Freitag, 20. Juni 2025

Was verbirgt sich hinter den Wein-Kuriositäten am Schwarzwaldrand?


Im äußersten Süd-Westen Deutschlands liegt das Markgräflerland. Aber hier beginnt gleich die Schwierigkeit: Ursprünglich war dies die ehemaligen Herrschaften Sauseburg, Rötteln und Badenweiler, später war es das Gebiet, das zur Markgrafschaft Baden-Durlach gehörte und protestantisches Gebiet im katholischen Vorderösterreich war. Die Weinliebhaber bezeichnen aber es als das Gebiet vom Hochrhein bis südlich von Freiburg wo eben der Markgräfler-Wein angebaut wird.

Der typische Markgräfler-Wein ist der Gutedel, der in diesem rund 3000 Hektar großen Weingebiet angepflanzt und auch nur hier getrunken wird. Eine sehr alte Weinsorte, die 1780 vom Mark Karl Friedrich von Baden aus der Schweiz, vom Nordufer des Genfer Sees gelegenen Vevey, ins Markgräflerland gebracht worden sein soll. Dort ist er als Fendant und in Frankreich als Chasselas bekannt. Allerdings gibt es auch Weinexperten, die behaupten, dass die Römer die Weinrebe über die Alpen gebracht hätten und diese in der Badenweiler Gegend angebaut hätten.

Erstaunen gibt es, wenn Weintrinker in der mittleren Ortenau einen Riesling bestellen und einen Klingelberg serviert bekommen. Zumindest ist dies in den Weinorten Oberkirch, Ortenberg und Offenburg üblich. Der Schlossberg bei Durbach hat ein Gewann namens Klingelberg, den obersten Teil des Schlossbergs direkt bei Schloss Staufenburg. Der Markgraf Carl Friedrich von Baden hatte 1782 dort erstmals 2200 Rieslingreben gepflanzt. Da früher Eisenerz dort verhüttet wurde, stießen die Winzer mit ihren Hacken immer wieder auf Eisenerzklumpen, die einen klingenden Ton ergaben. Daher der Name für einen guten Riesling aus der mittleren Ortenau.

Im Weinbaugebiet der mittleren Ortenau liegt der bekannte Weinort Durbach, eingemeindet nach Offenburg. Hier werden 430 Hektar Rebflächen bewirtschaftet. Dominant im Anbau ist hier Savagnin Rose oder Roter Traminer, der hier als Clevner bezeichnet wird, sonst bekannt als Gewürztraminer, im Elsaß als Weißburgunder oder Pinot blanc auf dem Markt. Nicht zu verwechseln mit dem blauen Frühburgunder in Württemberg, der dort ebenfalls Clevner genannt wird. Der Name kommt von der Stadt Cleven –altdeutscher Name für Chiavenna, eine kleine Gemeinde in der Provinz Sondrio Lombardei.

Überraschend für auswärtige Weintrinker taucht außerhalb Mainfrankens im Vorland von Baden-Baden die Boxbeutelflasche auf. Sehr zum Unmut und Ärger der Franken werden bei den Winzergenossenschaften Neuweier, Varnhalt, Steinbach und Umweg die besseren Gewächse in der publikumswirksamen Bocksbeutelflasche abgefüllt. Dieser Unsitte –in fränkischen Augen- sollte endlich ein Riegel vorgeschoben werden.

 

Die gründliche, fränkische Recherche ergab: Franz-Philipp, Freiherr von Katzenellenbogen, gestorben im Jahre 1816, hatte als letzter seines Geschlechtes den gesamten Familienbesitz in Neuweier, Mainz und Würzburg in einer Hand. Gleichzeitig war er auch Bischof von Eichstätt in Mittelfranken. Er ließ sich den Wein aus seinen Neuweierischen Rebbergen in Bocksbeutelflaschen abfüllen und zusenden. So hat sich nachweislich der Bocksbeutel im Schlossgut Neuweier eingebürgert. Zähneknirschend mussten dies die Franken aus historischen Gründen zugestehen.

