Freitag, 7. Juli 2017

Was verbirgt sich hinter der Wallfahrtskirche "Maria zu den Ketten"?




Die Landstraße führt vom Zeller Rathaus nach Unterharmersbach. Am Ortsende von Zell führt rechts eine Brücke über den Harmersbach zur Wallfahrtskirche und dem Gnadenbrunnen.



Der älteste Teil der Wallfahrtskirche geht auf das Jahr 1480 zurück. Sie wurde auf Harmersbacher Gebiet errichtet. 1742 wurde ein Querschiff errichtet. 1910/1911 eine weitere Vergrößerung und zwar in der Richtung und Breite des alten Langhauses. Die letzten Renovationen fanden 1970/71 statt. 1752 wurde der Gnadenbrunnen an der heutigen Stelle errichtet. 1741 sollte das Dankeskreuz erstellt werden, das nach längeren Streitigkeiten zwischen Reichstal und Reichstadt hinter der Kirche aufgestellt werden konnte.
Wallfahrtskirche Maria zu den Ketten




Ursprünglich soll die Wallfahrt „Maria zur Rose“ geheißen haben. Der Beginn der Wallfahrt soll auf einen jungen Mann zurückgehen, der aus dem Schuttertal nach Birach (Ortsteil von Unterharmersbach) kam und wollte am Harmersbach das Schmiedehandwerk erlernen. Hier wurde in verschiedenen Gruben nach Erz gegraben. Vom Meister zum Wasserholen an den am Harmersbach gelegenen Brunnen geschickt, hatte der Geselle eines Tages wiederholt ein Singen gehört und ein Madonnenbild gefunden. Auf Veranlassung seines Meisters hatten die Bewohner des Tales bei dem Brunnen dann eine Kapelle mit einem Altar gebaut. In diese wurde das hölzerne Bild „Unserer lieben Frauen“, der Gottesmutter getragen und gaben dieser den Namen Maria zur Rose. „Maria rosenrot, komm mir zu Hilf in meiner Not!“ lautete noch im 17. Jahrhundert eine fromme Anrufung der Gnadenmutter.
 



Der junge Schmied nahm an einem Kreuzzug gegen Jerusalem teil und geriet in die Gefangenschaft der Türken und wurde in Jerusalem eingekerkert. An Händen und Füssen angeschmiedet lag er im Gefängnis zu Jerusalem und sollte schließlich nach Babylon verschleppt werden. Als er abends wieder mal müde von der Arbeit im Kerker an seine Ketten angeschlossen wurde, da weinte er, seufzte und sehnte sich nach dem Gnadenbild in Birach, das er so verehrte. Doch beruhigt betete er wieder fünf Vater Unser und Ave Maria. Kaum hatte er das Gebet vollendet, war es lichthell in der Gefängniszelle. Die Mutter Gottes stand lieblich wie der Mond vor ihm und befahl im die Ketten von den Händen und Füßen wegzuschütteln und mitzunehmen. Er soll sich draußen auf ein Pferd setzen. Plötzlich verschwand die Erscheinung wieder. Die Ketten fielen von den Händen und Füßen ab und klirrend öffnete sich Kerkertür. Der Schmied besann sich nicht lange, nahm die zwei Ketten zur Hand und eilte ins Freie. Oh Wunder ein weißes Pferd stand da. Schnell schwang sich der Schmied mit den Ketten aufs Pferd. Reiter und Pferd verschwanden in den Lüften.



Angelangt in seiner Heimat  geleiteten ihn seine Landsleute von Schuttern über den Schönberg nach Zell, wo er zum Dank für seine Befreiung seine Ketten in dem Holzkirchlein aufhängen ließ.


Der Gnadenaltar zeigt über dem Tabernakel das Gnadenbild: Maria sitzend mit dem Jesuskind auf dem Schoße. Mutter und Jesuskind tragen eine Krone. 
Gnadenaltar Maria zu den Ketten