Georgen müssen 14,8 m/km an Steigung überwunden werden. Die Orte liegen Luftlinie 21 km auseinander, die Bahnstrecke beträgt aber 38 km. In Hornberg musste ein 150 m langes und 28 m hohes Viadukt errichtet werden sowie zweimal musste die Wasserscheide überwunden werden.

 

Bremsenhersteller aus der ganzen Welt unterwerfen auch heute noch ihre Bremssysteme Leistungstests auf dieser Strecke. Legte im Eröffnungsjahr der Schnellzug die Strecke von Offenburg nach Singen in 4 Stunden 10 Minuten zurück, ist es heute unter 1 Stunde 45 Minuten. Die Schwarzwaldbahn ist in ihrer Gesamtheit ein Kulturdenkmal des Landes Baden-Württemberg.

Trasse bei Triberg


 
Schwere Dampflokomotive Triberg