 

Seit dem Jahre 1923 hatten neben dem Schlossgut auch die Neuweierischen Winzer unangefochten, weil zunächst unbemerkt, ihre besten Gewächse auch in Bocksbeutel Flaschen abgefüllt. Diese Bocksbeutel Exklave am Oberrhein wurde 1960 um die Winzergenossenschaften Neuweier, Varnhalt, Steinbach und Umwegen legal erweitert.

 

Freitag, 6. Juni 2025

Was verbirgt sich hinter dem Sterben der Uhrmacherfabriken im Hochschwarzwald?

Lorenz Furtwängler 1807-1866 als Uhrenträger

In den Städten Triberg, Furtwangen, Neustadt und Lenzkirch und deren Umgebung gab es eine Vielzahl von Uhrmacher und Uhrmachermanufakturen, die ihre Uhren hinaus in die Welt tragen ließen. Produziert wurden Kuckucks- und Stockuhren, Regulatoren, Bodenstand-, Bürouhren und Wecker.

 

Bekannt, um nur einige zu nennen, waren Lorenz Furtwängler & Söhne (LFS) aus Furtwangen, Schöpperle & Hauser die spätere Aktiengesellschaft für Uhrenfabrikation in Lenzkirch, Uhrenfabrik Winterhalder & Hofmeier in Neustadt wie auch letztlich die Badische Uhrenfabrik (BadU) in Furtwangen. Am Beispiel von LFS wird die Problematik aufgezeigt.

 

Lorenz Furtwängler (1807-1866), ein tüchtiger Uhrmachermeister, begann 1836 in Gütenbach später im Schwefeldobel von Neukirch Uhren herzustellen, so wie viele Uhrmachermanufakturen begannen. Vier seiner Söhne führten das Unternehmen nach seinem Tode weiter und übersiedelten 1868 mit ihrem Betrieb nach Furtwangen, da die notwendige Wasserkraft vorhanden war. 1882 kam eine Dampfmaschine dazu, denn das Werk war auf industrielle Produktion umgestellt worden. Es wurden nicht nur Uhrwerke produziert sondern auch die  gesamte Gehäuseproduktion integriert.

 

Es wurden Wand- und Bodenstandsuhren aber auch Wecker hergestellt. LFS erlangte mit ihren Uhren Weltruf und zählte zu den ältesten und maßgebendsten Hersteller für massive Großuhren in Deutschland. Wie auch die anderen Firmen wurden im In- und Ausland zahlreiche Auszeichnungen und Medaillen abgeräumt.

 

Mit dem Erfolg der Uhrenmanufakturen kam das schnelle Wachstum, und das musste finanziert werden. Fremde Kapitalgeber oder Unternehmenszusammenschlüsse waren notwendig, um die laufende Expansion zu finanzieren. So wurde auch LFS  1895 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. 1898 waren 143 Mitarbeiter beschäftigt.  Dies war nicht genug, LFS suchte den Zusammenschluss mit dem Schiele & Bruchsaler-Industriekonzern Baden-Baden. 1900 nutzte man die Erfahrung des Georg Stehling, der ein geschätzter Spezialist für Großuhren war.

 

Nach und nach schieden die Lorenzbrüder altershalber aus und Georg Stehling wurde immer mehr die leitende Figur des Unternehmens. Um zur Versorgung des russischen und polnischen Marktes hatte man in Warschau eine Weckerfabrik gegründet. LFS beschäftigte 1925 über 500 Arbeitskräfte.

 

Wie viele andere Schwarzwälder Uhrenfabriken wollte man nicht nach dem Ersten Weltkrieg und in den 20er Jahre des 20. Jahrhunderts auf die billigere amerikanische Uhrenproduktion umzustellen. Man blieb bei der qualitativ hochwertigen aber teuren Uhrenproduktion. Die Firmenleitung von LFS versuchte alternativ auf den wachsenden Markt der Schreibmaschine aufzuspringen und brachte 1925 eine namens „Cardinal“ auf den Markt. Von soliden Uhren verstand die Unternehmensleitung etwas, die Probleme der Schreibmaschine bekam sie aber nicht in den Griff. Damit war das Aus von LFS eingeläutet.

