Freitag, 11. Februar 2022

Was verbirgt sich hinter dem Wolf im Schwarzwald?

 


Unruhe macht sich unter der Bevölkerung des Schwarzwalds breit. Der Wolf kommt, muss das sein? Früher gehörte der Wolf zum heimischen Wild im Schwarzwald wie viele Gewannbezeichnungen bezeugen „Wolfgrube, Wolfshalde“ oder Ortsbezeichnungen wie „Wolfach“. Ab dem 15. Jahrhundert wurde er systematisch verfolgt und getötet. 1805 wurde der letzte Wolf bei Donaueschingen erlegt.

 

Der Wolf gehört zur Familie der Hunde, lebt meist in Rudeln und ähnelt unserem großen Haushund. Der Rumpf ist etwas länger,  der Schädel langgezogener und der Brustkorb höher aber schmaler als beim Haushund.

 

Baden-Württemberg und damit vor allem der Schwarzwald ist schon länger Wolfserwartungsland. Seit dem Washingtoner Artenschutzabkommen 1973, die FFH Richtlinie der EU 1992 und dem Bundesnaturschutzgesetz ist der Wolf bis auf wenige Ausnahmen streng geschützt. Heute ist der Schwarzwald sogar Wolfsfördergebiet. Im Schwarzwald ist der Tisch reichlich gedeckt, denn Hirsch, Reh, Füchse, Hasen ja selbst Mäuse gehören zu seiner Beute und von den gelegentlichen Übergriffen auf Nutztiere  ganz zu schweigen.

 

Wenn der Wolf auch sehr scheu ist, ist er im Schwarzwald doch da. Insgesamt wurden er unzählige Male in Fotofallen dokumentiert. Wenn Jungwölfe nach ein bis zwei Jahren ihr Stammrudel verlassen müssen, wandern sie nach der Suche eines neuen Reviers oder einer Wölfin über sehr große Entfernungen. Wanderungen durch halb Europa sind keine Seltenheit, denn sie benötigen ein Revier von 200 – 350 km².

 

So wurde bei Lahr 2015 auf der Autobahn A 5 ein Wolf überfahren. 2016 wurde auf der Baar ein wohl verletzter Wolf  fotografiert.  Im gleichen Jahr wurde ein Wolf in Breitnau fotografiert, der kurz darauf erschossen in den Schluchsee geworfen wurde. Ein Zuwanderer aus dem Alpenraum hat 2019 im Münstertal zwei Ziegen gerissen. Ende Oktober 2020 wurde ein Wolf mit der Nr 1896 bei München nachgewiesen. Dieser hat am 21. November bei Waldshut drei Schafe gerissen und drei Tage später nochmal eines bei Merzhausen vor den Toren Freiburgs, wie an Hand genetischer Fingerabdrücke nachgewiesen werden konnte.

 

Wenn ein Wolf ein halbes Jahr im Gebiet nachgewiesen ist, gilt er als heimisch. Dann gilt das Gebiet als „Fördergebiet Wolfsprävention“. Landwirte, die „wolfsabweisenden Grundschutz“ einhalten –d.h. Elektrozäune oder das Halten von Herdenschutzhunden-  erhalten Kostenerstattung für die Elektrozäune, Herdehundehaltung, zusätzlicher Aufwand und gerissene Tiere.

 

Seit 2017 hält sich im Nordschwarzwald ein Einzelwolf mit der Nummer GW852m auf, der aus Niedersachsen zugewandert ist.  Im Jahr 2018 hat er bei Wildbad eine Schafherde angegriffen, wobei 44 Schafe getötet wurden. Er gilt als erster heimischer Wolf im Schwarzwald. Am Schluchsee ist seit 2020 wieder ein Rüde GW1129m heimisch und gilt als zweiter Wolf. Auch im Gebiet Hinterzarten /Feldberg wurde 2021 GW2103m als  dritter Wolf nachgewiesen, der  auch in Wieden (Landkreis Lörrach) ein Reh gerissen hat. Alle anderen sind weiter gezogen oder verunglückt. Alle drei heimischen Wölfe sind Rüden und haben mangels Gelegenheit noch keine Rudel bilden können.

 

Sollte einem ein Wolf begegnen, was sehr selten der Fall sein dürfte, nicht weg laufen, in die Hände klatschen oder laut rufen, auf keinen Fall anfassen!