Freitag, 31. Oktober 2025

Was verbirgt sich hinter Laufenburg, der Erzstadt an den Rheinstromschnellen?

Laufenburg 2010

Laufenburg, eine der vier Waldstädten neben Waldshut, Bad Säckingen und Rheinfelden, besteht aus zwei Städten: Laufenburg/ Baden mit seinen 10.000 Einwohnern
  und Laufenburg AG im schweizerischen Kanton Aargau mit seinen knapp 4.000 Einwohnern. Laufenburg wurde als Erzstadt bekannt, wegen seiner Stromschnellen –den Kleinen Laufen- berüchtigt und seinem Lachsfang berühmt.

Seit der Karolingerzeit besaß das Reichsfrauenstift Säckingen weite Ländereien entlang des Rheins. Die Zehnten für das Kloster wurden in der Gegend um Laufenburg abgeliefert. Daraus entstand mit der Zeit ein bedeutender Marktplatz. Im Jahr 1173  belehnt Kaiser Friedrich I Barbarossa die Grafen von Habsburg mit dem Gebiet Laufenburg, der Engstelle und den Stromschnellen im Rhein, die sich zum Bau einer Rheinbrücke und damit zum Bau einer Stadt eignete. Die Stromschnellen bildeten sich, da die Rheinfluten die gerade zwölf Meter schmale Flussenge an der Spitze der felsigen Halbinsel passieren musste.  

1315 erlangte Laufenburg das Stadtrecht. Das südliche Ufer von Laufenburg war geschützt, da das Fricktal –heute zum Kanton Aarau gehörend- seit 1386 hoheitlich zu Vorderösterreich gehörte wie das gesamte Gebiet nördlich des Rheins. Laufenburg war „Erzstadt“, denn das Rohmaterial kam aus dem Fricktal, Kohlholz aus dem Hotzenwald und das „Hännerwuhr“ brachte das Wasser. Dies berichtete schon Sebastian Münster (1488-1552) in seiner Cosmographia, denn schon 1494 gründeten 33 Hammerschmiedemeister den Hammerschmiedbund. Die Kleine Laufen bildeten die Grundlage für ein weiteres einträgliches Gewerbe. Oberhalb der Stromschnellen mussten die Schiffe entladen werden, diese wurden auf Karren geladen, die leeren Schiffe an Seile durch das tosende Wasser gezogen und unterhalb wieder beladen. Auch die Flöße wurden oberhalb entbunden, einzelne Stämme durch die Stromschnellen geschickt und unterhalb wieder zusammengebunden. Im 19. Jahrhundert fuhren 2.500 Flöße durch Laufenburg. Auch der Flößer Trautwein musste mit seinem Floß vom Bodensee nach Straßburg seine bittere Erfahrung machen. Unterhalb der Stromschnellen sammelten sich die Lachse auf dem Weg zu ihren Laichplätzen flußaufwärts. Mit großen Netzen, die an Kranen befestigt waren, wurden diese aus dem Fluss gefischt. Dies war das dritte einträgliche Gewerbe in der Stadt.

1797 wurde das Fricktal nach dem Frieden von Campo Formio ein französisches Protektorat. Nach dem Frieden von Lunéville wurde Laufenburg in zwei Teile geteilt. Die südliche Rheinseite mit Großlaufenburg und 800 Einwohnern wurde 1802 der Eidgenossenschaft zugewiesen, das nördliche Ufer mit der damaligen Vorstadt und 270 Köpfen dem Großherzogtum Baden.

Ab 1908 setzte ein wirtschaftlicher Aufschwung mit dem Bau des ersten großen Fließwasserkraftwerk –Kraftwerk Laufenburg- flußabwärts ein.  Um den erforderlichen Rückstau für das Wasserkraftwerk zu bekommen, wurde das Flussniveau um 10 m angestaut, die Felsen auf der schweizerischen Seite wurden gesprengt. Einige darauf gegründete Häuser mussten weichen. Durch das Aufstauen verschwanden die Stromschnellen. Es verschwand im Stadtbild nicht nur Romantik sondern wirtschaftliche Interessen gingen verloren. Der Gütertransport wurde vom Fluss auf die Eisenbahn verlagert, Überfischung und Uferbereinigung vertrieben die Lachse. Die alte Holzbrücke wurde durch eine leistungsfähigere ersetzt.

