Freitag, 4. Februar 2022

Was verbirgt sich hinter dem Lahrer Stadtpark?

 


An der Kaiserstraße in Lahr liegt ein außergewöhnliches Kleinod: Der Stadtpark Lahr, eine Idylle aus Narzissen und Tulpen im Frühjahr, Rhododendron und Azaleen im Mai, Rosen im Juni, im Sommer bunte Blumentracht und südliche Atmosphäre unter Palmen, Dahlien und Hortensien im Herbst. Der 4,5 ha große Park bietet auch ein geometrisch durch Buchsbaumhecken gegliederte Rosengarten mit 250 Sorten Rosen. Bereichert wird der Garten durch eine große Villa, die für Ausstellungen genutzt wird. Im Sommer stolzieren Pfauen über die Rasenflächen und in ihren Volieren und Freihegen erfreuen Vögel, Affen, Bergziegen Hirsche und Lamas die Familien.

 

Ursprünglich waren dieser Park der private Garten und die Villa das Wohnhaus des Lahrer Bürgers Christian Wilhelm Jamm, der dieses Kleinod der Stadt Lahr testamentarisch vermachte mit der Auflage, die Villa nicht zu verkaufen, den Park zu erweitern und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

 

Am 30. Juni 1809 wurde Christian Wilhelm Jamm Sohn des Schlossermeisters Christian Jamm geboren. Nach der Elementarschule besuchte der begabte Schuler das Pädagogium und absolvierte eine kaufmännische Lehre. Wie üblich in jener Zeit machte er sich auf die Wanderschaft. In Lyon fand Jamm in einem Seidenversandhaus eine Anstellung. Für das Unternehmen musste er ausgedehnte Geschäftsreisen unternehmen, die ihn bis Havanna auf Kuba führten. In jenen Jahren machte er sich wohl selbstständig und gründete als 41 Jähriger die Firma C.W. Jamm. Der sprachbegabte Jamm war Dank seiner robusten Gesundheit ein erfolgreicher Geschäftsmann, beteiligte mehrere Teilhaber, so dass er seine Geschäftsbeziehungen nach Paris, Lyon, London und Manchester pflegen konnte. Als 49 Jähriger konnte er sich aus dem aktiven Geschäft zurückziehen und konnte vom Ersparten und von seinen Geschäftsanteilen ein sehr erträgliches Leben in Europa sich leisten.

 

Sein Leben spielte sich zwischen Lahr und Paris ab. Eine Pariser Dame, Amélie de Cantillon, hatte es ihm angetan, die all die Jahre in Paris mit ihm zusammen war aber nicht den Weg nach Lahr fand. In Lahr konnte Jamm in der damaligen Dinglinger Vorstadt umfangreiche Ländereien kaufen, legte den Park an, baute sich die Villa, umgab das Ganze mit einer Mauer und lebte zurückgezogen.

 

Da aus den geschilderten Umständen Jamm nicht verheiratete war, verteilte er testamentarisch sein Vermögen mit seinem Tode am 7. Mai 1875. Nach heutigem Wert gerechnet betrug sein Vermögen über 100 Mio €. Nicht nur die Verwandtschaft sondern auch seine Lebensgefährtin erhielten jeweils Zeit Lebens Renten, die Stadt Lahr die Villa und den Stadtpark nebst Zinsen für die Unterhaltung des Parks. Dazu kamen noch Immobilien und Grundstücke für die Stadt Lahr sowie für die evangelische Kirchengemeinde Lahr soviel Geld, dass sie die Christuskirche nebst Pfarrhaus bauen konnte. Im Falle einer Verheiratung mit seiner Lebensgefährtin hatte er ein weiteres Testament  mit ihr als Alleinerbin aufgesetzt. Aber so hatte die Stadt Lahr das Glück, auf diese Weise zum Haupterben zu werden. Dank sei Christian Wilhelm Jamm.