Freitag, 28. November 2025

Was verbirgt sich hinter dem Erzkasten bei Freiburg?

Tullafenster Freiburger Münster 14. Jahrhundert

Der Erzkasten bei Freiburg– der Spitznamen für den Schauinsland wegen seines Silberbergbaus- liegt südöstlich von Freiburg und ist 1284 m hoch. Der Hausberg von Freiburg hat einen eigenwilligen Aussichtsturm, den Eugen-Keidel-Turm, eine Seilbahn, die zum Gipfel führt und war bekannt wegen seiner legendären Autorennen, die bis 1984 durchgeführt wurden. Seit 1997 kann mit einem Besucherbergwerk teilweise die Geschichte des Erzkastens erlebbar gemacht werden.

Die ersten Anzeichen für einen aktiven Bergbau am Schauinsland weisen auf das 13. Jahrhundert hin. Mit einigen Unterbrechungen dauerte er bis 1954 und ist mit 100 km Grubenlänge verteilt auf 22 Sohlen das größte Grubengebäude des Schwarzwaldes. Der Bergbau wurde nicht wegen Erschöpfung der Lagerstätte geschlossen sondern aus rein wirtschaftlichen Erwägungen.

Der mittelalterliche Bergbau vom 13. bis 15. Jahrhundert wurde hauptsächlich wegen des Silbers betrieben. Der Reichtum Freiburgs, die Fenster des Freiburger Münsters und der europäische Handel der Freiburger zeugen von den Erträgen des Silberbergbaus.

Der neuzeitliche Bergbau dauerte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert und stand unter dem Abbau von Bleierzen neben dem Silberabbau. Blei wurde für das aufkommende Schießpulver und Kanonenkugeln bei den unzähligen Kriegen dringend gebraucht. Aber auch im zivilen Bauwesen oder Glasuren wurde Blei benötigt. Durch den Abbau von Blei konnte der Bergbau am Schauinsland sich auch im 16./ 17. Jahrhundert während des Goldrausches nach der Entdeckung von Amerika 1492 durchsetzen. Für viele andere Gruben im Schwarzwald bedeutete dies das Ende der Bergbautätigkeit. Ab 1620 kam das Schwarzpulver, das 1325 vom Franziskaner Mönch Berthold Schwarz aus Freiburg erfunden wurde, zum Einsatz im Bergbau. Das führte zu einer enormen Steigerung der Abbaumengen im Bergbau.

Ende des 19. Jahrhunderts begann ein neues Kapitel des modernen Bergbaus, nachdem der Bergbau zuvor zum Erliegen gekommen war. Im Jahr 1835 wurde der „Badische Bergwerkverein“ gegründet, der mit den Untersuchungen der Haldenerze am Schauinsland beauftragt wurde. Wahrscheinlich mit wenig Erfolg, denn es wurde bald wieder still am Erzkasten, wie auch andere Versuche zeigten.

Im Jahre 1889 begann mit der Auffahrung des Kappler-Stollens durch die Gewerkschaft „Schwarzwälder Erzbergwerke/ Köln“ eine neue Epoche am Schauinsland. Alle Aktivitäten am Schauinsland wurden zusammengefasst. Eine Erzwäsche wurde am Nordhang des Kappler Tales errichtet, um Erze von taubem Stein zu trennen. Um die Fuhrwerke von der Grube zur Erzwäsche zu sparen, wurde eine 5,3 km lange Materialseilbahn errichtet. Die Erzverladebunker standen in unmittelbarer Nähe der 1887 fertiggestellten Höllentalbahn und ermöglichten einen problemlosen Abtransport. Mit der Wasserkraft des Reichenbachs wurden Kompressoren betrieben, die Druckluft zum Antrieb der Bohrhämmer erzeugten.

Im Ersten Weltkrieg wurden viele Bergleute und Grubenpferde eingezogen und nach Ende Krieges fielen die Preise ins Bodenlose, so dass die Gruben langsam zum Stillstand kamen. 1935 übernahm die Stolberger Zink AG/Aachen den Grubenbetrieb und modernisierte ihn nachhaltig. Die Einrichtung von Bei- und Zinkflotationen erhöhte die

Effizienz der Gruben, die Einrichtung von Schlammteichen diente dem Umweltschutz. Im Zweiten Weltkrieg war natürlich höchstmögliche Förderung angesagt. Nach diesem war die Förderung erst wieder langsam angelaufen, 1952 wurde eine Tiefe von 900 m erreicht. Die Erträge enttäuschten, die Metallpreise fielen immer wieder, so dass schließlich wegen Unrentabilität am 31. Oktober 1954 die Gruben am Erzkasten für immer geschlossen wurden. 