Beide Laufenburgs konnten 1914 das erstmals quer zum Rhein stehende Kraftwerk abschließen, ist heute immer noch Vorbild für Laufwasserkraftwereke und ist heute Motor für die wirtschaftliche Entwicklung beider Städte. Es produziert 700 Mio KW und versorgt 750.000 Kunden mit dem alltäglichen Strom.

Laufenburg 1789


Freitag, 24. Oktober 2025

Was verbirgt sich hinter dem Wendelinusheiligtum in Bottenau?


Wendelin als Hirte mit Schaf oder Schwein abgebildet ist ein katholischer Heiliger, der in der Wendelinusbasilika in St Wendel im Saarland beerdigt ist. (Patrozinium 20.10.) Er soll im 6. Jahrhundert im Bistum Trier missionierend tätig gewesen sein. Wendelin ist der Patron der Bauern und gilt als Schutzheiliger der Bedrängten.

Erster Hinweis auf eine Wendlinskapelle in Bottenau bei Nußbach im Renchtal ist ein Lehensbrief 1591. Dort ist vom „Fröschberg“ in Bottenau „unterhalb des Kernenehofs bei St Wendel“ die Rede. Es handelte sich wohl um eine private Hofkapelle, die St Wendel geweiht war. 1714 fand ein Bauerngericht in Bottenau statt und diese beschloss mit Zustimmung der Gemeinde, die alte Wendelinuskapelle abzureißen und ein größeres Kirchlein zu bauen. Gründe waren die furchtbare Pest 1634/35, der 30jährige Krieg, die nachfolgenden Erbfolgekriege. Denn mit dem Friedensschluss 1714 wollte die Bevölkerung mit dem Kirchleichlein Gott und St Wendelin für die Errettung Dank sagen.

Der Aufschwung der St Wendelinuswallfahrt war so stark, dass schon 1756 eine neue größere Kirche gebaut werden musste. Die Wallfahrer kamen nicht nur aus der näheren Umgebung sondern auch aus dem ganzen Renchtal und der Ortenau. Am Pfingstdienstag und am Wendelinstag wurden feierliche Prozessionen mit Musik, Kreuz, wehenden Fahnen und dem Bild des hl Wendelin  abgehalten. Die neue Kapelle bot die Möglichkeit den ansteigenden Zahlen der Wallfahrer, eine feierliche Prozession zu erleben.

Aus den steigenden Zahlen der Pilger floss mittlerweile ein stetiger Strom an Spenden. So konnte das Bottenauer Bauerngericht die Schulden und Zinsen vom Bau der Kapelle abbezahlen. Weiterhin war es möglich Bau und Unterhalt des Mesnerhauses, die Gottesdienste, die jährliche Armenunterstützung, Meßgewänder, Kelche und Kerzen zu bezahlen. Bis in das 20. Jahrhundert brauchte die Kirche keine Gelder für die Kapelle aufwenden.

Französische Revolution, die Aufklärung unter dem Österreichischen Kaiser Josef II, der Kulturkampf in den 1860er Jahre in Baden, die Naziherrschaft konnten St Wendel und ihrer Wallfahrt nichts von dem Zutrauen und Bedürfnis der Pilgerwallfahrt nehmen. 1945 verwechselte ein französischer Panzerfahrer die Statue des hl Wendelins auf dem Kapellenturm mit einem deutschen Beobachter und schoss mit einer Panzergranate den Turm der Kapelle ab.

