Freitag, 6. Juni 2025

Was verbirgt sich hinter dem Sterben der Uhrmacherfabriken im Hochschwarzwald?

Lorenz Furtwängler 1807-1866 als Uhrenträger

In den Städten Triberg, Furtwangen, Neustadt und Lenzkirch und deren Umgebung gab es eine Vielzahl von Uhrmacher und Uhrmachermanufakturen, die ihre Uhren hinaus in die Welt tragen ließen. Produziert wurden Kuckucks- und Stockuhren, Regulatoren, Bodenstand-, Bürouhren und Wecker.

 

Bekannt, um nur einige zu nennen, waren Lorenz Furtwängler & Söhne (LFS) aus Furtwangen, Schöpperle & Hauser die spätere Aktiengesellschaft für Uhrenfabrikation in Lenzkirch, Uhrenfabrik Winterhalder & Hofmeier in Neustadt wie auch letztlich die Badische Uhrenfabrik (BadU) in Furtwangen. Am Beispiel von LFS wird die Problematik aufgezeigt.

 

Lorenz Furtwängler (1807-1866), ein tüchtiger Uhrmachermeister, begann 1836 in Gütenbach später im Schwefeldobel von Neukirch Uhren herzustellen, so wie viele Uhrmachermanufakturen begannen. Vier seiner Söhne führten das Unternehmen nach seinem Tode weiter und übersiedelten 1868 mit ihrem Betrieb nach Furtwangen, da die notwendige Wasserkraft vorhanden war. 1882 kam eine Dampfmaschine dazu, denn das Werk war auf industrielle Produktion umgestellt worden. Es wurden nicht nur Uhrwerke produziert sondern auch die  gesamte Gehäuseproduktion integriert.

 

Es wurden Wand- und Bodenstandsuhren aber auch Wecker hergestellt. LFS erlangte mit ihren Uhren Weltruf und zählte zu den ältesten und maßgebendsten Hersteller für massive Großuhren in Deutschland. Wie auch die anderen Firmen wurden im In- und Ausland zahlreiche Auszeichnungen und Medaillen abgeräumt.

 

Mit dem Erfolg der Uhrenmanufakturen kam das schnelle Wachstum, und das musste finanziert werden. Fremde Kapitalgeber oder Unternehmenszusammenschlüsse waren notwendig, um die laufende Expansion zu finanzieren. So wurde auch LFS  1895 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 1898 waren 143 Mitarbeiter beschäftigt.  Dies war nicht genug, LFS suchte den Zusammenschluss mit dem Schiele & Bruchsaler-Industriekonzern Baden-Baden. 1900 nutzte man die Erfahrung des Georg Stehling, der ein geschätzter Spezialist für Großuhren war.

 

Nach und nach schieden die Lorenzbrüder altershalber aus und Georg Stehling wurde immer mehr die leitende Figur des Unternehmens. Um zur Versorgung des russischen und polnischen Marktes hatte man in Warschau eine Weckerfabrik gegründet. LFS beschäftigte 1925 über 500 Arbeitskräfte.

 

Wie viele andere Schwarzwälder Uhrenfabriken wollte man nicht nach dem Ersten Weltkrieg und in den 20er Jahre des 20. Jahrhunderts auf die billigere amerikanische Uhrenproduktion umzustellen. Man blieb bei der qualitativ hochwertigen aber teuren Uhrenproduktion. Die Firmenleitung von LFS versuchte alternativ auf den wachsenden Markt der Schreibmaschine aufzuspringen und brachte 1925 eine namens „Cardinal“ auf den Markt. Von soliden Uhren verstand die Unternehmensleitung etwas, die Probleme der Schreibmaschine bekam sie aber nicht in den Griff. Damit war das Aus von LFS eingeläutet.

Das Geschäft mit den amerikanischen Uhren und deren Produktionsmethoden machten die Firmen Junghans in Schramberg, Mauthe, Kienzle in Schwenningen und Kaiser in Villingen. Aber sie standen alle Anfang der 50er Jahre vor dem gleichen Problem, dass sie die Umstellung auf das neue  Zeitalter von elektrischen Uhren und später in den 70er Jahren das Quarzzeitalter verpassten, da sie beim alten Produkt und deren Produktionsmethoden verharrten.