Freitag, 21. November 2025

Was verbirgt sich hinter den Ruinen, die von einer vergangenen Zeit verkünden?

Allerheiligen 1680

Die Allerheiligen Wasserfälle, die im hinteren Lierbachtal -einem Seitental des Renchtals- in sieben Stufen insgesamt 66 m in die Tiefe fallen, sind heute ein bekanntes Besuchermagnet. Leider finden die oberhalb liegenden Ruinen des Klosters Allerheiligen dagegen weniger Beachtung.

Das Kloster Allerheiligen wurde 1196 von Herzogin Uta von Schauenburg nach dem Tode ihres Mannes,  Welfs VI, als Prämonstratenser-Chorherrenstift im hinteren Lierbachtal gegründet. Kaiser Heinrich VI und Papst Innozenz III haben 1204 die Gründung des Stifts bestätigt. Das eng gehaltene Gebiet umfasste den Bereich unterhalb des Schliffkopfs, Sohl-, Braunberg sowie bis unterhalb der Wasserfälle und das Patronatsrecht über Nußbach –später über das Patronatsrecht der Kirchen von Appenweier und Oberachern. Bei der Gründung wurde dem Kloster die Reichsunmittelbarkeit, Vogtei-, Steuerfreiheit sowie Immunität vor jeglicher Strafverfolgung im Klosterbereich gewährt. Allerdings kollidierte dies ab dem 14. Jahrhundert mit den Expansionsbestrebungen des Straßburger Bistums.

Ziel der Gründung des Klosters war die Erschließung des weitgehenden unbesiedelten Lierbachtales und Umgebung. Hier entstand in dieser einsamen schwer zugänglichen Bergregion ein kulturelles Zentrum und landwirtschaftliches Anwesen zur Selbstversorgung. Die Besitzungen erstreckten sich mit der Zeit auf den Rench- und oberes Achertal.

Aufgabengebiet der Prämonstatenser war vor allem die Seelsorge der Umgebung, Schreiben und Kopieren von Bücher sowie die Lehrtätigkeit und die Betreuung von Wallfahrten wie die von Nußbach zur Wallfahrtskapelle St Wendel oder der Bau der Wallfahrtskirche von Lautenbach. Noch heute wird die Wallfahrt von einem Prämonstratenser zu Pferde angeführt. 1594 wird erstmals ein Gymnasium mit bis zu 50 Schülern erwähnt, das aus der mittelalterlichen Klosterschule hervorgegangen war. Weitere Einnahmen waren aus der Klosterschänke oder Herberge von Reisenden und Pilgern aus der Klosterapotheke zu erzielen und auch aus der Landwirtschaft.  Prämomstratenser waren Chorherren d. h. Priester mit Ordensgelübde aber keine Mönche. Die Laienbrüder bestimmten das Klosterleben gleichberechtigt mit.

Ende des 16. Jahrhunderts wurde vom lutherischen Markgrafen versucht das Kloster „auszubluten“, um es zu übernehmen. Aber Dank der Hilfe von Kaiser Rudolf konnte dies verhindert werden. 1657 wurde das Kloster Allerheiligen von der Probstei zur Abtei erhoben,  und damit von einem Abt geführt.

1802/03 wurde das Kloster gemäß dem Regensburger Reichsdeputationshauptschluss von Karl Friedrich von Baden aufgelöst und abgewickelt. Die 29 Patres mussten das Kloster verlassen und wurden in den umliegenden Gemeinden als Pfarrer sofern das nicht möglich war als Lehrer eingesetzt. Ein Jahr nach der Aufhebung des Klosters leitet ein Blitzschlag den Zerfall der Anlage ein. 1806 wurde noch versucht die restlichen Gebäude mit einer Spinnerei nützlich zu gebrauchen. Aber die Abgeschiedenheit war zu groß. 1812 wurde die Kirche von Allerheiligen ausgeräumt und die Gegenstände auf die umliegenden Kirchen und Kapellen verteilt worden, die Gebäude wurden auf Abbruch versteigert oder für andere Kirchen wie in Achern genutzt. Die Bestände der umfangreichen Abtei wurden zwischen der Hofbibliothek Karlsruhe und Uni-Bibliothek Heidelberg verteilt. Die Entscheidung war gefallen, keine Kirchengemeinde in Allerheiligen zu gründen und damit waren Gottesdienste überflüssig.

Im Forsthaus des Westflügels wurde 1844 eine Gaststätte eingerichtet, nachdem die Wasserfälle touristisch erschlossen worden waren. 1871 wurde die Gaststätte zu einem dreistöckigen Kurhotel erweitert. 1887 entstand ein zweites Hotelgebäude. Der Caritasverband Mainz wandelte das Hotelareal in ein Kinderheim um. Seit 1978 befindet sich darin ein Landschulheim. Seit 2013 betreibt EOS Erlebnispädagogik ein Tagungszentrum in den Räumen. Seit 1991 wird in den Resten des Kirchenschiffs im Juli Freilichtaufführungen durchgeführt.