Nach dem 2. Weltkrieg kam sehr schnell das Bedürfnis wieder eine Wendelinuswallfahrt festlich zu feiern. Über 10.000 Besucher verfolgten die Wallfahrt nach St Wendel mit anschließender Pferdesegnung. Auch berühmte Personen ließen es sich nehmen, wie Franz von Papen 1954 und 1956 oder der Erzbischof von Straßburg 1957 an dieser Reiterwallfahrt teilzunehmen. Selbst 2023 waren 104 Pferde und eine Kutsche bei der St Wendelinuswallfahrt.

Die einschiffige Kapelle findet ihren Abschluss in der Apsis. Die kniende Gestalt des heiligen Wendelin krönt den Altar und ist einbezogen in das Chorapsisgemälde, das Decke, gewölbte Chorwand und Langhaus verbindet. Es stellt den hl Wendelin dar, die Schafe hütend, ein anbetendes Ehepaar, eine Vision mit Engeln, darüber die Allerheiligste Dreifaltigkeit, im Hintergrund Nußbach mit der alten romanischen Kirche.

Neben der Kapelle steht eine kleine Waldkapelle. In ihr wird ist das barocke Gnadenbild von St Wendel, Pfarrei Nußbach-Bottenau untergebracht. Es wurde 1936 vom Dachboden geholt und restauriert. Unterhalb der der Wendelinuskapelle liegt der Wendelinbrunnen. Bei Viehkrankheiten tränken die Bauern ihre Tieren mit diesem Wasser, um sie vor Krankheit zu schützen.



 

 

Donnerstag, 16. Oktober 2025

Was verbirgt sich hinter dem Schicksal der Anna Maria H.?

 


Seit dem 14. Jahrhundert wird von der Wallfahrt zum hl Romanus am 9.8. (Patrozinium) berichtet: „Suchst du einen Mann, wallfahre nach St Roman“! Das Sakramentshäuschen der Wallfahrtskirche zeigt gotische Stilelemente, die auf 1481 zurückweisen. Weil die Bedeutung und Einnahmen der Wallfahrt so zunahmen, wurde 1784 St Roman eine eigene Pfarrei eingerichtet. 1902 erhielt die Wallfahrtskirche ihren Turm. Die jetzige Kirche wurde durch die großzügigen Spenden und Spanndienste der Bauern von St Roman in der heutigen Größe 1922/23 gebaut. Die Hofzeichen in der Kirche zeugen noch heute vom Opfersinn der St Romaner Höfe.

Politisch gehörte St Roman ab 1246 zum Stab Kinzichental und bis 1800 zu Fürstenberg, ab 1832 war es eine eigene Gemeinde Kinzital und wurde 1971 nach Wolfach eingemeindet. Zu St Roman gehört das Sulzbächle, Elmlisberg, St Roman, der obere Langen- und Übelbach mit dem Sargenberg sowie der Waldlehne.

In der Abgeschiedenheit der Wälder liegt der Elmlisberg mit seinen wenigen Höfen umgeben von riesigen Wäldern. Aber hier schlug das tragische Schicksal zu. Eine der jungen und hübschen Töchter des Bauern stellte fest, dass sie schwanger geworden ist. Man kann heute nicht mehr ermessen, welches Schicksal das in der Zeit des 18. Jahrhunderts bedeutete. Standesgemäße Hochzeit auf einen der Höfe ade, ein Leben lang als Magd herumgestoßen zu werden. In einer dunklen Stunde der Not brachte Anna Maria ihr Neugeborenes um. Es kam, wie es kommen musste, die Tat ließ sich nicht verheimlichen, die Obrigkeit erfuhr von der schrecklichen Tat und forderte Bestrafung und Sühne.

