Freitag, 20. Juni 2025

Was verbirgt sich hinter den Wein-Kuriositäten am Schwarzwaldrand?


Im äußersten Süd-Westen Deutschlands liegt das Markgräflerland. Aber hier beginnt gleich die Schwierigkeit: Ursprünglich war dies die ehemaligen Herrschaften Sauseburg, Rötteln und Badenweiler, später war es das Gebiet, das zur Markgrafschaft Baden-Durlach gehörte und protestantisches Gebiet im katholischen Vorderösterreich war. Die Weinliebhaber bezeichnen aber es als das Gebiet vom Hochrhein bis südlich von Freiburg wo eben der Markgräfler-Wein angebaut wird.

Der typische Markgräfler-Wein ist der Gutedel, der in diesem rund 3000 Hektar großen Weingebiet angepflanzt und auch nur hier getrunken wird. Eine sehr alte Weinsorte, die 1780 vom Mark Karl Friedrich von Baden aus der Schweiz, vom Nordufer des Genfer Sees gelegenen Vevey, ins Markgräflerland gebracht worden sein soll. Dort ist er als Fendant und in Frankreich als Chasselas bekannt. Allerdings gibt es auch Weinexperten, die behaupten, dass die Römer die Weinrebe über die Alpen gebracht hätten und diese in der Badenweiler Gegend angebaut hätten.

Erstaunen gibt es, wenn Weintrinker in der mittleren Ortenau einen Riesling bestellen und einen Klingelberg serviert bekommen. Zumindest ist dies in den Weinorten Oberkirch, Ortenberg und Offenburg üblich. Der Schlossberg bei Durbach hat ein Gewann namens Klingelberg, den obersten Teil des Schlossbergs direkt bei Schloss Staufenburg. Der Markgraf Carl Friedrich von Baden hatte 1782 dort erstmals 2200 Rieslingreben gepflanzt. Da früher Eisenerz dort verhüttet wurde, stießen die Winzer mit ihren Hacken immer wieder auf Eisenerzklumpen, die einen klingenden Ton ergaben. Daher der Name für einen guten Riesling aus der mittleren Ortenau.

Im Weinbaugebiet der mittleren Ortenau liegt der bekannte Weinort Durbach, eingemeindet nach Offenburg. Hier werden 430 Hektar Rebflächen bewirtschaftet. Dominant im Anbau ist hier Savagnin Rose oder Roter Traminer, der hier als Clevner bezeichnet wird, sonst bekannt als Gewürztraminer, im Elsaß als Weißburgunder oder Pinot blanc auf dem Markt. Nicht zu verwechseln mit dem blauen Frühburgunder in Württemberg, der dort ebenfalls Clevner genannt wird. Der Name kommt von der Stadt Cleven –altdeutscher Name für Chiavenna, eine kleine Gemeinde in der Provinz Sondrio Lombardei.

Überraschend für auswärtige Weintrinker taucht außerhalb Mainfrankens im Vorland von Baden-Baden die Boxbeutelflasche auf. Sehr zum Unmut und Ärger der Franken werden bei den Winzergenossenschaften Neuweier, Varnhalt, Steinbach und Umweg die besseren Gewächse in der publikumswirksamen Bocksbeutelflasche abgefüllt. Dieser Unsitte –in fränkischen Augen- sollte endlich ein Riegel vorgeschoben werden.

 

Die gründliche, fränkische Recherche ergab: Franz-Philipp, Freiherr von Katzenellenbogen, gestorben im Jahre 1816, hatte als letzter seines Geschlechtes den gesamten Familienbesitz in Neuweier, Mainz und Würzburg in einer Hand. Gleichzeitig war er auch Bischof von Eichstätt in Mittelfranken. Er ließ sich den Wein aus seinen Neuweierischen Rebbergen in Bocksbeutelflaschen abfüllen und zusenden. So hat sich nachweislich der Bocksbeutel im Schlossgut Neuweier eingebürgert. Zähneknirschend mussten dies die Franken aus historischen Gründen zugestehen.

 

Seit dem Jahre 1923 hatten neben dem Schlossgut auch die Neuweierischen Winzer unangefochten, weil zunächst unbemerkt, ihre besten Gewächse auch in Bocksbeutel Flaschen abgefüllt. Diese Bocksbeutel Exklave am Oberrhein wurde 1960 um die Winzergenossenschaften Neuweier, Varnhalt, Steinbach und Umwegen legal erweitert.