Allerheiligen heute

Freitag, 14. November 2025

Was verbirgt sich hinter der Familie Siedle?

Salomon Siedle 1830-1890

Mathäus Siedle (1757-1816) stammt vom Bregenbachhof in Neukirch, heute ein Ortsteil von Furtwangen, bewirtschaftete ab 1794 den Hof. Er baute zum Hof eine Gießerei, um Metallglocken zu gießen, die die Glasglocken bei den Uhrenbauern ablösten. Sein Sohn Salomon (1787-1857), auch Bregeme-Salomon genannt, erlernte das Glockengießen bei seinem Vater und erwarb 1816 den Oberbregenbachhof, der früher vom Bregenbachhof abgetrennt worden war. Drei Söhne erlernten bei ihm das Glockengießen:

Salomom II (1830-1890) zog 1868 nach Furtwangen und betrieb dort eine Gießerei. Die inneren Teilen der Uhr wurden in Sandformen aus fließendem Metall gegossen, nach Erkaltung derselben mit einer Zange abgebrochen, sortiert, im Rauhen fein gedrechselt und auf besonderen Maschinen mit Zähnen versehen. Die Messingrohlinge wurden also einzeln verzahnt. Später wurden die Zahnräder aus dem Rohling gestanzt. Auf Anregung seines Sohnes Robert, steigt Salomom II Siedle in die Prodiktion elektrotechnischer Artikel ein: 1887 beginnt Siedle wegweisend mit dem Telefonbau. 1884 kommt es zur Gründung der Firma „S. Siedle & Söhne“ (SSS Siedle) Die Furtwanger Zulieferer spürten natürlich auch den weltweiten Konkurrenzkampf der Uhrenhersteller. Deswegen zog sich Siedle sich langsam aus dem Uhrengewerbe zurück und widmete sich ab 1900 den Fernsprechapparaten und deren Zubehör zu. Damit wandelte sich Siedle gegen Ende des 19. Jahrhunderts zum deutschen Pionier der Telegrafie und Telefonie. Wegen des Fernmeldemonopols der Post 1928 spezialisierte sich „SSS Siedle“ auf Haus- und Fernsprechanlagen. Horst Siedle (1938-2019) führte ab 1970 bis 2019 das Unternehmen und danach seine Frau, Gabriele bis 2023 das Unternehmen mit knapp 500 Mitarbeitern zur heutigen Größe. Siehe: Was verbirgt sich hinter dem Schwarzwälder Unternehmen „S. Siedle & Söhne“.

Vinzens gründete 1836 in Triberg eine Gießerei, um Uhrenräder und anderes für die Uhrenindustrie zu gießen. Mit von ihm erfundenen und Wasserkraft betriebenen Maschinen verzahnt Siedle 1858 Rohlingen zu Zahnrädern und zwar zum gleichen Preis wie der rohe Guss. Aber auch Ketten werden maschinell hergestellt. 1873 traten die Söhne Alfred und Hubert in die elterliche Firma ein. Zur Messinggießerei kam noch die Eisengießerei hinzu, so dass 400 Mitarbeiter beschäftigt wurden. Durch unglückliche Dispositionen kam es 1901 zur Liquidation des Unternehmens.

Josef gründete 1854 in Schönwald eine Gießerei, die er schon 1905 nach Vöhrenbach verlegte, da es in Schönwald keine Erweiterungsmöglichkeit gab und Vöhrenbach zusätzlich einen Eisenbahnanschluss ermöglichte. Mit seinen Söhnen und mehreren Hilfsarbeitern goss er hauptsächlich Fahrradglocken. Ein weiterer Bruder, Paul (1889-1976), stieß hinzu und sie verlegten den Betrieb 1920 in einen Neubau in der Nähe des Bahnhofes und firmierten „Gebrüder Siedle, Glocken-Gießerei und Galvanisierungsanstalt“. Mit der Elektrizität kamen elektrische Läutwerke an der Haustür, bis zu Läutwerken für Straßenbahnen hinzu. 1925 wurde ein Presswerk hinzu gebaut, denn zahlreiche Gegenstände für Maschinen lassen sich anstatt formen und gießen, in einer Warmpressverformung in einem Arbeitsgang herstellen. Die Gießerei ging zurück und eröffnete der Presstechnik ein neues Tätigkeitsfeld. In den 60er Jahren kam das Hohlschmieden von Konstruktionsteilen hinzu d.h. die Teile werden am Computer entwickelt, bis der Kunden die Teile genehmigt, die dann erst gefertigt werden. 1999 übernahm eine Firma Allbrass aus Holland, ein Spezialist im Warmpressen von Messingteilen das Unternehmen Siedle. 2022 wurde die gesamte Produktion nach Holland verlegt.

