Holzräderuhr mit Glasglocke 1789 |
Hölzerne Uhren aus dem Schwarzwald waren
billiger als Uhren mit einem Laufwerk, das ganz aus Metall hergestellt wurde.
Dadurch konnten eine ärmere und weniger wohlhabende Bevölkerung als Kunden gewonnen
werden. Das führte dazu, dass der Import von solchen Uhren 1782 in Berlin und damit
in Preußen verboten wurde, um die heimische Uhrenindustrie zu schützen.
Deswegen schauten sich die Uhrenhändler
der Kleysersippe rechtzeitig in der Weltstadt London um. Ab 1782 verkauften sie
Schwarzwälder Uhren von einem Stand auf einer Themsebrücke. Zwar waren die
Importbedingungen in London genauso streng wie in Berlin. Aber die Zünfte der
City hatten nur in einem begrenzten Gebiet -heute die City of London- eine
Autorität. Die Kleysers hatten in Erfahrung bringen können, dass die Autorität
an einem bestimmten Punkt der Brücke endete. Sie konnten da ihre Uhren
verkaufen, ohne in die Fänge der Justiz zu geraten.
Sie waren aber ungeschützt dem Wetter
ausgesetzt. So zogen sie nach kurzer Zeit nach Little Tower Hill um, eine
kleine Häusergruppen, die früher ein Kloster beim Tower war. Da diese nach der
Säkularisierung der Krone gehörte, galten auch hier nicht die Gesetze der City.
Die Kleysers konnten hier also Handel treiben, ohne den Vorschriften der City
zu unterliegen.
Ab dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts
wurde die Insel zum wichtigsten Markt Schwarzwälder Uhren. Eine Anzeige von 1797
verriet das Marketing der Kleyser-Brüder, die sich mit ihrem Schwager
Tritschler zusammengetan hatten. Sie
stellten in der Oxford Street in London modernste Spieluhren aus, verlangten
Eintritt und vergüteten diesen zurück, wenn auch nur eine einfache Uhr gekauft
wurde. Denn eine Acht-Tage-Uhr war für Arbeitende in der Manufaktur
unerschwinglich. Es genügte eine Schwarzwälder Holzuhr, um der arbeitenden
Bevölkerung zu sagen, wie spät es ist.
Der Bankier Franz Simon Meyer lieferte
noch ein Beispiel der Kleysers mit ihrer Schwarzwälder Schlitzohrigkeit: Der Zoll
auf Schwarzwald-Produkte betrug 50%. Deswegen gaben die Schwarzwälder nur die
Hälfte des Wertes beim Zoll an, was immer wieder zur Konfiskation ihrer Ware
führte. Die Zollbeamten versteigerten die Ware öffentlich, vergüteten den
angegebenen Warenwert und behielten den Überpreis für sich. Um endlich Ruhe zu bekommen,
ließ einer der Kleysers eine große Sendung Uhren kommen, ließ aber aus jeder
Uhr ein Zahnrad entnehmen und getrennt zu sich nach London schicken. Die Ware
von 200 Pfund wurde mit der Hälfte deklariert. Sie wurde sofort konfisziert,
der deklarierte Wert von 100 Pfund ausbezahlt und dann öffentlich versteigert.
Da die Ware unbrauchbar war, bot unser Schwarzwälder Kleyser 60 Pfund. Die Zollbeamten mussten
trotz ihres großen Ärgers dankbar sein, denn sie mussten nur 40 Pfund aus ihrer
eigenen Tasche zahlen. Ab dann war eine Zeitlang Ruhe mit der verminderten
Zolldeklaration.
Über 10 Kleysers waren in London im
Laufe der Jahre als Uhrenhändler tätig. Der letzte Simon verstarb 1839 nach
kinderloser Ehe.