Das Malefizgericht wurde in Wolfach als Amtsstadt einberufen, das sich jeweils aus 6 Wolfacher und Hausacher Ratsherren, unter diesen meist der Schultheis, zusammensetzte. Mindestens sieben Richter mussten auf „schuldig“ plädieren. Was auch geschah und deswegen das Urteil „Tod durch Schwert“ lautete. Für den Todestag durfte sich die Verurteilte ein von ihr selbst gewähltes Henkermal bestellen. Zur bestimmten Stunde ertönte das Armsünderglöcklein. Von Henkersknechten und Wächtern wurde sie zu Fuß begleitet, gefolgt von den Beamten, Richtern und der Geistlichkeit, Schultheis und Amtsbürgermeister hoch zu Ross. Von allen Seiten strömte das schaulustige Volk herbei und schließt sich drängend dem Zug an. Bei dem „Cäpelin“ unweit der Siechenbrücke wird kurz Halt gemacht. Vor dem Bild des Gekreuzigten und der beiden Schächer erweckte die Verurteilte Reue und Leid. Die Menge erflehte Gottes Barmherzigkeit. Doch schon setzte sich alles wieder in Bewegung zur Richtstätte auf dem Galgenbühl, dem heutigen Gelände der Fa Sachtleben AG, Nähe der Einmündung des Kirnbachs in die Kinzig..

Jakob Seidel als Scharfrichte will mit der Hinrichtung sein Meisterstück bestehen. Dagegen hat sich der Oberamtmann von Schwab an die Regierung von Donaueschingen gewandt. Seine Bedenken waren, dass es wie beim Vater sich ereignen könnte, ein Fehlschlag beim Meisterstück der Hinrichtung. Dafür hatte Anna Maria einen zu starken Anhang und kam von einem der angesehensten Höfe aus St Roman. Er befürchtete Unruhen bei einem unglücklichen Streich. Deswegen wurde bei Anna Maria der Triberger Scharfrichter Johann Georg Steinmayer vorgesehen, sehr zum Ärger der Familie Seidel.

Der Kapuzinerpater Vicarus der Vätter zu Haslach begleitete Anna Maria zur Richtstätte, 8000 Schaulustige wohnten der Hinrichtung bei. Die arme, gezopfte und geputzte Sünderin, musste kniend vor der Hinrichtung „den unterthänigsten Dank für ihr gnädiges Urtheil öffentlich aussprechen“ und zeigte viel Zerknirschtheit und reumütige Ergebenheit. Sie ging tapfer, wie ein Mensch, der weiß, warum er mit dem Leben abgeschlossen hat, in den Tod. Sie wurde nach sehr selten erteilter Gnade auf dem Wolfacher Friedhof begraben, anstatt an der Richtstätte verscharrt zu werden.

Galgen von Triberg heute


Freitag, 10. Oktober 2025

Was verbirgt sich hinter der Rußhütte von Freudenstadt?

Freudenstadt Rußhütte 1979

Bisher bekannt als steinerner Zeuge eines ausgestorbenen Waldgewerbes ist die Rußhütte in Enzklösterle, 1829 erbaut und 1992/94 vollständig restauriert. (Was verbirgt sich hinter Enzklösterle?)

Beim Kienrußbrennen wurde der begehrte Kohlenstoff gewonnen, der vor allem für schwarze Ölfarbe, Stiefelschmiere, Ofenschwärze, Druckerschwärze, Tusche, Pigmentpaste und sonstige Färbemittel benötigt wurde.

Benötigt wurde harzhaltiges Material wie Harz- oder Pechgrieben, Pechreste beim Salbenbrennen oder harzige Nadelholzzapfen und Nadelholzreisig von Tanne, Fichte und Kiefer. Dieses Material wurde unter Luftmangel verbrannt bzw verschwelt. Die rußbeladenen Verbrennungsgase leitete man in den Rußfang d.h. in ein Stein-Gewölbe. Der Brennofen stand entweder im Freien daneben und musste über den sog. Rußfang verbunden sein oder der Ofenstand in einem angrenzenden Raum und entließ den rußigen Rauch durch eine Wandöffnung direkt in den Rußfang.