Das Geschäft mit den amerikanischen Uhren und deren Produktionsmethoden machten die Firmen Junghans in Schramberg, Mauthe, Kienzle in Schwenningen und Kaiser in Villingen. Aber sie standen alle Anfang der 50er Jahre vor dem gleichen Problem, dass sie die Umstellung auf das neue  Zeitalter von elektrischen Uhren und später in den 70er Jahren das Quarzzeitalter verpassten, da sie beim alten Produkt und deren Produktionsmethoden verharrten.

 

 

Donnerstag, 29. Mai 2025

Was verbirgt sich hinter den zwei Bahnhöfen von Freudenstadt?

Stadtbahnhof Freudenstadt

1879 erhielt Freudenstadt durch den Bau der Eisenbahn von Eutingen her den Anschluss an die Gäubahn und die Verbindung zur großen Welt war hergestellt. Damit war die Voraussetzung
  des Aufstiegs zur Tourismusstadt gelegt. Durch die geplante Weiterführung der Bahnstrecke ins Kinzigtal 1806 mit Verbindung zur Schwarzwaldbahn in Hausach, wurde der Bahnhof außerhalb von Freudenstadt süd-östlich der Stadt gebaut.

1898 beschloss der Landtag des Königreichs Württemberg, Freudenstadt mit einer Eisenbahnstrecke und den Manufakturen in Friedrichstal sowie dem oberen Murgtal bis Klosterreichenbach zu verbinden. Wenn nur die Steilstrecke von 5% im Christophstal nach Freudenstadt nicht wäre. Diskutiert wurde eine Tunnellösung unter Freudenstadt, um die Steigung zu umgehen oder eine oberirdische Führung mit einem Stadtbahnhof in Scheitellage. Möglichkeit hierfür bot die gerade erprobte Zahnstange mittig im Gleis, mit deren Hilfe die Lokomotiven die Steigung erklimmen konnten. Die Euphorie über die Zahnstange war so groß, dass es Eisenbahnpläne gab, den Gotthard-Pass mit Hilfe einer solchen zu überwinden.

Schon allein aus finanziellen Erwägungen entschied sich Württemberg für die Zahnstangenlösung, vor allem weil eine durchgehende Verbindung durch das Murgtal erst 1928 möglich wegen der unterschiedlichen Interessen zwischen Baden und Württemberg war.

Für die 1901 fertiggestellte Bahnstrecke mit der Zahnstange wurde die württembergische Lokomotive FZ mit 3 Treib- und einer Laufachse, 54 t schwer, eingesetzt. Die Reisezugwagen 2. und 3. Klasse, Packwagen für Post- und Expressgut hatten Bremsen, die vom Lokführer gesteuert werden konnten. Bei Güterzügen mussten extra Bremser mitfahren, die die Spindelbremsen per Hand bedienen mussten, zuzüglich einem Packwagen, der zur Sicherheit vom Lokführer gebremst wurde.

Fuhr ein Zug von Freudenstadt Hbf nach Klosrreichenbach startete er mit mäßiger Geschwindigkeit und schon nach etwa einem Kilometer, kurz nachdem der Zug die Wittlensweiler Straße in Freudenstadt passiert hatte, musste er zum Einfädeln in die Zahnstange am Beginn der 4,6 prozentigen Steigung auf Schrittgeschwindigkeit bremsen. Erst dann durfte auf 20 km/h beschleunigt werden. Die Zahnstange endete am Stadtbahnhof. Hier konnte dann auch die Schublock abgehängt werden. Bei der Weiterfahrt musste direkt nach dem Bahnübergang Karl-von Hahn-Straße wieder in die Zahnstange eingefädelt werden. Mit 20 km/h ging es die Steilstrecke durch das Christophstal bis Friedrichstal, wo auch die Zahnstange endete. Mit 40 km/h ging es  dann nach Baiersbronn und Klosterreichenbach.

