Freitag, 14. Juli 2017

Was verbirgt sich hinter dem Wutachsee?



Nach dem für den Ausbau des Schluchseewerkes maßgebenden Generalplan von 1926  sind die Quellbäche der Wutach, die Gutach und Haslach, zur Beileitung des Schluchsees vorgesehen. Die Wutachschlucht war als Ausgleich für die vom Schluchseewerk zerstörten Naturschönheiten als Ersatz zum Naturschutzgebiet erklärt worden (1928). 1939 wurde das gesamte Gebiet als Naturschutzgebiet „Wutach-Gauchachtal“ ausgewiesen.



Im Jahre 1941 beantragte die Schluchseewerk AG trotz Naturschutzgebiet die Beileitung des Wutachwassers zur Elektrizitätserzeugung. Das Badische Finanz- und Wirtschaftsministerium lehnte ab. Deswegen schaltete die Schluchseewerke AG die Oberste Naturschutzbehörde, das Reichsforstamt in Berlin unter Hermann Göring, ein. Die Elektrizitätsversorgung des „Großdeutschen Reiches“ nach dem Kriege war von vitalstem Interesse. 600 Kriegsgefangene sollten in vier Jahren Staumauer und Stollen bauen. Doch infolge der sich abzeichnenden Niederlage und durch die Mangelwirtschaft des Krieges wurde die Wutachableitung auf Eis gelegt.



Gleich nach dem Kriege 1949 nahm die Schluchseewerk AG die Ausnahmebewilligung von 1943, um bei der Haslachmündung die Gründung der Staumauer in der Wutachschlucht vorzubereiten. Das Badische Landeskulturamt zog die Ausnahmebewilligung 1950 zurück, da sie im Kriege unter anderen Voraussetzungen erteilt worden sei. Aber ein Rechtsgutachten des Justizministeriums ergab, dass die von Herman Göring erteilte Ausnahmebewilligung rechtsgültig sei.



Das würde eine 62 m hohe Staumauer nach der Haslachmündung in der Wutachschlucht bedeuten. 20 Millionen Kubilmeter Wasser sollte die Talsperre fassen. Das wären immerhin 20% des Schluchseeinhaltes. Der eine Arm würde 4 km bis kurz vor Neustadt reichen, der andere 3 km bis kurz vor Lenzkirch. Der Wutach würde nur noch ein Viertel der Wassermenge verbleiben. Das Wasser würde über einen 20 km langen Stollen zum Kraftwerk Witznau abfließen.



Ab 1951 schlossen sich sechs Freiburger Heimat- und Naturschutzvereine inklusiv Schwarzwaldverein zu einer Interessengemeinschaft zusammen. Über Jahre hinweg tobt eine Propagandaschlacht mit Plakatierungen und Kundgebungen wegen der Aufstauung zwischen der Interessengemeinschaft und der Schluchseewerk AG hin und her. Das Kultusministerium sympathisierte offen mit der Interessengemeinschaft, das Innenministerium wollte das bau- und wasserrechtliche Verfahren dagegen schnell durchziehen. Die Landesregierung unter Ministerpräsident Kiesinger war des Streitens müde und erreichte 1960 durch Verhandlungen mit der Schluchseewerk AG, dass das wasserrechtliche Genehmigungsverfahren ruhte. Das Werk wollte einer förmlichen Einstellung nicht zustimmen.1971 signalisierte die Schluchseewerk AG Interesse erneut an der Wutachableitung.



1984 hat die Schluchwerk AG dann allerdings einer verschärften Schutzverordnung für das Naturschutzgebiet Wutachschlucht akzeptiert. Der jahrelange Kampf hatte sich gelohnt. Die Wutachschlucht war gerettet!