Freitag, 12. Dezember 2025

Was verbirgt sich hinter Ernst Köpfers Skifabrikation?

Köpfer als Skilehrer

Ende des 19. Jahrhunderts war auch im Schwarzwald die Zeit für die Schneeschuhe gekommen, wie die Skier damals hießen: 1888 ließ sich der ehemalige Schiffsarzt Dr August Tholus aus Todtnau diese kommen, um sie bei seinen Patientenbesuche einzusetzen. Aber Körperfülle und Ungeschicktlichkeit ließen die Angelegenheit scheitern. 1891 fuhr der französische Diplomat Dr Pillet mit Schneeschuhen auf dem Feldberg. Ein vorbeikommender Bauer fragte ihn, woher er das Fasnachtskostüm habe? Im gleichen Jahr tauchten in Schönwald die ersten Norweger zum Erstaunen der Bewohner auf Schneeschuhen auf.

So geschah es auch dem 12 jährigen Ernst Köpfer in der Schule Bernaus. Im Winter 1890 schaute er gelangweilt zum Fenster in die herrliche Schneelandschaft hinaus. Als plötzlich sechs Männer mit langen Brettern sich im tiefen Schnee elegant fortbewegten. Neugierig folgte er nach Unterrichtsende der Spur im Schnee und sah die Bretter vor dem Gasthaus „Schwanen“ an der Wand sehen. Die Gäste waren wohl eingekehrt. Er machte sich gleich Notizen und Skizzen auf seiner Schiefertafel über das, was ihn fasziniert hat. „Vater i ha öbbis gseh, undas hät mir gfalle un des git bestimmt emol e Gschäft!“ Soweit der überlieferte Satz des Jungen.

Sein Vater, ein Holzschneffler, der in seiner Werkstatt Krauthobel fertigte, ließ sich vom Gesehenen des Sohnes begeistern. Sie probierten verschieden Hölzer aus, sägten und hobelten bis sie glaubten, das richtige Maß gefunden zu haben. Die gebogen Spitze erreichten sie durch Anwärmen des Holzes, um es dann eine Woche über ein Wagenrad zu spannen. Die Bindung ermöglichte eine aufgeschraubte Rinderlederkappe, in der die Schuhspitze steckte, eine Schlinge aus Fettgarleder umschloss die Ferse, eine Schnalle gab Halt und ermöglichte das Laufen. Ein Fangband verhinderte, beim Sturz, dass der Ski sich selbstständig machte.

Mit den ersten handproduzierten Skiern erlernte Ernst 1892 das Skifahren, damals nur mit einem Stock als Bremse. Im gleichen Jahr endete für Ernst die Schulpflicht und sogleich konnte er bei seinem Vater in die Lehre gehen. 1896 kauften die Gendarmerie und Forstbeamte ihre ersten Skier bei Köpfer. Genauso wie die Einheimischen anstanden, um an Skier zu kommen. Ein völlig neues Lebensgefühl mit den Skiern auf dem Weg zur Schule. Auch der „Feldberger Hof“, der Anziehungspunkt für begeisterte Skifahrer, kaufte Skier bei Köpfer in Bernau.

Was lag näher, als eine Firma „Karl Köpfer Söhne, mechanische Skier- und Holzwarenfabrik“ zu gründen. Der Bedarf von Skiern stieg so stark an, dass die Einzelfertigung völlig überfordert war und zur Serienfertigung umgestellt werden musste. Die gemachte Erfahrungen führte zur Modellierung der Skier: Neben dem gefundenen Taillierung wurde auch das Längsprofil genau bestimmt. Am stärksten war der Ski unter der Fußsohle und flachte allmählich zur Spitze und Ende jeweils ab, aber  nicht auf ganzer Breite, sondern es blieb ein Kern durch seitliches Abfräsen stehen. Dadurch kamen erstmals Maschinen zum Einsatz, ebenso für die Spurrille auf der Unterseite. Sie war zum Spurhalten erforderlich.

Am 5. Februar meldetet Ernst Köpfer für seine Firma beim Kaiserlichen Patent- und Markenamt in Berlin für seine Skier die „Marke Feldberg“ an. In den folgenden 60 Jahren gingen ca. 10.000 paar Ski aus Bernau in die Welt. Veränderungen an den Skiern gab es nur durch eine Metallkante an den Seiten in den 40er Jahren. Mehrfache Verbesserungen gab es an den Bindungen, um das das Lenken der Skier und das Abheben der Ferse während des Laufens möglich zu machen. Knochenbrüche und Verrenkungen konnten dadurch verringert werden.