Die gröberen Partikel setzten sich in den Rußsäcken ab. Das waren schlauchartige zusammengenähte Säcke. Der grobere Ruß setzte sich früher ab wie der feinere, so dass verschieden Qualitäten gewonnen werden konnten. Die Filtertücher mussten von Zeit zu Zeit ausgeklopft werden, im Gewölbe des Rußfangs wurden ebenfalls Wände und Boden abgekehrt. Die unterschiedlichen Qualitäten des Rußes wurden in Fässern gelagert und kamen zum Verkauf.

Aber auch in Freudenstadt gibt es eine Rußhütte, was den Wenigsten bekannt war: Am 21. April 1725 richteten die beiden Freudenstädter Bürger und Taglöhner Hannß Georg Rubin und Frantz Buchmann ein Gesuch um Errichtung einer Rußhütte an die herzogliche Rentkammer. Sie sollte in einem abgelegenen, abgesonderten Feld hinter den Salpeterhüttenplatz innerhalb des Walls errichtet werden. Gleichzeitig wurde versichert, dass die notwendigen Rohstoffe wie Brennholz und Harz bei den Bauern im Alpirsbacher Amt und im Fürstenbergischen und nicht im Freudenstädter Forst beansprucht werden sollte.

1849 wurde die Rußhütte in Betrieb genommen und dürfte wohl 20 Jahre in Betrieb gewesen sein. Es wurde Ruß z. B. für Pflegemittel und Druckerschwärze gewonnen. Sie bestand aus zwei Vollgeschossen mit Dachstuhl darüber, unter der Grasnarbe befand sich der Gewölbekeller. Die Spuren der Rußproduktion konnte man im Rußkeller noch sehen. Nach 20 Jahre in Betrieb wurde die Rußhütte zu einem einfachen Wohnhaus umgebaut - mit mehreren Anbauten. Die habe man mittlerweile aber entfernt, so das Denkmalamt. So war die Rußhütte in der Stuttgarter Straße dahin geschlummert.

Wegen der Verlegung der B 28 vom Kniebis – Freudenstadt- Stuttgart herkommend mit der B 462 Baiersbronn – Freudenstadt vierspurig unter Tage als Tunnellösung, war die Rüßhütte in der Stutttgarter Straße im Weg. Deswegen wurde sie vom Regierungspräsidium,  Denkmalamt und der Stadt Freudenstadt 5 Kilometer weiter in die kommende Gartenschau im Christophstal verlegt. Jeder der 10.000 Buntsandsteine wurde einzel abgetragen und mit Nummern versehen und im Chistophstal wieder aufgebaut. Auch das Dach wird noch wie früher die Holzschindeln bekommen. Die Stadt Freudenstadt sucht für die Nutzung nach der Gartenschau einen Pächter. Die Kosten dürften im Bereich von 1.8 Mio € liegen. Wobei die Stadt Freudenstadt 200000 € zu tragen habe.

 

Rußhütte wieder aufgebaut





Rußhütte Schema

Montag, 6. Oktober 2025

Was verbirgt sich hinter dem ehemaligen Eisenwerk Hausen im Wiesental?

Eisenwerk Hausen um 1800

Hausen im Wiesental mit seinen knapp 2.500 Einwohnern wurde um 800 n. Chr. wohl gegründet und gehört heute zum Kreis Lörrach. Es lag direkt an der Grenz zwischen der badischen Markgrafschaft und an den vorderösterreichischen Besitzungen der Habsburger, die ab Zell begann. Mit Einführung der Reformation in Baden-Durlach durch Markgraf Karl II im Jahr 1556 war dies auch eine konfessionelle Grenze.

