| Köpfer als Skilehrer |
Ende des 19. Jahrhunderts war auch im Schwarzwald die Zeit für die Schneeschuhe gekommen, wie die Skier damals hießen: 1888 ließ sich der ehemalige Schiffsarzt Dr August Tholus aus Todtnau diese kommen, um sie bei seinen Patientenbesuche einzusetzen. Aber Körperfülle und Ungeschicktlichkeit ließen die Angelegenheit scheitern. 1891 fuhr der französische Diplomat Dr Pillet mit Schneeschuhen auf dem Feldberg. Ein vorbeikommender Bauer fragte ihn, woher er das Fasnachtskostüm habe? Im gleichen Jahr tauchten in Schönwald die ersten Norweger zum Erstaunen der Bewohner auf Schneeschuhen auf.
So geschah es auch
dem 12 jährigen Ernst Köpfer in der Schule Bernaus. Im Winter 1890 schaute er
gelangweilt zum Fenster in die herrliche Schneelandschaft hinaus. Als plötzlich
sechs Männer mit langen Brettern sich im tiefen Schnee elegant fortbewegten.
Neugierig folgte er nach Unterrichtsende der Spur im Schnee und sah die Bretter
vor dem Gasthaus „Schwanen“ an der Wand sehen. Die Gäste waren wohl eingekehrt.
Er machte sich gleich Notizen und Skizzen auf seiner Schiefertafel über das,
was ihn fasziniert hat. „Vater i ha öbbis gseh, undas hät mir gfalle un des git
bestimmt emol e Gschäft!“ Soweit der überlieferte Satz des Jungen.
Sein Vater, ein
Holzschneffler, der in seiner Werkstatt Krauthobel fertigte, ließ sich vom Gesehenen
des Sohnes begeistern. Sie probierten verschieden Hölzer aus, sägten und
hobelten bis sie glaubten, das richtige Maß gefunden zu haben. Die gebogen
Spitze erreichten sie durch Anwärmen des Holzes, um es dann eine Woche über ein
Wagenrad zu spannen. Die Bindung ermöglichte eine aufgeschraubte
Rinderlederkappe, in der die Schuhspitze steckte, eine Schlinge aus
Fettgarleder umschloss die Ferse, eine Schnalle gab Halt und ermöglichte das
Laufen. Ein Fangband verhinderte, beim Sturz, dass der Ski sich selbstständig
machte.
Mit den ersten
handproduzierten Skiern erlernte Ernst 1892 das Skifahren, damals nur mit einem
Stock als Bremse. Im gleichen Jahr endete für Ernst die Schulpflicht und
sogleich konnte er bei seinem Vater in die Lehre gehen. 1896 kauften die
Gendarmerie und Forstbeamte ihre ersten Skier bei Köpfer. Genauso wie die
Einheimischen anstanden, um an Skier zu kommen. Ein völlig neues Lebensgefühl
mit den Skiern auf dem Weg zur Schule. Auch der „Feldberger Hof“, der
Anziehungspunkt für begeisterte Skifahrer, kaufte Skier bei Köpfer in Bernau.
Was lag näher, als
eine Firma „Karl Köpfer Söhne, mechanische Skier- und Holzwarenfabrik“ zu
gründen. Der Bedarf von Skiern stieg so stark an, dass die Einzelfertigung
völlig überfordert war und zur Serienfertigung umgestellt werden musste. Die
gemachte Erfahrungen führte zur Modellierung der Skier: Neben dem gefundenen
Taillierung wurde auch das Längsprofil genau bestimmt. Am stärksten war der Ski
unter der Fußsohle und flachte allmählich zur Spitze und Ende jeweils ab,
aber nicht auf ganzer Breite, sondern es
blieb ein Kern durch seitliches Abfräsen stehen. Dadurch kamen erstmals
Maschinen zum Einsatz, ebenso für die Spurrille auf der Unterseite. Sie war zum
Spurhalten erforderlich.
Am 5. Februar
meldetet Ernst Köpfer für seine Firma beim Kaiserlichen Patent- und Markenamt
in Berlin für seine Skier die „Marke Feldberg“ an. In den folgenden 60 Jahren
gingen ca. 10.000 paar Ski aus Bernau in die Welt. Veränderungen an den Skiern
gab es nur durch eine Metallkante an den Seiten in den 40er Jahren. Mehrfache
Verbesserungen gab es an den Bindungen, um das das Lenken der Skier und das
Abheben der Ferse während des Laufens möglich zu machen. Knochenbrüche und
Verrenkungen konnten dadurch verringert werden.
Köpfer perfektionierte für sich das Skilaufen, erzielt 40 Siege bei Wettbewerben, wurde 1940 staatlicher Sportwart. 1953 legte Ernst Köpfer die Skier aus der Hand und verstarb im gleichen Jahr. Sein Enkel, Walter Strohmeier, richtete im Geburtshaus seines Großvaters das „Ski Köpfer Museum“ in Bernau ein.
| Köpfer mit Skiflyer |


