Freitag, 18. Februar 2022

Was verbirgt sich hinter den Frauenklöster des Schwarzwaldes?

 


Bekannt, da noch baulich erhalten, sind die Benediktinerklöster St Peter, St Blasien und St Tudpert im Münstertal. Als Ruine liegt im Nagoldtal Kloster Hirsau, das 1084 das heute nicht mehr vorhandene Benediktinerkloster St Georgen gegründet hat. Beide waren bahnbrechend für die Besiedlung des Schwarzwaldes.

 

Was dabei wegen der Dominanz der Männerklöster übersehen wird, sind die Frauenklöster und ihre Bedeutung. Während die Männerklöstern als Orte der Kunst und Wissenschaften überregional ausgestrahlt haben, war den Frauen in ihren Klöstern ein kontemplatives Leben in Klausur zugewiesen. Von Predigt und Seelsorge ausgeschlossen, war ihr Kontakt zur Bevölkerung auf die alltäglichen Notwendigkeiten zur Existenzsicherung beschränkt.

 

Auf der einen Seite gab es die Adelsstifte als Frauenklöster, um die weiblichen Mitglieder der Adelsfamilien standesgemäß unterzubringen. Beispiele waren die Klöster Frauenalb im Albtal (1138 als Freiadelsstift gegründet), St Margarethen in Waldkirch im Elztal (926 als Adelsstift gegründet, 994 als Benediktinerkloster und 1431 als Chorherrenstift weitergeführt), Kloster Lichtental ( 1245 als Zisterzienser von Irmengard von Baden gegründet), Fridolinsstift Säckingen (im 6. oder 7. Jahrhundert als königliches Eigenkloster gegründet, wurde 1307 sogar in den Reichsfürstenstand erhoben).

 

Auf der anderen Seite waren die Frauenklöster, die von Männerorden gegründet wurden und hatten dann später einen Vater-Abt zugewiesen. Beispiele waren hierfür Kloster St Lioba in Günterstal bei Freiburg (1224 im Zisterzienserorden aufgenommen, Vater-Abt war der Abt von Tennenbach, der auch dem Zisterzienserinnenkloster Wonnetal bei Kenzingen betreute (gegründet 1242), die Klöster Friedenweiler wurde von St Georgen gegründet (1570 übernahmen die Zisterzienserinnen aus Lichtental das leerstehende Kloster) und das Frauenkloster Berau wurde 1112 von St Blasien nach Berau verlegt.

 

Wie bei den Männerorden entwickelte sich auch bei den Frauenklöstern im Schwarzwald durch Erbschaften, Stiftungen und Mitgift der Nonnen zu Wirtschaftsunternehmen, die einen nicht unerheblichen Anteil an der Besiedlung des Schwarzwaldes und auf das Leben der dort lebenden Bevölkerung hatten. Pacht und Zehntabgaben sicherten den Lebensunterhalt der Nonnen.

 

Ausnahme war das Klarissenkloster Wittichen als Bettelorden in einem Seitental der Kleinen Kinzig (gegründet 1324). Dieses war ein Bettelorden wie die Dominikanerinnen und Ursulinen in Freiburg und Villingen.

 

Im Dienst an Gott und zur Vermeidung von „Müßiggang“ widmeten sich die  Nonnen frauentypischen hauptsächlich textilen Arbeiten, die bis heute vor allem in den Messgewändern der Priester und der Kleidung von Heiligen- und Krippenfiguren sichtbar werden, aber auch in den Tüchern und Behängen von Altären, Lesepulten und Gestühlen. Dazu gehörte auch das Fassen Reliquien mit Draht- und Stickarbeiten sowie Goldstickereien und exquisite Durchstichbilder. Sie sind bis heute teilweise in den ehemaligen Klosterkirchen oder Wallfahrtskirchen zu sehen.

 

Was ist von den Frauenklöstern übrig geblieben? Einzig und alleine das Zisterzienserkloster Lichtental in Baden-Baden überstand die Säkularisierung als Grablege der Markgrafen von Baden ohne weltliche Macht. Heute widmet es der Erziehung und dem Kunsthandwerk.

Kloster Lichtental Abteikirche

Kloster Lichtental Fürstenkapelle