Die Reichsregierung hat in einem großen Investitionsprogramm 1936/37 die Zahnradloks durch Reibungsloks T 161 ersetzt. Sie hatten obligatorisch einen Sandstreuer für eine bessere Reibung und einen verlängerten Wasserstand im Kessel, falls bei Bergfahrten zu wenig Wasser in diesem war. So konnten gegen Explosionen des Kessels vorgesorgt werden. Diese bewältigten die Steigung im Christophstal ohne Zahnstange. Natürlich war in der Übergangszeit bei Bergfahrten immer noch eine Schublok mit Zahnstange dabei. Allerdings verschwanden dann Ende 1929 die Zahnstangen bei den Bahnübergängen, um mittlerweile die üblichen Luftreifen der Kraftfahrzeuge zu schonen.

Im Jahr 1928 wurde die Murgtaleisenbahn durchgehend befahrbar freigegeben. Allerdings mussten die badischen Lokomotiven immer bis ins württembergische Klosterreichenbach fahren, denn dort gab es eine Drehscheibe für die Lokomotive. Eine dreistündige Rückwärtsfahrt bis Karlsruhe war für das Personal nur schwer zuzumuten. Erst ab 1951 war es möglich am Grenzbahnhof Schönmünzach den Lokwechsel vorzunehmen.

Hauptbahnhof Freudenstadt


Freitag, 23. Mai 2025

Was verbirgt sich hinter "Pro Seniore" in Friedenweiler?


Der Reisende kann heute auf der B 31 von Freiburg kommend, Titisee  an Löffingen vorbei den Schwarzwald queren. Dabei passiert er das kleine Friedenweiler, das heute mit dem südlichen liegenden Rötenbach, ein früher bekanntes Geigenbaudorf, eine Gemeinde bildet. In der Dorf Mitte liegt das „Pro Seniore“ Pflegeheim für betreutes Wohnen neben der Kirche. Es beherbergt 63 Pflegeplätze und ist nicht weniger als die Reste des ehemaligen Klosters Friedenweiler.

1123 kam ein Tauschvertrag zwischen den Abt Odalrich vom Kloster Reichenbach und den Abt Werinherr vom Kloster St Georgen zustande: Grund und Boden von Friedenweiler, das damals nicht besiedelte Fridenwilare, Löffingen wurden vom Kloster Reichenau an das Kloster St Georgen abgetreten, während auf der Baar ebenfalls zum Ersatz getauscht wurde. Auch die Vögte von Zähringen von St Georgen und Reichenau stimmten zu. 1139 erfolgte die päpstliche Bestätigung des Benediktinerinnenklosters Friedenweiler als Priorat des Klosters St Georgen, dem eine Meisterin vorstand und die vom Kloster Amtenhausen kamen. Der Vaterabt war der Abt von St. Georgen, die Vogtei lag zunächst bei den Zähringern, 1283 bei den Fürstenbergern.

Eine geglückte Aufgabe des Klosters Friedenweiler war in den nächsten 250 Jahren die Erschließung und Besiedelung der verschiedenen Täler des Hochschwarzwaldes vor allem der Raum Titisee, Langenordnach, Schollach und Friedenweiler. Darüber hinaus wurden Besitzungen im Breisgau und Baar sowie ab 1350 ein eigenes Haus in Freiburg „Zum Friedenweiler“ erworben.

Zwar wurde Friedenweiler 1525 von dem Bauernkrieg verschont, große Sorgen bereitete aber die Reformation. St Georgen wurde vom Herzog Ulrich von Württemberg vereinnahmt und 1532 säkularisiert. Übertritte und Nachwuchssorgen ließen die Anzahl der Benediktinerinnen sinken. Schließlich musste der Abt von St Georgen das Kloster bedingungslos an den protestantischen Graf Friedrich von Fürstenberg abtreten und wurde ab 1536 fremd verwaltet.

1570 stellte das Haus Fürstenberg das verwaiste Kloster wieder für den ursprünglichen Zweck zur Verfügung, denn das Haus Fürstenberg gehörte wieder der katholischen Konfession an. Eine Äbtissin des Klosters Lichtenthal zog mit 6 Nonnen und 2 Laienschwestern im Kloster Friedenweiler ein. Vaterabt der Zisterzienserinnen wurde der Abt von Tennenbach.

