Freitag, 5. Februar 2021

Was verbirgt sich hinter den Ketterers in Furtwangen?

 


In Hinterlangenbach, einem Seitental bei Vöhrenbach, liegt in einem kleinen Seitental mit Grenze im Westen an die Gemarkung Rohrbach der mächtige Philippenhof. Bauer und Vogt Johann Ketterer (1766-1822) und seine Frau Maria vom Donishof in Vorderlangenbach haben fünf Kinder, von denen zwei, Benedikt und Martin dem Uhrenhandel nachgingen.

 

Benedikt Ketterer (1805-1871) mit 27 und sein Bruder Martin mit 21 Jahren nahmen ihren Pflichtteil vom Philippenhof als sog. „Existenzgründungskredit“, um zahlreiche Uhren zu kaufen und ihre Reise nach Portsmouth in England zu finanzieren.

 

Benedikt Ketterer kam 1842 als wohlhabender Mann nach Langenbach zurück und eröffnete in Furtwangen eine mechanische Werkstatt zur Herstellung von Uhren – die „Benedikt Ketterer & Söhne“. 1856 kam sein Bruder von England zurück und stieg als Teilhaber ins Unternehmen mit ein. Benedikt realisierte bald, dass der Uhrenmarkt immer schwieriger wurde. 1873 wurde die Uhrenproduktion mit anderen Uhrenfabriken zur „Badischen Uhrenfabrik“ (Baduf) ausgegliedert.  Als Alternative bot sich ihm mit steigendem Bedarf für die aufkommende Gasbeleuchtung in den Städten 1851 der Bau von Gasuhren. Zwanzig Jahre später öffnete sich unter der Leitung seines Sohnes Felix (184 –1911) ein neuer Markt – die Trinkwasserversorgung über das Leitungsnetz in den Städten – die Wasseruhr zum Messen des Verbrauches. Als Ergebnis der Expansion entstand 1898 das heute noch existierende und vorbildlich sanierte Fabrikgebäude in Furtwangen.

 


Unter Felix Ketterers Sohn Oskar (1881-1946) wurden neue Tätigkeitsgebiete erschlossen- der Markt der Elektrizitätszähler. Der Erfolg dieser Produkte führte zur Gründung der „Deutschen Zählergesellschaft“ in Furtwangen und später in Vöhrenbach 1924. Als weitere Ausgründung erfolgte von Oskar die „Ketterer Druckguss“ 1936 in Furtwangen.

 

In den 1920er Jahren betätigte sich Oskar auch mit dem Bau von Radiogeräten unter Hilfe seines Schwagers Emil Jäger, Leiter der Uhrmacherschule in Furtwangen. Mit diesen Bausätzen wurde es ermöglicht, für jedermann einen Radio-Selberbau zu ermöglichen.

 

Der Sohn von Emil Jäger, Felix, führte das Unternehmen „Ketterer Getriebe“ wie es auch genannt wurde im Familienbund in den 1950er Jahren wieder zurück zum Getriebebau: Bau der Antriebe von Jalousien, Markisen und Rolladen. Sein Sohn, Odan Jäger, eröffnet vom Getriebebau her 1982 den Markt der höhenverstellbaren Tischen. Das Know-how des Getriebebaues von „Ketterer Getriebe“ ist in der Operationsmikroskopie, Augenchirurgie, im Druckgewerbe, Photovoltaikanlagen, ja selbst in Bustüren zu finden.

 

Die Söhne von Oskar Ketterer übernahmen 1944 die „Oskar Ketterer OHG Spitz- und Pressgießerei“. Nach dem frühen Tod von Siegfried führen die beiden Brüder Lothar und Herbert das Unternehmen erfolgreich aus der Nachkriegszeit heraus. Mit dem Sohn von Lothar, Bernhard, tritt 1974 der nächsten Generation in das Familienunternehmen ein und leitet ab 1982 das Unternehmen. „Ketterer Druckguß“ wird im Laufe der Jahre zu einem der führenden Druckgießereien in Europa entwickelt. In zwei Werken in Furtwangen werden auf Kaltkammer- und Warmkammergussmaschinen mit allen Metallen für alle möglichen Gebiete die Produkte erarbeitet. Im Werk in Hausach im Kinzigtal erfolgt eine eventuelle Nachbearbeitung der Druckgußteile.