Freitag, 26. März 2021

Was verbirgt sich hinter dem Bad Teinacher Mineralwasser?

 

Bad Teinach 1852

Bad Teinach im Teinachtal, einem Seitental des Nagoldtales, ist mit ca 500 Einwohnern das kleinste Heilbad Baden-Württembergs aber doch weltbekannt. Das hat der Ort nur seinem Mineralwasser zu verdanken.

 

Das romantische Teinachtal lag ziemlich unberührt unter der Burg von Zavelstein, die schon 1284 erstmalig erwähnt wurde.  Bei der Verfolgung eines verwundeten Hirsches, der seine Wunden in einer Quelle kühlte –so die Sage-, wurde  das Bad im Teinachtal 1472 erstmals urkundlich erwähnt, denn einem Hans Huß aus Calw wurde vom Graf Eberhard im Bart das Bad verliehen.

Im Jahr 1710 ließ Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg ein Palais als Sommerresidenz errichten. Im 17. Jahrhundert und 18. Jahrhundert wurde Teinach zum Lieblingsbad württembergischer Herzöge. So kam schon im Jahr 1770 Herzog Carl Eugen mit 326 Personen, um die Heilquellen zu besuchen. Die Heilquelle im Teinachtal war schon im Spätmittelalter bekannt. Schon im 17. Jahrhundert gab es regelrechten Kurbetrieb. Im Jahr 1835 wurde Teinach königliches Bad. In den folgenden Jahren ließ König Wilhelm I. von Württemberg nach Plänen Friedrich von Thourets Badehaus, Trinkhalle und das Badhotel errichten. Ebenfalls 1835 schlossen sich die „Teinacher Mineralquellen“ mit dem „Überkinger Mineralwasservertrieb“ zusammen. 1864 kaufte Carl Hoffmann das Bad vom württembergischen Staat, es wurde bis 1923 als Privatbad betrieben. Ab dann wurde das Bad als Aktiengesellschaft geführt und war dem Geschick der „Mineralbrunnen AG“ ausgeliefert, deren Hauptaugenmerk auf dem Mineralwasserversand lag.

Ursprünglich gab es in Teinach eine eisenhaltige schwach alkalische Quelle, die Tintenquelle, und drei alkalische Säuerlinge, nämlich die Dächleinsquellen. Diese Quellen waren nicht ausreichend für den wachsenden Kurbetrieb, daher wurde ein Bohrprogramm gestartet. Im Februar 1839 wurden die Laubenquelle, im Mai die Wiesenquelle erbohrt. 1841 folgte die Bohrung der Bachquelle – sie enthält die meiste Kohlensäure. Die Hirschquelle wurde im gleichen Jahr auf der sogenannten Hirschwiese erbohrt. Sie lieferte ein kohlensaures Mineralwasser, eisenfrei und somit von jahrelanger Haltbarkeit. Immer wieder wurden Bohrungen nieder gebracht, um den enormen Bedarf an Mineralwasser für den Vertrieb und das Bad zu stillen. Waren es 1860 20.000 Krüge Abfüllmenge, so waren es 1910 5 Millionen, 1939 11,5 und 1970 83,3 Millionen Füllungen, die abgefüllt wurden. In den 1970er Jahren wurden weitere Quellen, auch die Hirschquelle mit neuen Bohrungen erschlossen. Diese Bohrungen werden als Hirschquelle II und III bezeichnet.


Im Mittelpunkt von allem im Bade stand die Hirschquelle, an die das Standbild des Hirsches im Kurpark erinnert. Die Hirschquelle ist wegen ihrer Reinheit und Schmackhaftigkeit und Bekömmlichkeit weltberühmt geworden. Das Wasser der Hirschquelle wird wegen der nachweisbaren gesundheitsfördernden und heilenden Wirkung als Heilwasser vertrieben. Die restlichen Quellen werden als Teinacher Mineralwasser oder als Erfrischungsgetränke und Fruchtsäften vertrieben. 1993 wurde neben den Normbrunnenflaschen eine eigene Wasserflaschenform, die Gourmetflasche für Restaurants, eingeführt, um das Alleinstellungsmerkmal des Teinacher Wassers zu unterstreichen. Heute rattern 15.000 Gourmetflaschen pro Stunde über die Abfüllstation.

Teinacher Mineralbrunnen AG

Die Teinacher Mineralbrunnen GmbH mit über 50 Millionen € Umsatz ist heute eingebettet in ein Konzerngeflecht aus verschiedener Mineralbrunnengesellschaften, Hauptaktionär ist die Karlsberggruppe im Saarland.

Samstag, 20. März 2021

Was verbirgt sich hinter Bad Boll?

 

Bad Boll 1899

Gemeint ist nicht das heute bekannte BadBoll im Kreis Göppingen sondern das ehemalige Bad Boll, das nördlich von Boll, einem Ortsteil von Bonndorf, in der Wutachschlucht lag – genau 8,5 km von der Schattenmühle Wutach abwärts auf der rechten Seite beim Einfluss des Boller Dorfbaches.