Die nächsten 200 Jahre waren wie bei vielen anderen Klöstern durch das Leid, Plünderungen, Seuchen und Zerstörung des 30jährigen Krieges und den Erbfolgekriegen bestimmt. Immer wieder mussten die Nonnen an sichere Orte fliehen. Schließlich brannte 1725 das Kloster mit Kirche gänzlich ab. Peter Thumb baute schließlich das Kloster in seinem barocken Aussehen  von 1725 bis 1729 wieder auf.

Das Haus Fürstenberg nahm 1802 das Kloster und deren Vermögenswerte in Besitz. Die Kirche wurde zur Pfarrkirche, die Klostergebäude teilweise Schwestern-Altenheim, später zudem Militärlazarett und Nebenresidenz der Fürstenberger. 1840 wurde auf dem Klosterareal und in den Klostergebäuden eine Brauerei eingerichtet. Von 1922 bis 1983 bestand in den Räumlichkeiten eine Kinderheilstätte, heute ist hier ein Alten- und Pflegeheim –Pro Seniore- untergebracht.

Beachtenswert der Hochaltar, ein Geschenk der bis 1810 bestehenden Abtei St Georgen in Villingen, dessen Mittelbild Maria Himmelfahrt thematisiert. Die Themen der beiden Seitenaltarbilder, der Tod Benedikts und die Lactatio des Bernhard von Clairvaux von 1585. Die Kirche ist dem hl Johannes der Täufer geweiht (Patrozinium 24.6.).

Votivbild 1795 Kloster Friedenweiler


Freitag, 16. Mai 2025

Was verbirgt sich hinter Vier Täler und Titisee-Neustadt?


Der Titisee war seit 1111 unter dem Namen “lacus Titumse“ bekannt aber eine geheimnisvolle ansonsten völlig unbekannte Gegend im Hochschwarzwald. Am Rande jeweils von ihm lagen Villingen und Freiburg alte Gründungen der Zähringer, die später den Fürsten zu Fürstenberg gehörten. So wurde schon um 1100 nachgewiesen, dass das Höllental die älteste Verbindung zwischen Villingen und Freiburg war. Der alte Weg von Villingen, über Vöhrenbach, Hammereisenbach, das spätere Neustadt, durch das Altenwegtal und die Falkensteig (Höllental) nach Freiburg war nur öfters durch Hochwasserschäden, fortgerissene Brücken und Wege für Fuhrwerke immer wieder unbefahrbar. So gewann schon 1310 der „nuwe weg“ immer mehr an Bedeutung. Die Straße wurde von Villingen nicht über Vöhrenbach gebaut sondern über Herzogenweiler, Fischerhof im Bregtal, Bregenbach, Urach hinauf zur Kalten Herberge. Von dort führte die Straße durch den Hohlen Graben, Thurner, Wagensteigtal, Burg und schließlich nach Freiburg. Damit gewann das Jostal als Weg zur Wagensteigverbindung an Bedeutung. Dazwischen lag das Schildwendetal als Seitental zum Jostal und weiter zwischen dem Altenwegtal das Spriegelsbachtal. Die vier Täler bildeten als Verwaltungseinheit 1525 die Vogtei Vier Täler mit eigenem Dorfgericht.

Vier Täler war seit jeher Fürstenberger Land. 1491 kamen Saig und Lenzkirch unter Fürstenberger Herrschaft dazu. Damit war auch das südliche Ufer des Titisees im Herrschaftsbereich der Fürstenberger, der 1806 auf das Großherzogtum Baden überging. Damit galten auch die Unteilbarkeit der Höfe und das Anerbenrecht und waren damit gesetzlich geschützt. Nach dem Übergang 1806 blieben die Bezeichnungen Vogt und Gericht beibehalten, wenn auch mit anderen Funktionen. Die Verwaltungsräume wurden in einem kleinen Rathausgebäude in der Spiegelhalde untergebracht. 1934 zog die Verwaltung in der vom Schwarzwaldhotel erbauten „Villa Jäger“ in Titisee.