Köpfer perfektionierte für sich das Skilaufen, erzielt 40 Siege bei Wettbewerben, wurde 1940 staatlicher Sportwart. 1953 legte Ernst Köpfer die Skier aus der Hand und verstarb im gleichen Jahr. Sein Enkel, Walter Strohmeier, richtete im Geburtshaus seines Großvaters das „Ski Köpfer Museum“ in Bernau ein.

Köpfer mit Skiflyer

Freitag, 5. Dezember 2025

Was verbirgt sich hinter dem Zoller Bernhard Hörmann?


Ab 1708 kamen die ersten Siedler auf den Kniebis, so dass hundert Jahre später schon eine Siedlung aus 12 Häusern auf den Gemarkungen von Baiersbronn und Freudenstadt entstanden war. Um 1780 gründete die Fürstlich Fürstenbergische Verwaltung eine Holzhauersiedlung im südlichen Teil des Kniebisgebietes. Im Zuge der Gründung des Großherzogtums Baden wurde das fürstenbergische Gebiet 1806 Baden zugesprochen.

 

Bernhard Hörmann wurde 1784 im Holzwald –dem badischen Teil des Kniebis- geboren. Er musste wie damals üblich bei nahender Franzosengefahr Schanzdienste leisten. Noch heute sind sie gut sichtbar, die Alexanderschanze auf dem Kniebis von 1734, die Schwedenschanze links der L 92 nach Oppenau, nicht weit davon die Schwabenschanze bzw Röschenschanze nach dem württembergischen Major Rösch von 1794 auf dem Roßbühl bei der Zuflucht. Wegen Übernachtens bei den Schanzarbeiten auf dem feuchten Waldboden wurde er an einem Fuße lahm. Da er gut lesen und schreiben konnte, wurde er Schulmeister und war in der ganzen Gegend als der „krumme Schulmeister“ bekannt.

 

Zusätzlich übernahm er das Wirtshaus, das neben der Schule stand und gleichzeitig die Zollstation war. Es trug früher als Wirtshauszeichen eine „Sonne“ und wurde später bekannt unter dem Namen „Zum krummen Schulmeister“. Das alles lag nahe bei dem späteren Kurhotel Lamm nahe dem badischen Grenzpfahl, das 1985 abgebrochen wurde.

 

Das sonderbare Äußere des „krummen Schulmeisters“ war mit Witz und Laune gepaart, verschaffte ihm stets zahlreichen Zuspruch, vorzüglich von den Gästen der benachbarten Kniebis- und Renchtalbädern. Zudem fand man bei ihm stets gute, reingehaltene Weine, namentlich trefflichen Klingelberger. Das in seiner Art berühmt gewordenen Bild des Mannes war in der Gegend da und dort in den Wirtshäusern aufgehängt.

 

Einer seiner früheren Schüler bestätigte als Greis, dass er den Tatzenstecken, den er auf dem Bilde unter dem Arm trägt, zwar auch benutzt habe. Aber er habe sie als, wenn sie nicht in die Schule gekommen seien, zur Strafe unter dem Tisch sitzen lassen.

 

Mit 21 Jahren verheiratete er sich 1805 mit Magdalena Kern aus Bad Rippoldsau, denn das war schon bei seiner Nebentätigkeit als Wirt von Nöten. 1848 trat er nach dem Tode seiner Frau 1848 zum zweiten Male an den Traualtar, um Magdalene Kern vom Kniebis zu heiraten. Bis er als Bürger und pensionierter Schullehrer 1862 starb.

 

Aus seiner Zeit als Lehrer auf dem Kniebis wurde von diesem berichtet: „Es gab 42 zerstreut liegende Familien, eine Seelenzahl von mehr als 300 bildend. Sie teilen sich in 2 Gemeinden, die man protestantischen und katholischen Kniebis nennt. Schon ihr Anzug und der Zustand ihrer Wohnungen geben auch auf Grund des schlechten Bodens ihre dürftigen Verhältnisse kund. Die Bewohner des württembergischen Teils zeichnen sich durch Sittlichkeit und Arbeitsliebe aus. Die des badischen Teils dagegen beschuldigt man des Bettels und häufiger Holzfrevel. Wagenschmiere, aus Kienholz bereitet, ist ein Hauptnahrungszweig der Kolonie. Der kärgliche Gewinn, welcher dieser Handel abwirft, wird aber gewöhnlich bei dem „krummen Schulmeister“ verzehrt.

 

Das Leben in dieser kargen Gegend war so mühsam, dass zwischen 1851/57 insgesamt 145 Kniebiser auf Kosten des Fürsten von Fürstenberg und dem badischen Staat nach Amerika ausreisen konnten. So konnte der Fürst den verlassenen Wald wieder aufforsten lassen.