 

Eine erste urkundliche Erwähnung des Gebietes erfolgte 1467, bei der ein Badhäuschen als zur nahe gelegenen Burg Tannegg zugehörig erwähnt wird. Auch ein Badhof nahe der heute noch vorhandenen Quelle  wird erwähnt. 1614 kam das Gebiet durch Kauf zum Kloster St Blasien, das es zu einem befreiten Gute machte, d. h. das Lehen wurde jeweils nur auf Lebenszeit vergeben. Mit der Säkularisierung kam der Badhof 1806 an das Großherzogtum Baden und wurde 1818 durch Kauf von Josef Kramer erworben. Sein Sohn Anton ließ 1839 die alte Heilquelle neu fassen. Im Universal Lexikon des Großherzogtums war „die Heilquelle seit hundert Jahren gegen Hautausschläge und Krätze gebraucht worden“. 1855 erfolgte dann die Erweiterung des bisherigen landwirtschaftlichen Anwesens zu einer Gaststätte, einer Badeanstalt und eines Kurhauses.

 

Die Quelle beim Badhof ließ Anton Kramer mehrfach auch 1852 untersuchen. Dabei wurde die Quelle als kaltes Schwefelwasser katalogisiert. Der Amtschirurg Eisele aus Bonndorf bestätigte, dass die Quelle bei folgenden Krankheitsformen zu empfehlen sei: Rheumatismen, Gicht, chronische Hautausschläge, Geschwüre, Brustkrankheiten, Unterleibskrankheiten, Neuralgien und Lähmungen, Nervenkrankheiten und Krankheiten der Schleimhäuten. Das Wasser sei zur Bad- und Trinkkur zu verwenden. 1873 tauchte Bad Boll vermehrt in den Reiseführer auf.

 

Die eigentliche Blütezeit von Bad Boll begann 1887 mit Carl Schuster, der die gesamt Liegenschaft renovieren und das Kurhaus für 100 Gäste erweitern ließ. Weitere Gästezimmer wurden gebaut. Eine neue Turbine ermöglichte die Elektrifizierung von Bad Boll. Die Außenanlagen wurden hergerichtet, so dass das Flanieren der Kurgäste bis hin zur Gondelfahrt auf einem großen See möglich war.

 

Nach dem Tode Carl Schuster wurde Bad Boll 1894 an den „Fishing Club Limited London“ verkauft. Zu jener Zeit galt die Wutach als Europas bestes Fischwasser für Lachs und Forelle. Alleine in Bad Boll übernachteten 12.000 Gäste im Jahr. Diese kamen aus England, USA, Italien, Schweiz und Russland. Leider zog sich 1912 der Fishing Club zurück wegen der zunehmenden Abwässer Verschmutzung der Wutach durch die Neustädter Papierfabrik und verkaufte die Liegenschaft.

 

Erster Weltkrieg, wirtschaftliche Depression der 20er Jahre ließ die Liegenschaft durch mehrere Hände von Krankenkassen gehen. Am Schluss requirierte 1945 die französischen Streitkräfte Bad Boll. Danach schien eine Wiedereröffnung aber nicht mehr ratsam. Erst 1960 wurde erneut ein Versuch gestartet,  eine Privatklinik und danach 1972 ein Therapiezentrum zu starten. 1975 brannte das Kurhaus ab, das 1981 abgetragen wurde. 1990 machte das Land Baden-Württemberg dem Spuk ein Ende, erwarb die restliche Liegenschaft und ließ alles 1992/93 bis auf die Badkapelle abreißen. Diese wird seit 2017 nach und nach versucht zu erhalten und zu renovieren. Zu allem Übel verschüttet ein großer Bergrutsch im gleichen Jahr die Zufahrtsstraße.

 

Im Oktober 1977 suchte das Bundeskriminalamt das Gelände von Bad Boll nach den Terroristen Klar, Schulz und Folkerts vergeblich ab, da diese aus Südbaden stammten und die Gegend für einen möglichen Unterschlupf kannten.

 

Kapelle Bad Boll

 

 

 

Freitag, 12. März 2021

Was verbirgt sich hinter der Schwarzwälder Kirschtorte?

 

Moderne Kuckucksuhr von Rombach & Haas

Die Schwarzwälder Kirschtorte besteht aus einem knusprigen Buttermürbeteigboden, einem Schokolade-Biskuit-Kuchen mit Marzipan versehen in drei Teile geschnitten, zwischen diese eine eingedickte Sauerkirschfüllung, leicht aufgeschlagene Sahne auf diese werden Schokoladeraspeln verteilt, die roten Kirschen gesetzt und je nach Belieben Schwarzwälder Kirschwasser zugegeben. Diese wesentlichen Bestandteile machten die Schwarzwälder Kirschtorte zur beliebtesten Torte in Deutschland und in der ganzen Welt bekannt wie die Kuckucksuhr oder der rote Bollenhut.

 

Aber wo liegt der Ursprung dieser seit den 30er Jahre immer bekannter werden Torte?