Der Titisee war bis Mitte des 19. Jahrhunderts völlig unberührt. Es gab überhaupt nur 2 Höfe in der Nähe des Sees: den Seehof auf der Gemarkung Saig und den Hermeshof auf  der Gemarkung Vier Täler. Mit dem Bau der Straße um den Titisee zum Feldberg  mit Abzweigung in Bärental zum Schluchsee 1885, den Bau der Höllentalbahn 1887 und Dreiseenbahn 1928 kamen die Besucher, weckten Interesse an diesem schönen Fleckchen Erde. Als erste Fremdenverkehrseinrichtung wurde 1867 am See eine Blockhütte gebaut, 1873 das erste Hotel am See, das „Hotel Titisee“. Schon nach 10 Jahren wurde das Hotel auf die doppelte Größe ausgebaut. Nachdem die Entwicklung so rasch Fahrt aufnahm, wurde das Fremdenverkehrszentrum 1929 als kleinster Teil mit dem Namen „Titisee“ bezeichnet und gleichzeitig der Ortsname "Vier Täler" in "Titisee" umgewandelt.

1971 wurde Titisee (heute 2400 Einwohnern) mit Rudenberg (heute 180 Einwohnern) nach Neustadt (heute 9.500 Einwohnern) eingemeindet. Der neue Ortsnamen lautete ab dann Titisee-Neustadt. Im gleichen Jahr wurde ebenfalls Schwärzenbach (heute 250 Einwohnern) eingemeindet, 1973 kam Waldau (heute 400 Einwohnern) und 1974 Langenordnach (heute mit 240 Einwohnern) hinzu. Durch die Täler bedingt weist die Gemarkungsfläche 90 km² auf, damit ein Bevölkerungsdichte von nur 138 Einwohnern auf den km².

Allerdings besaß Titisee nur den kleinsten Teil vom Titisee, während den Großteil die Anliegergemeinden Hinterzarten und Saig am Südufer besaßen. Am 1.1.1978 stimmten die jetzige Gemeinde Lenzkirch-Saig zu, die Gemarkungsgrenze vom Südufer des Sees bis hinter die B 317 zurück zu verlegen. Dadurch kamen 53,45 ha –die Hälfte der Seefläche- zu Titisee-Neustadt. Die Gemeinde Hinterzarten hat am Nordufer 27,60 ha Seefläche abgegeben. So besaß Titisee von 107 ha Seefläche 95 ha  und Hinterzarten nur noch 12 ha. Soweit der Weg von der Bauerngemeinde „Vier Täler“ zur Fremdenverkehrsmetropole „Titisee“ mit nahezu 2 Millionen Besucher pro Jahr  am Titisee.

Vier Täler


Freitag, 9. Mai 2025

Was verbirgt sich hinter den Fressbädern im Dreisamtal?

Kybbad Kappel

Im ausgehenden Dreisamtal liegt der Ortsteil Littenweiler, der
  1914 nach Freiburg eingemeindet wurde. Kappel seit 1974 ein Ortsteil von Freiburg, liegt in einem südlichen Seitental des Dreisamtals am Fuße des Schauinsland.

1466 errichtet Benz Ved bei dem auf seinem vom Priorat Oberried gekauften „zuerst im Kappler Tal“ ein Bad, nachdem er „unten im Kibfelsen“ eine heilkräftige Quelle entdeckt hatte. Es handelte sich um kaltes Wasser, das aus einem alten Stollen austritt und das man als heilkräftig ansah. In Gutachten von 1568 und 1571 wird bestätigt, dass das Wasser des Kydbades Kupfer und etwas Schwefel enthalte. Es helfe gegen kalte Glieder, böse Augen,  Nieren- oder Blasengries, bei Beinbruch und Krätze.

Von 1586 wird berichtet, dass ein Prior des Kloster Oberried sein Amt verlor, weil er den lockeren Sitten des Bades erlegen war und sich mit einer „Weibsperson sehr eigentlich gehalten habe“. Das im 30jährigen Krieg eingegangene Bad wurde 1650 neu aufgebaut und erfreute sich regen Zuspruchs. Deswegen erließ der neue Prior des Klosters Oberried 1659 eine ausführliche Badeordnung, um das ausgelassene Leben im Bad nicht ausufern zu lassen. Die Badgästen hatten „mit reinen Hembden“ in die Bädekästen zu steigen, die Badknechte mussten das Wasser richtig wärmen, der Wirt hatte reichliche Speisen und gute Weine bereitzuhalten und auf ein sittsames Verhalten der Badegäste zu achten.