Im 17. Jahrhundert nahmen die Gründungen der Eisenhüttenbetriebe am südlichen Schwarzwaldrand zu, denn die Industrialisierung und Aufrüstung beim Militär forderten Eisen. Neben Laufenburg standen Eisenwerke in Wehr, Murg, Säckingen, Albruck und Eberfingen – alle am Rhein. Dazu kamen im südlichen Schwarzwald St Blasien, Kutterau, Tiefenstein und Gutenburg. Bei Hausen boten drei Gründe für die Ansiedlung eines Eisenwerks: Keine ertragreiche Landwirtschaft, Wasserkraft der Wiese und den Holzreichtum des oberen Wiesentals.

1680 schlossen Markgraf Friedrich Magnus und ein gewisser Löwel einen Vertrag über den Bau und Betrieb eines Eisenwerks in Hausen, das nur Eisenerz verarbeiten soll. Der Margraf stellt dem Unternehmen kostenlos Erz aus landeseigenen Gruben und Holz aus herrschaftlichen Wäldern zur Verfügung. Der Bau des Eisenwerkes stand unter Aufsicht von markgräflichen Beamten. Beschäftigt werden sollten nach Möglichkeit die eigenen Untertanen. Eigentümer des Werkes wurde der Markgraf, für jeden Zentner Eisen sollte eine Abgabe bezahlt werden, mindestens aber 600 Reichstaler im Jahr. Und schon 1682  wurde das erste Eisen im Werk Hausen gegossen.

Auf Eseln und Mauleseln gelangte das Erz von Kandern ins Werk. In einer Scheuer lagerte die Holzkohle, in der Nähe der Schmelzofen, in dem vom Eisen die Schlacken getrennt wurden. Die Eisenklumpen wurden in der Hammerschmiede von schweren Hämmer, angetrieben von der abgeleiteten Wiese, bearbeitet.

Die Betriebsführung blieb auch nach Löwel –er wurde 1688 von den Behörden verhaftet- in der Hand von Pächtern. Von 1718 bis 1736 nahm die Markgrafschaft wenig erfolgreich die Betriebsführung selber vor. Erst mit der Verpachtung an den Basler Samuel Burkhardt und seinen  Familiennachfolgern begann ein anhaltender Aufschwung bis 1770. Das Werk gab nicht nur vielen Leuten Arbeit, im Dorf nahmen Huf-, Nagel-, Ketten- und Spangenschmiede das Eisen  des Werkes ab, der Rest wurde in die Schweiz verkauft.

Die markgräfliche Verwaltung war dieses Mal besser auf die Übernahme des Eisenwerkes vorbereitet und brachte es gerade in der Zeit von 1800 bis 1865 quantitativ und qualitativ auf den Höhenpunkt. Mittlerweile gehörten über sieben Groß- und vier Kleinhämmer zum Eisenwerk, 1822 wurde das Hammerwerk in Zell dazugekauft. Es wurden 12.000 Zentner Draht- sowie Flach- und Rundeisen produziert. Nach 1806 war in der Amtssprache vom bisherigen „Eisenwerk“ zur „Großherzoglichen Badischen Hüttenverwaltung“ die Rede.

1836 trat das Großherzogtum dem deutschen Zollverein bei und kamen mit der Zeit in turbulente Schwierigkeiten, denn billiges Steinkohleeisen eroberte den Markt. Der Bau der Eisenbahn bis Basel schaffte die Möglichkeiten des billigen Transportes, die Eisenproduktion mit Holzkohle war nicht mehr rentabel. 1861 wurde das Zeller Werk versteigert und 1865 ging das Hüttenwerk ein. Schon 1828 hatte der Finanzausschuss des Landtages der Regierung empfohlen, das Werk zu verkaufen, da der Staat nicht der beste Unternehmer sei.

Für 125.000 Gulden erwarb Carl Grether aus Schopfheim 1865 das Hüttenwerk, da er eine Florettseidenspinnerei darin errichtete. 1880 wurde das Gebäude zu einer Kammgarnspinnerei ausgebaut. 1894 ging es an die „Mechanische Buntweberei Brennet“. 1992 wurde es stillgelegt, später abgerissen, um heute als „Gewerbegebiet Eisenwerk“ neu erschlossen zu werden.