Ein Unternehmen „SSS Siedle“ in Furtwangen blieb als Unternehmen von den drei Brüdern übrig und wird als Familienholding von fremden Managern geführt.

Nebenbei bemerkt war das 6. Kind von Matthäus Siedle, der Mathias (1770-1846), einer der bedeutendsten Spieluhrmacher, der in Gütenbach wirkte.

Freitag, 7. November 2025

Was verbirgt sich hinter der Wiesentalbahn?

Einweihung 1889 in Todtnau

Die heutige Wiesentalbahn ist eine 29 km lange elektrifizierte Hauptbahn vom Badischen Bahnhof in Basel immer der Wiese entlang –anfangs auf schweizerischen Gebiet, über Lörrach, Schopfheim nach Zell i. W. (Siehe Was verbirgt sich hinter dem Badischen Bahnhof in Basel?)

Was staatliche Stellen nicht geschafft hatten, gelang einer privaten Initiative. Mit Hilfe Basler Industriellen, die Produktionsstätten im Wiesental oder zumindest wirtschaftliche Interessen hatten, wurde eine private Eisenbahn, die „Wiesental-Eisenbahn-Gesellschaft AG“, 1860 gegründet. Der Badische Bahnhof war also ursprünglich der Kopfbahnhof der Wiesentalbahn und führt mit 4 km über Schweizer Gebiet mit mehreren Haltestellen.1862 wurde das erste Teilstück bis Schopfheim eingeweiht.

1876 wurde die „Hintere Wiesentalbahn“ zwischen Schopfheim und Zell i. W. durch die private „Schopfheim-Zeller Eisenbahn-Gesellschaft“ in Betrieb genommen. Die 1889 durch Großherzog Friedrich I eingeweihte Fortsetzung von Zell i.W. nach Todtnau als „Obere Wiesentalbahn“ wurde aber als Schmalspurbahn, wie für Nebenbahnen üblich, erstellt. Um die verstärkte Nachfrage der Gewerbebetriebe nach Güterverkehr zu befriedigen, wurden normalspurige Güterwagen auf Rollböcke geführt, um die verstärkte Nachfrage zu bedienen. Dieser Abschnitt der „Oberen Wiesentalbahn“ wurde in den 1960er Jahren stillgelegt und zu einem Bahntrassenweg umgebaut.

Das Deutsche Reich verlangte vom Großherzogtum Baden aus militärischen Gründen eine leistungsfähige Eisenbahn Weil – Säckingen. Für vorhandene Strecke Weil-Schopfheim sollte die Wiesentalstrecke mitbenutzt werden. Aus diesem Grunde kaufte das Großherzogtum 1889 die gesamte Strecke Basel – Zell i. W. und gliederte sie in die Großherzoglichen Badischen Staatsbahnen ein. Wie immer, wenn das Militär mitbestimmt, war es möglich, dass die Strecke mit der Wehratalbahn als eine der ersten in Deutschland elektrifiziert wurden. Allerdings war es verboten, die schweizerischen Haltestellen zwischen Badischen Bahnhof und der Grenze zu bedienen.

Natürlich war der Wunsch verständlich, eine Verbindung vom oberen Wiesental Richtung Freiburg zu bekommen. Der Verwaltungsmittelpunkt hat sich nach der Säkularisierung von St Blasien nach Freiburg verlagert. Außerdem wollte man nicht unbedingt im Ausland und im teuren Basel sondern in Freiburg einkaufen.

Die kürzeste Strecke von 22 km wäre Todtnau, Brandenberg, Fahl, ein 4,5 km langen Tunnel unter dem Feldberg bis St Wilhelm, Oberried und Kirchzarten mit Anschluss an die Höllentalbahn zu bauen. Kosten wären allerdings 15,4 RM gewesen. Als Alternative wurde die Lösung Untertunnelung des Feldbergs mit Richtung Titisee oder Schluchsee vorgeschlagen. Die Untertunnelung wäre kürzer, aber ein Höhenunterschied von 300 Meter wäre zu überwinden gewesen.  Hinzu gekommen wäre, dass die gesamte Strecke von Zell i. W. bis Todtnau auf Normalspur hätte gebracht werden müssen, denn sie war ja nur eine Schmalspurbahn. Die Lösungen wurden wegen der hohen Kosten bis zum 1. Weltkrieg diskutiert und verschwanden dann in der Versenkung.

Ankunft der Skifahrer in Todtnau, Weiterfahrt per Bus zum Feldberg