Französische Truppen des Marschalls Taillard zerstörten 1704 das Kybbad. Dadurch ruhte 130 Jahre der Badebetrieb. Ein Peter Roth, der den Hof landwirtschaftlich betrieb, wurde durch den Freiburger Archivregistrator Leichtlin auf das einstige Bad aufmerksam gemacht. Roth fand auf seinem Anwesen eine Quellfassung mit der Jahreszahl 1621. Im Jahre 1835 bestätigte eine Analyse des Wassers der Regierung, dass kaum Mineralien im Wasser vorhanden seien und wurde aus der Liste der Heilbäder gestrichen. Es konnte nur als Reinigungsbad mit Gastwirtschaft, also als „Freßbädle“ weitergeführt werden.

Im gleichen Jahr erhielt Roth durch die Regierung die Genehmigung zum Bau einer Restaurationswirtschaft, so lange das Bad besteht. 1850 wurde von amtlicher Seite ihm bestätigt, dass die Einrichtung des Kybbades zweckmäßig erscheine und die erforderliche Reinheit herrsche. Auch im Winter kamen bald Badegäste. 1896 berichtet das Bäderverzeichnis, dass das Bauernbädle gerne besucht werden würde. Allerdings konnte Peter Roth es wegen Eigenverschulden nicht halten. Das Bad wurde 1909 versteigert, 1910 von einem Ehepaar Hoven übernommen. 1915 wurde das Bad geschlossen.

Auch im Freiburger Vorort Littenweiler wurde 1841 beim Graben eines Brunnens eine Stahlquelle entdeckt, die mit der Kappler Eisenquelle Ähnlichkeit habe. Im Jahre 1844 errichtete der Freiburger Joseph Ziegler ein Badhaus. Er wollte die Wirtschaftsgerechtigkeit von der gekauften Gemeindestube auf sein Badhaus überragen. Das Landamt genehmigte dies aber nur, wenn das neue Haus nicht „Badstube“ genannt würde und keine Heilbäder sondern nur gewöhnliche Reinigungsbäder verabreichen würden. Der nächste Besitzer, Anton Pleiner, richtete 1855 einen Pferdeomnibus vom Schwabentor zu seinem „Bad“ ein.

Ein weiterer Badwirt, Karl Hensler, baute ein neues Badhaus mit Badzellen und Zimmern. Er veröffentlichte ein Büchlein „Das Bad Littenweiler bei Freiburg. Seine Heilkraft und Wirkung“. Die neu gefasste Quelle würden rheumatische Leiden, Blut- und Schleimflüsse, Hautkrankheiten sowie Schwächen des Nerven- und Muskelsystems geheilt. 100 Bäder könnten abgegeben werden. Eine Molke- und Schröpfanstalt seien angeschlossen. Die Quelle könne sich wegen des Eisengehalts mit Franzensbrunn und Marienbad vergleichen.

Noch 1915 ist vom Badhotel die Rede. Anfang der 20er Jahre wurde das Anwesen von den Gengenbacher Schwestern erworben, in den 30er Jahre wird es „Stahlbad“ genannt und heute ist es Altersheim.



Stahlbad Littenweiler

Freitag, 2. Mai 2025

Was verbirgt sich hinter dem Staufen Putsch 1848?


Staufen ein schmuckes Städtchen am Ausgang des Münstertals mit seinen knapp 10.000 Einwohnern, 770 erstmals urkundlich erwähnt, bekannt durch den  Blei- und Silberbergbau im Mittelalter, heute bekannt durch die Schladerer Obstbrände, berüchtigt durch die Geothermie-Bohrungen, die zur Hebung der Altstadt und Rissen in vielen Häusern geführt haben. Staufen schmückt sich mit dem Zusatz „Fauststadt“, weil Burgherr Anton von Staufen den Alchemisten, Astrologen und Schwarzkünstler als Goldmacher angestellt haben soll. Faust soll 1539 im Zimmer Nr 5 im Gasthaus Löwen bei einer Explosion ums Leben gekommen sein. Goethe hat die Begebenheit in der Tragödie „Faust“ 1790 beschrieben.

