| Salomon Siedle 1830-1890 |
Mathäus Siedle (1757-1816) stammt vom Bregenbachhof in Neukirch, heute ein Ortsteil von Furtwangen, bewirtschaftete ab 1794 den Hof. Er baute zum Hof eine Gießerei, um Metallglocken zu gießen, die die Glasglocken bei den Uhrenbauern ablösten. Sein Sohn Salomon (1787-1857), auch Bregeme-Salomon genannt, erlernte das Glockengießen bei seinem Vater und erwarb 1816 den Oberbregenbachhof, der früher vom Bregenbachhof abgetrennt worden war. Drei Söhne erlernten bei ihm das Glockengießen:
Salomom II
(1830-1890) zog 1868 nach Furtwangen und betrieb dort eine Gießerei. Die
inneren Teilen der Uhr wurden in Sandformen aus fließendem Metall gegossen,
nach Erkaltung derselben mit einer Zange abgebrochen, sortiert, im Rauhen fein
gedrechselt und auf besonderen Maschinen mit Zähnen versehen. Die
Messingrohlinge wurden also einzeln verzahnt. Später wurden die Zahnräder aus
dem Rohling gestanzt. Auf Anregung seines Sohnes Robert, steigt Salomom II
Siedle in die Prodiktion elektrotechnischer Artikel ein: 1887 beginnt Siedle
wegweisend mit dem Telefonbau. 1884 kommt es zur Gründung der Firma „S. Siedle
& Söhne“ (SSS Siedle) Die Furtwanger Zulieferer spürten natürlich auch den
weltweiten Konkurrenzkampf der Uhrenhersteller. Deswegen zog sich Siedle sich
langsam aus dem Uhrengewerbe zurück und widmete sich ab 1900 den
Fernsprechapparaten und deren Zubehör zu. Damit wandelte sich Siedle gegen Ende
des 19. Jahrhunderts zum deutschen Pionier der Telegrafie und Telefonie. Wegen
des Fernmeldemonopols der Post 1928 spezialisierte sich „SSS Siedle“ auf Haus-
und Fernsprechanlagen. Horst Siedle (1938-2019) führte ab 1970 bis 2019 das
Unternehmen und danach seine Frau, Gabriele bis 2023 das Unternehmen mit knapp
500 Mitarbeitern zur heutigen Größe. Siehe: Was verbirgt sich hinter dem
Schwarzwälder Unternehmen „S. Siedle & Söhne“.
Vinzens gründete
1836 in Triberg eine Gießerei, um Uhrenräder und anderes für die Uhrenindustrie
zu gießen. Mit von ihm erfundenen und Wasserkraft betriebenen Maschinen
verzahnt Siedle 1858 Rohlingen zu Zahnrädern und zwar zum gleichen Preis wie
der rohe Guss. Aber auch Ketten werden maschinell hergestellt. 1873 traten die
Söhne Alfred und Hubert in die elterliche Firma ein. Zur Messinggießerei kam
noch die Eisengießerei hinzu, so dass 400 Mitarbeiter beschäftigt wurden. Durch
unglückliche Dispositionen kam es 1901 zur Liquidation des Unternehmens.
Josef gründete
1854 in Schönwald eine Gießerei, die er schon 1905 nach Vöhrenbach verlegte, da
es in Schönwald keine Erweiterungsmöglichkeit gab und Vöhrenbach zusätzlich einen
Eisenbahnanschluss ermöglichte. Mit seinen Söhnen und mehreren Hilfsarbeitern
goss er hauptsächlich Fahrradglocken. Ein weiterer Bruder, Paul (1889-1976),
stieß hinzu und sie verlegten den Betrieb 1920 in einen Neubau in der Nähe des
Bahnhofes und firmierten „Gebrüder Siedle, Glocken-Gießerei und Galvanisierungsanstalt“.
Mit der Elektrizität kamen elektrische Läutwerke an der Haustür, bis zu
Läutwerken für Straßenbahnen hinzu. 1925 wurde ein Presswerk hinzu gebaut, denn
zahlreiche Gegenstände für Maschinen lassen sich anstatt formen und gießen, in
einer Warmpressverformung in einem Arbeitsgang herstellen. Die Gießerei ging
zurück und eröffnete der Presstechnik ein neues Tätigkeitsfeld. In den 60er Jahren
kam das Hohlschmieden von Konstruktionsteilen hinzu d.h. die Teile werden am
Computer entwickelt, bis der Kunden die Teile genehmigt, die dann erst
gefertigt werden. 1999 übernahm eine Firma Allbrass aus Holland, ein Spezialist
im Warmpressen von Messingteilen das Unternehmen Siedle. 2022 wurde die gesamte
Produktion nach Holland verlegt.
Ein Unternehmen
„SSS Siedle“ in Furtwangen blieb als Unternehmen von den drei Brüdern übrig und
wird als Familienholding von fremden Managern geführt.
Nebenbei bemerkt
war das 6. Kind von Matthäus Siedle, der Mathias (1770-1846), einer der
bedeutendsten Spieluhrmacher, der in Gütenbach wirkte.