Freitag, 17. Juni 2022

Was verbirgt sich hinter den Glashütten im Schwarzwald?




Seit über 800 Jahren wird auf dem Schwarzwald Glas geblasen. Dies war zu Beginn hauptsächlich den Klöstern zu verdanken. In einer Basler Urkunde wird der Weiler Glashütten 1257 in der Gemeinde Altenschwand bei Rickenbach erstmals erwähnt, 1303 folgt die Glashütte in Bergalingen heute ebenfalls ein Ortsteil von Rickenbach. 1296 wird Glashütte, das heute zu Bonndorf gehört, erwähnt, 1316 die „alte Glashütte“ bei Lenzkirch, 1424 hatte das Kloster St Blasien im Albtal und 1480 im Bernauer-Tal Glashütten gegründet. 1426 wurde der Zinken Glashöfe vom Kloster St Blasien nordwestlich von Waldau betrieben  und 1343 wird eine Glashütte auf dem Schöllhorn bei Freudenstadt erwähnt sowie 1425 in Moosbronn. Bezeichnungen wie Glasberg, Glashof oder Glashausen sind im Schwarzwald überall zu finden und weisen auf die Glasbläserei hin.

Unzugängliche Wälder, die sich nicht zum Flößen eigneten, gab es genügend im Schwarzwald. War noch ein Bächlein vorhanden und Quarzsand in der Nähe zu finden, eignete sich diese Stelle zum Bau einer Glashütte. Diese hinterließen gerodetes Land, das sich zum Ansiedeln von Bauern eignete.

Grundstoff für die Glasherstellung ist die Kieselsäure, die in Form von Quarzsand auftritt. Problem war nur der hohe Schmelzpunkt von 1500° C, der  durch Zugabe eines Flussmittels als Pottasche (Kaliumkarbonat) oder später nach seiner Erfindung als Soda (Natriumkarbonat) die Glasblase auf 850° C heruntergesetzt hatte. Häufig war Eisenoxyd im Quarzsand, der zur Grünfärbung des Glases führte (Waldglas).

 

Außer dem Naturprodukt Quarzsand und Pottasche ist Holz in großen Mengen Voraussetzung für die Glasherstellung. Für ein Kilo Glas verbrauchten die Glasbläsereien 2 cbm Holz. Der Schmelzvorgang benötigte die Glasbläser nur 3 % des Holzverbrauches. Die restlichen 97 % wurden für die Gewinnung der Pottasche benötigt. Das begehrte Salz wurde durch Auslaugung der Asche und anschließendes Eindämpfen gewonnen. Holz wurde nur deswegen verbrannt, um die Asche zu gewinnen. Einige Meister konnten in wenigen Jahren gewaltige Holzflächen kahlschlagen.

 

Die Glashütten waren  meist genossenschaftlich organsiert. Die Klöster oder die  weltliche Standesherrschaft hatten mit 5 bis 10 Glasbläsern und deren Familien zeitlich befristete Verträge abgeschlossen. Die Glasbläser beschäftigten jeweils wiederum Holzfäller, Fuhrleute, Heizer und Pottaschesieder. Die fertigen Produkte verkaufte jeder Glasbläser separat, so dass diese in einem Konkurrenzkampf sich befanden. Die Glashütte bezahlte für das Holz einen Hüttenzins und musste zumindest bei den Klöstern Naturalprodukte wie Glasscheiben, Gläser oder Kelche abliefern. Die Familien durften zumeist eine bescheidene Landwirtschaft betreiben. War das Holz aufgebraucht, wurde die Glashütte versetzt, die Glasbläserfamilien zogen weiter zu einer anderen Glashütte oder siedelten auf den gerodeten Flächen. Deswegen tauchten immer wieder die gleichen Familiennamen wie Sigwarth, Greiner oder Maler auf. Es war billiger die Glashütte zu versetzen, als die Holzmengen über eine größere Entfernung zu transportieren.

 

Der Vertrieb der Glaswaren erfolgte durch Glasträger, die als Hausierer mit Rückenkörben -  „Krätzen“- die Ware von Haus zu Haus anboten. Die Glasträger arbeiteten anfänglich in Abhängigkeit von den Glasmeistern, die sie aussuchten und den Holzfällern gleichstellten. Aber später kehrte sich das Verhältnis um, denn die Glasträger organisierten sich in Glasträgergesellschaften und suchten sich die Glashütten aus. Einzelne Glasträgergesellschaften übernahmen sogar Glashütten.

Das Ende der Glashütten war der zu Ende gehende Holzvorrat, die späte Umstellung auf Soda und die Umstellung der Holzfeuerung auf Kohle. Die Glashütten lagen zumeist in abgelegenen Gegenden, ein Eisenbahnanschluss zum Transport der Kohle oder der Abtransport der fertigen Ware war nicht möglich.

 

Die Glashütte Buhlbach wurde deswegen mit Erfolg von Buhlbach nach Achern verlegt und ist 2012 aus strategischen Gründen vom amerikanischen Konzern geschlossen worden. Ansonsten gibt es Schauglashütten in Alpirsbach, Todtmoos, Ballrechten-Dottingen und Altglashütten. Die Dorotheenhütte in Wolfach ist eine Neugründung nach dem 2. Weltkrieg, um Glasbläser aus Schlesien zu beschäftigen.

                                              Schnapsbuddel in Tierform Museum Triberg



Glasbläser am Ofen Drotheenhütte Wolfach