Gustav Karl Christian von Struve (1805-1870), der 1847 den Adelstitel abgelegt hatte, war neben Friedrich Hecker einer der führenden Köpfe der badischen Revolution 1848/49. Auf einer Volksversammlung zu Offenburg am 19. März 1848 verlangten Struve und Hecker in einer Erklärung eine Revision der Badischen Verfassung und ein deutsches Parlament. Nachdem der erste Putsch unter Hecker auf der Scheideck bei Kandern am 20. April 1848 blutig niedergeschlagen wurde, entkamen die Rädelsführer damals in die Schweiz.

Struve zog am 21. September 1848 mit Getreuen über Basel nach Lörrach, setzte die rote Fahne der Revolution, rief vom Rathaus die Deutsche Republik aus und gründete eine provisorische Regierung. Er ließ die Kassen beschlagnahmen und hob Truppen aus. Mit 600 bis 700 Mann rückte er gegen Freiburg vor, wobei eine Abteilung durchs Wiesental vorrücken sollte. Geplant war von dort nach Karlsruhe weiter zu ziehen. Dabei schlichen sich, je brenzliger die Situationen wurden, manche Freischäler wieder von dannen. Der kommandierende Löwenfels hatte seine liebe Not mit dem marschfaulen Haufen. So musste er den direkten Angriff auf Freiburg aufgeben. Die Freischäler sollten dafür von Heitersheim Richtung Todtnau ziehen und sich mit den Wiesentäler Freischäler vereinigen. Und die Kolonnen, die Rückendeckung und Flankenschutz geben sollten, hatten bei Erscheinen eines Trupps Dragoner schnell die Flucht ergriffen und erreichten dezimiert Staufen. Aber anstatt sich Richtung Gebirge zu verbarikadieren, ließen sie sich in den Wirtshäuser nieder und verlangten erstmal lärmend Verköstigungen. Struve ließ die Kasse von Staufen requirieren und rief die Republik aus.

An Aufbruch war nicht mehr zu denken. Also musste Löwenfels sich auf eine Verteidigung in Staufen einstellen, denn 800 Mann badische Truppen waren unter Generalleutnant Friedrich Hofmann von Freiburg kommend hinter ihnen her. Die sogenannten „Hoffmannstropfen“ bekamen den Freischälern in Staufen schlecht. Schafschützen, Dragoner folgten dem Beschuss der Sechspfünderkanonen nach Staufen hinein. Von den Freischälern kämpften nur die wenigsten, der Rest versuchte sich abzusetzen oder versteckte sich in den Häusern von Staufen. Nach zwei Stunden hatten die badischen Truppen dem Spuk ein Ende bereitet. Die verbarikadtierten Fenster mussten geöffnet werden, die Kriegskasse von Struve war gefunden, die Häuser wurde nach versteckten Freischälern durchsucht. Struve konnte mit seiner Frau versehen mit bäuerlicher Kleidung ins obere Münstertal und dann nach Wehr flüchten. Dort wurde erkannt und verhaftet. In Freiburg wurde er zu 8 Jahre Zuchthaus verurteilt.

Ein Kriegsverbrechen eignete sich nach der Niederschlagung des Putsches. Nach der Beerdigung des einzigen Gefallenen der badischen Truppen, stellten sich die Soldaten zur Parade auf dem Marktplatz auf. Da fiel aus einem der Häuser ein Schuss, sogleich ertönte der Ruf „die Freischäler kommen“! Beim Durchsuchen der Häuser wurden im Hinterhaus des Kreuzwirts 5 Musikanten herausgezerrt. Ein sechster entkam mit einer Bäckerverkleidung. Die 6 Musikanten sollten in Weil zu einer Hochzeit aufspielen. Die Freischäler zwangen sie aber als Militärmusik mitzukommen und Marschmusik zu spielen. Sie wurden auf der Stelle ohne Untersuchung erschossen, da die Soldaten glaubten, Freischäler vor sich zu haben.