 

Der Tübinger Stadtarchivar Udo Rauch benennt den Tübinger Konditormeister Erwin Hildenbrand vom Café Walz in Tübingen um das Jahr 1930 als Erfinder. Pech nur, dass Tübingen nicht im Schwarzwald liegt. Findige Historiker fanden aber heraus, dass Tübingen von 1818 bis 1924 zum Schwarzwaldkreis gehörte.

 

Andere fanden die Schweiz als Ursprungsland, da es dort seit jeher eine Schwarzwaldtorte angeboten wurde. Weit Gereiste erzählen von einem persischen Eunuchen,  der als Chefkoch eines Harems, den von ihm betreuten Damen zu einer möglichst üppigen Körperform verhelfen sollte.

 

Ein schriftliches Rezept von Konditor Josef Keller aus dem Jahre 1927, das im Schwarzwälder Freilichtmuseum in Gutach ausgestellt ist, bringt uns dem Ursprung näher. Dieser Radolfzeller Konditor, der damals im Bad Godesberger Café Agner seinen Dienst versah, hatte 1915 die Idee: Unter Kirschen mit Sahne einen Schokoladenboden zu legen, mit einen Schuss Kirschwasser zu verfeinern und das Ganze mit Schokoladenstreusel zu verschönern. In seinem eigenen Café am Bodensee verfeinerte er dann später seine Kreation zur Begeisterung seiner Kunden und Genießer.

 

August Schäfer aus Triberg begab sich auf die Walz, um den Beruf des Konditors in der Fremde zu erlernen. Dieser bekam sein Wissen als Lehrling in der der Kellerischen Konditorei am Bodensee und nahm dieses nach seiner Lehrzeit mit nach Triberg in den eigenen Familienbetrieb. Seitdem ist das Rezept im Schäferschen Familienbesitz und wird mittlerweile vom Sohn Claus Schäfer nach dem Originalrezept zubereitet und im eigenen Café in der Hauptstraße serviert.

 

Claus Schäfer erzählt, dass regionale und überregionale Zeitungen, Magazine, Fernsehteams und Reiseführer über die Triberger Schwarzwälder Kirschtorte berichten. Aber auch zahlreiche Besucher aus allen Herren Länder haben vorbeigeschaut und die Schwarzwälder Kirschtorte als „Black Forest Gâteaux“ genossen.

 

Freitag, 5. März 2021

Was verbirgt sich hinter dem Kirnbergsee?

 


Östlich von Bräunlingen am Übergang vom Südschwarzwald zur Baar liegt der Kirnbergsee, der wärmste Badesee des Schwarzwaldes in 785 m Höhe. Dieses Kleinod umgeben von herrlichen Blumenwiesen und ausgedehnten Wäldern besitzt auch einen angelegten Sandstrand und zieht dementsprechend Badegäste an. Aber auch der Naturschutz kommt nicht zu kurz: Großangelegte Schilfgürtel und ausgewiesene Ruhezonen bieten Fischen und Wasservögeln genügend Ruhezonen, Laich- und Brutplätze.

 

In Wirklichkeit ist der Kirnbergsee das Ergebnis einer Aufstauung des Brändbaches, eines Nebenflusses der Breg. Nördlich erhebt sich die bis zu 816 m hohe Kirnhalde, südwestlich steigt das Gelände bis zum Mösle auf bis zu 804 m an. Die Stadt Bräunlingen erbaute 1921/22 in dem an dieser Stelle engen Brändbachtal eine rund 130 m lange und 15 m hohe begehbare Staumauer mit einem Bauwerksvolumen von 5.000 m³, die als Bogengewichtsstaumauer aus Beton mit einer Bruchsteinverkleidung ausgeführt wurde. Der hier entstandene Stausee hat bei einer Wasserfläche von ca. 35 ha ein Fassungsvermögen von rund 1,6 Millionen m³ Wasser.

 

Das zum Stausee gehörige, inzwischen unter Denkmalschutz stehende Kraftwerk wurde 1923 etwa 2,7 km östlich des Sees im Bräunlinger Stadtteil Waldhausen erbaut. Es ist über eine 2,8 km lange Druckrohrleitung mit dem Stausee verbunden. Das Kraftwerk hat eine Leistung von 300 kW. Das Kraftwerk wird auch heute noch von der Stadt Bräunlingen betrieben und erzeugt Strom für 106 4-Personenhaushalte.

 

Die Staumauer wurde im Jahr 2000 saniert und als erste Staumauer Deutschlands mit einer Kunststoff-Dichtungsbahn (Geomembran) aus PVC an der Wasserseite abgedichtet. 1955 war die Mauer schon einmal an der Wasserseite mit Beton verstärkt worden. Ein 2,5 km langer Rundweg führt um den Stausee sowie über die Staumauer.

 

Den Namen Kirnbergsee erhielt der Stausee nach der am östlichen Ufer gelegenen früheren Zähringerburg Kirnberg. 1250 von den Zähringer erbaut, 1416 durch die Fürstenberg niedergebrannt und nicht mehr aufgebaut. Die Burg Kirnberg bildete zusammen mit den Burgen Zindelstein und Warenburg eine Festungslinie zum Schutz der Verbindungsstraßen zwischen der Baar und dem Breisgau.

 

Kirnbergsee Staumauer