Seit über 800 Jahren wird auf dem Schwarzwald Glas geblasen. Dies war zu Beginn hauptsächlich den Klöstern zu verdanken. In einer Basler Urkunde wird der Weiler Glashütten 1257 in der Gemeinde Altenschwand bei Rickenbach erstmals erwähnt, 1303 folgt die Glashütte in Bergalingen heute ebenfalls ein Ortsteil von Rickenbach. 1296 wird Glashütte, das heute zu Bonndorf gehört, erwähnt, 1316 die „alte Glashütte“ bei Lenzkirch, 1424 hatte das Kloster St Blasien im Albtal und 1480 im Bernauer-Tal Glashütten gegründet. 1426 wurde der Zinken Glashöfe vom Kloster St Blasien nordwestlich von Waldau betrieben und 1343 wird eine Glashütte auf dem Schöllhorn bei Freudenstadt erwähnt sowie 1425 in Moosbronn. Bezeichnungen wie Glasberg, Glashof oder Glashausen sind im Schwarzwald überall zu finden und weisen auf die Glasbläserei hin.
Unzugängliche Wälder,
die sich nicht zum Flößen eigneten, gab es genügend im Schwarzwald. War noch
ein Bächlein vorhanden und Quarzsand in der Nähe zu finden, eignete sich diese
Stelle zum Bau einer Glashütte. Diese hinterließen gerodetes Land, das sich zum
Ansiedeln von Bauern eignete.
Grundstoff für die Glasherstellung ist
die Kieselsäure, die in Form von Quarzsand auftritt. Problem war nur der hohe
Schmelzpunkt von 1500° C, der durch
Zugabe eines Flussmittels als Pottasche (Kaliumkarbonat) oder später nach
seiner Erfindung als Soda (Natriumkarbonat) die Glasblase auf 850° C
heruntergesetzt hatte. Häufig war Eisenoxyd im Quarzsand, der zur Grünfärbung
des Glases führte (Waldglas).
Außer dem Naturprodukt Quarzsand und
Pottasche ist Holz in großen Mengen Voraussetzung für die Glasherstellung. Für
ein Kilo Glas verbrauchten die Glasbläsereien 2 cbm Holz. Der Schmelzvorgang
benötigte die Glasbläser nur 3 % des Holzverbrauches. Die restlichen 97 %
wurden für die Gewinnung der Pottasche benötigt. Das begehrte Salz wurde durch
Auslaugung der Asche und anschließendes Eindämpfen gewonnen. Holz wurde nur
deswegen verbrannt, um die Asche zu gewinnen. Einige Meister konnten in wenigen
Jahren gewaltige Holzflächen kahlschlagen.
Die Glashütten waren meist genossenschaftlich organsiert. Die
Klöster oder die weltliche
Standesherrschaft hatten mit 5 bis 10 Glasbläsern und deren Familien zeitlich
befristete Verträge abgeschlossen. Die Glasbläser beschäftigten jeweils
wiederum Holzfäller, Fuhrleute, Heizer und Pottaschesieder. Die fertigen Produkte
verkaufte jeder Glasbläser separat, so dass diese in einem Konkurrenzkampf sich
befanden. Die Glashütte bezahlte für das Holz einen Hüttenzins und musste
zumindest bei den Klöstern Naturalprodukte wie Glasscheiben, Gläser oder Kelche
abliefern. Die Familien durften zumeist eine bescheidene Landwirtschaft
betreiben. War das Holz aufgebraucht, wurde die Glashütte versetzt, die
Glasbläserfamilien zogen weiter zu einer anderen Glashütte oder siedelten auf
den gerodeten Flächen. Deswegen tauchten immer wieder die gleichen Familiennamen
wie Sigwarth, Greiner oder Maler auf. Es war billiger die Glashütte zu
versetzen, als die Holzmengen über eine größere Entfernung zu transportieren.
Der Vertrieb der Glaswaren erfolgte
durch Glasträger, die als Hausierer mit Rückenkörben - „Krätzen“- die Ware von Haus zu Haus anboten.
Die Glasträger arbeiteten anfänglich in Abhängigkeit von den Glasmeistern, die
sie aussuchten und den Holzfällern gleichstellten. Aber später kehrte sich das
Verhältnis um, denn die Glasträger organisierten sich in
Glasträgergesellschaften und suchten sich die Glashütten aus. Einzelne
Glasträgergesellschaften übernahmen sogar Glashütten.
Das Ende der Glashütten war der zu Ende
gehende Holzvorrat, die späte Umstellung auf Soda und die Umstellung der
Holzfeuerung auf Kohle. Die Glashütten lagen zumeist in abgelegenen Gegenden,
ein Eisenbahnanschluss zum Transport der Kohle oder der Abtransport der
fertigen Ware war nicht möglich.
Die Glashütte Buhlbach wurde deswegen
mit Erfolg von Buhlbach nach Achern verlegt und ist 2012 aus strategischen
Gründen vom amerikanischen Konzern geschlossen worden. Ansonsten gibt es
Schauglashütten in Alpirsbach, Todtmoos, Ballrechten-Dottingen und
Altglashütten. Die Dorotheenhütte in Wolfach ist eine Neugründung nach dem 2.
Weltkrieg, um Glasbläser aus Schlesien zu beschäftigen.
Schnapsbuddel in Tierform Museum Triberg
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Glasbläser am Ofen Drotheenhütte Wolfach |