„Vaterunserloch“, der Spitzname des bekannten Wallfahrtsort „Todtmoos“ im oberen Wehratal, hat mit seinen 13 Ortsteilen und 2.000 Einwohnern 500.000 Übernachtungen zu verzeichnen. Eine Erfolgsgeschichte, die sicherlich mit der Abgelegenheit im tiefen Hotzenwald auf 700 m Höhe zusammenhängt. Denn bekannt war der Wallfahrtsort bei den Pilgern schon lange, aber er war für die wohlhabenden Bevölkerungen der wachsenden Großstädte nur schwer zu erreichen.
Aber der
Holzabfuhrweg im Wehratal wurde ab 1849 als Landstraße ausgebaut und für den
allgemeinen Verkehr freigegeben – Höchstgeschwindigkeit 25 km/h. Auch eine
Eisenbahnverbindung von Wehr nach Todtmoos war 1914 nur durch den Ersten Weltkrieg
gestoppt worden. Sie sollte die Wiesen-/Wehratalbahn nach Norden verbinden,
ebenso wie eine später geplante elektrische Straßenbahn. Denn 1856 war die Hochrheinbahn
von Basel bis Bad Säckingen fertiggestellt worden.
Somit war
Todtmoos an die Welt nach draußen angebunden, denn schon 1877 waren die ersten
Kurgäste angemeldet. Aber nicht nur diese sondern auch Lungenkranke nutzten die
frische Waldluft zur Kur. Gaststätten, Pensionen, Lungensanatorien und
prunkvolle Hotels wurden gebaut und waren bald bezogen. Die Krönung dieser
Entwicklung war 1901 die Eröffnung des privaten Sanatoriums Wehrawald. In
dieses hochmoderne, luxuriöse Sanatorium kamen die Tbc-Kranken aus ganz Europa,
vor allem aus Russland an. Es war nicht vermessen, aber Todtmoos konnte sich
mit Davos hinsichtlich Kurmöglichkeiten, Publikum und Geldadel vergleichen.
Aber der rasante
Aufschwung wurde durch den Ersten Weltkrieg gestoppt. Im und nach dem Zweiten
Weltkrieg kamen die Familien aus den großen Städten, die dem Bombenhagel
entflohen waren, bis das Wirtschaftswunder langsam anlief. Der Rückgang von Tbc-Kranken
und die Heilung mit Antibiotika verminderten die Kuraufenthalte mehr und mehr.
1983 verließ der letzte Tbc-Kranke das Sanatorium. Glücklicherweise erfolgte
eine Indikationsanpassung auf Krankheiten des Atmungs- und Kreislaufsystems. In
kurzer Zeit kamen noch die verschiedenen Krebspatienten hinzu. Parallel beschloss die Deutsche Rentenversicherung ihr
Haus „Sanatorium Wehrawald“ neu zu errichten, um sie den Erfordernissen der
heutigen Technik und medizinischen Möglichkeiten anzupassen. Mit 200
Patientenzimmer und zusätzlichen Indikationen ist der Wehrawald der größte
Arbeitgeber in Todtmoos.
Manches Kurheim
fand auch in der Möglichkeit als Kinderheim Erholungsstätte, das Überleben bis weit in die 70iger Jahre
hinein zu verlängern.
In
Todtmoos-Rütte konnte sich ebenfalls eine bleibende Institution etablieren.
1950 begann Graf Dürckheim mit seiner späteren Frau, Maria Hippius, eine Existentialistische Bildung- und Begegnungsstätte
aufzubauen, die exquisite Besucher aus der ganzen Welt anlockte. Neben Bischöfen, Äbten, Minister, berühmten
Patres, Professoren, verschiedene japanische Großmeister und Psychologen, Kinder
sehr reichen Industrieller weilten teilweise mehrere Jahre und versuchten durch
Meditation und spezielle Therapien, Sinn für das Leben zu finden. Graf Dürckheim hat in Deutschland den Zen Buddhismus
eingeführt.
Ebenso
existieren in Todtmoos-Au das Kama Kagyu Chö Khor Ling e.V., ein Verein für
Studium & Praxis des Tibetischen Buddhismus. In Todtmoos selber in der
Hochkopfstraße hat sich das Unity-Lehrzentrum Lichtquell, ein
überkonfessionelles Seminarzentrum etabliert. Nicht zu vergessen, im
katholischen Pfarrhaus hat der Paulinerorden
ein Kloster gegründet.