Trautwein 1818-1898
Im Schwarzwald
haben sich hauptsächlich an der Kinzig, Murg, Enz und Nagold immer mehrere
kapitalkräftige Unternehmer zu einer Handelsgesellschaft, der Schifferschaft,
zusammengeschlossen. Nur so konnten die Flüsse und Bäche zu Floßstraßen mit
Wehren, Stauweieren zum Flößen vorbereitet, große Holzmengen eingekauft, zu
Flößen zusammengestellt und das Flößen des Holzes finanziert werden.
In solch eine
Schifferschaft wurde –hier die von Schiltach- Adolf Christoph Trautwein
(1818-1898) hineingeboren. Der Vater Christian Wilhelm war Schiffer und
Holzhändler, seine älteren Brüder Ulrich
und Johannes hatten sich als Flößer auch schon bewährt. Schon als Neunjähriger
durfte der kräftige Bursche mit seinem Vater auf dem Floß von Schiltach nach
Kehl flößen. So lernte er als Junge das harte Leben der Flößer kennen: Am Ende
des Winters die Holzstämme, die auf der Polter lagen, im eiskalten Wasser zu
Flößen zusammen zu binden. Die gefährliche Floßfahrten auf reißenden Bächen,
das Umbinden zu größeren Flößen auf der Kinzig und dann das Flößen mit dem
Überwinden der verschiedenen Wehren. Nicht umsonst stand dem Flößer für die
harte arbeitsreiche Arbeit 3 Liter Wein oder 5 Liter Bier pro Tag zu. Nur so
war die harte Arbeit zu ertragen.
Die Französische
Revolution 1789-1799 führte zu einem starken Rückgang der Kinzigflößerei, da
auch Straßburg mit in die Revolution hineingezogen wurde. Was lag näher als das
Augenmerk auf den Hochschwarzwald zu richten. Um von Schiltach nach Rothaus,
dem Standortquatier zu kommen, war immer ein 14stündiger Fußmarsch notwendig,
der später immer nachts durchgeführt wurde, um möglichst wenig Zeit zu
verlieren. Riesige Waldbestände, billiges Holz, die auf das Flößen warteten,
fanden sie hier. Mit ihrem Wissen waren die Schiltacher Flößer gleich dabei,
die Wutach 1832 floßbar zu machen und Schwallweiher mit Wehren anzulegen.
Bei
Unterlauchingen wurde, um die Stromschnellen zu umgehen, ein Kanal von 120 m in
den Fels gesprengt. Auch wurden zwei Sägewerke bei Stühlingen und Bannschachen
am Rhein bei Waldshut errichtet.
Als
Sechzehnjähriger wurde Adolf Christoph Trautwein beim Floßbarmachen der Steina
und dem Flößen der Holzbestände eingesetzt. Das Problem auf der Wutach und
Steina war, dass das Schwellwasser im klüftigen Kalkfels immer wieder
verschwand. Die Flöße lagen dann trocken. Trotz der Schwierigkeit wurde große
Mengen Holz für billiges Geld gekauft und über Steina und Wutach abgeflößt.
Als besonderes
Geschäft von Trautwein galt der Kiefern-Akkord mit dem Grafen von Bodmann. Am
Bodensee wurden die Kiefernstämme eingebunden, mit dem Dampfschiff nach
Konstanz gezogen, den Rhein bis Schaffhausen geflößt und mit dem Wagen um den
Wasserfall transportiert. Dann konnten die wieder zu Flößen zusammengebauten
Kiefern rheinabwärts bis Laufenburg geflößt werden. Wegen der Stromschnellen
musste das Floß den Laufenknechten übergeben werden. Von Basel bis Kehl konnte
wieder in eigener Regie geflößt werden. Nach Abzug der Kosten blieb ein Verlust
übrig. Deswegen verfolgte Trautwein diesen Geschäftszweck nicht mehr weiter und
verlegten sich wieder auf das Geschäft auf der Kinzig und dem Oberrhein. Dieses
brachte viel Arbeit und Geld in das obere Kinzgtal.
Aber die
Anzeichen, dass die Flößerei zur Neige gehen würde, waren unübersehbar. Mitte
der 1860er Jahre wurde die Straße von Wolfach nach Schiltach gebaut. Durch den
Krieg 1870/71 flohen viele Straßburger Holzhändler nach Frankreich, der Handel
brach ein. Mitte der 1880er Jahre wurde die Kinzigtal-Eisenbahn fertigstellt.
Es war viel
effizienter das Holz auf Straße oder Eisenbahn zu transportieren als zu flößen.
Dies führte dazu, dass Trautwein 1889 den Holzhandel aufgab, denn er hatte
feststellen müssen, dass das Alter dem noch so robusten Körper seinen Tribut
forderte. Er ließ sich schon 1889 zum Bürgermeister von Schiltach und 1889 zum
Kreisrat in Wolfach wählen, bis dann 1898 der Tod an seine Haustür klopfte.